Tore im richtigen Moment oder die Kunst der langen Einwürfe – FC St. Pauli kassiert erste Punktspielniederlage beim 1. FC Union Berlin

Markus Kauczinski, tief Luft holen nach der 1:4 Niederlage. © Foto: Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Feuer war ein Thema in Berlin, südlich der Hauptstadt brannte der Wald, Brandgeruch bis in das Stadtgebiet wahrnehmbar und bei den Eisernen sorgte ein defekter Kühlschrank zusätzlich für einen Feuereinsatz. Am Spieltag war wieder alles in Ordnung und wenn fußballerisch der Rasen brennt, muss die Feuerwehr nicht helfen. Der FC St. Pauli war mit der Empfehlung eines Start mit sechs Punkten in die Alte Försterei aufgebrochen. Der 1. FC Union ebenso noch ungeschlagen, konnte allerdings nur auf einen Start mit vier Punkten verweisen. Das Stadion ist immer ausverkauft, wenn der FC St. Pauli zum Punktspiel kommt. Ausverkauft ist das Stadion, wenn die Zuschauerzahl von 22.012 verkündet und an der Tafel erscheint.

In der ersten Halbzeit sahen die Kartenbesitzer eine zähe Partie. Gute Torchancen blieben Mangelware, die Akteure neutralisierten sich weitgehend. Machen wir es kurz, die klassische Nullnummer wurde geboten. Der Pausentee war schon bereit gestellt, der nächste Höhepunkt konnte eigentlich nur der Abpfiff der ersten Spielhälfte durch den Unparteiischen sein, da klingelte es. Grischa Prömel erzielte den Treffer aus einem Gewühl im Strafraum heraus. Jetzt kommt der Spruch, zu einem psychologisch ungünstigen Moment. Dem ganzen vorausgegangen war ein langer Einwurf von Unions Kapitän Christopher Trimmel in den Strafraum, den die Abwehr nicht geklärt bekam. Das Spiel lief weiter und es viel ein weiterer Treffer. Wieder ein langer Einwurf von Trimmel in den Strafraum, diesmal rutscht der Ball durch zu Akaki Gogia und ist drin. Es wurde ausgemessen, die Zeitspanne zwischen beiden Toren betrug 209 Sekunden, knapp vier Minuten, inklusive Torjubel und Anstoß. Plötzlich lagen die St. Pauli-Kicker mit 0:2 hinten und fragten sich wieso ? Eigentlich hatten wir alles im Griff.

In der zweiten Halbzeit rannten die einen einem Rückstand hinterher, während die anderen geschickt verteidigten und mehr Räume zum kontern hatten. So ein Konter brachte in der 57. Minute die Vorentscheidung. Sebastian Andersson wurde mit einem langen Pass von Manuel Schmiedebach bedient, gute Ballmitnahme, dem Hamburger Innenverteidiger Philipp Ziereis einen Knoten in die Beine gespielt und es stand 3:0 für die Eisernen. St. Pauli steckte nicht auf und kam in der 71. Minute zum 1:3 Anschluss. Neuzugang Henk Veerman hatte getroffen, sein Schuss wurde von Marvin Friedrich abgefälscht. Jetzt warfen sie alles nach vorn. Das letzte Tor der Begegnung schossen die Berliner aus Köpenick. Erneut war es Sebastian Andersson. Die Vorlage kam vom Robert Zulj, dem bisher letzten Neuzugang der Unioner. In der 90. Minute kam auch Julian Ryerson zu seinen ersten Pflichtspielminuten für seinen neuen Verein.

Taktik

Beide Trainer schickten ihre Teams mit einem 4-2-3-1-System auf den Rasen. Markus Kauczinski musste seine Abwehrreihe neu formieren und beorderte Marvin Knoll zusammen Ziereis auf Innenverteidiger-Position. Als Zielstürmer rückte für den verletzten Sami Allagui Dimitrios Diamantakos in die Startformation. Ab der 53. Minute löste Kauczinski die Doppelsechs auf und brachte einen zusätzlichen Stürmer, für den Kapitän Bernd Nehring kam der Niederländische Neuzugang Henk Veerman. Diese Maßnahme brachte weningstens den Ehrentreffer im Spiel.

Fazit

Union Trainer Urs Fischer überraschte mit zwei Personalien. Für Michael Parensen kam Florian Hübner und statt Marcel Hartel war Ex-Kapitän Felix Kroos beim Anpfiff mit dabei. Er spielte zentral im offensiven Mittelfeld, besetzte auch oft die Halbräume, wenn Grischa Prömel sich vertikal nach vorn bewegte.

Der 1. FC Union Berlin hatte nach mäßigen Beginn den Fußballgott auf seiner Seite. Der Doppelschlag kurz vor der Halbzeitpause stellte die Weichen auf Sieg. Bis zur Führung hatten die Eisernen viel Mühe, ins Spiel zu finden. Bis zum ersten Gegentor hatten die Gäste alles im Griff. Dieser Sieg beschert den Eisernen zusammen mit dem 1. FC Köln die Tabellenführung. Der FC St. Pauli kassierte die Niederlage in der Liga.

Stimmen zum Spiel

Daniel Buballa (Verteidiger FC St. Pauli): „Das ist sehr bitter, wir hatten eigentlich Union im Griff. Die Situationen vor den beiden ersten Gegentoren hätten wir besser klären müssen, es war aber auch viel Pech dabei.“

Mats Moeller-Daehli (Mittelfeld FC St. Pauli): „Bis zur 40. Minute war alles okay, wir hatten das Spiel unter Kontrolle, dann kamen zwei Tore gegen uns, verloren, in der nächsten Woche geht es weiter.“

Grischa Prömel (Mittelfeld 1. FC Union Berlin): „Wir arbeiten gut gegen den Ball und stehen als Mannschaft ganz gut, das ist Grundvoraussetzung in dieser Liga. Die beiden Tore kurz vor Halbzeitpause haben uns natürlich in die Karten gespielt. Mein Tor hat diesmal gezählt, war eine ähnliche Situation wie zuletzt in Jena.“

Sebastian Andersson (Stürmer 1. FC Union Berlin): „Es fühlt sich gut an. Das erste Tor war bedeutend für das Spiel, bis dahin war ausgeglichen. Über meine Tore bin ich froh, jetzt müssen wir uns auf das nächste Spiel konzentrieren.“

Markus Kauczinski (Trainer FC St. Pauli): „Die zwei Situationen vor den Gegentoren waren naiv verteidigt. Der Sieg für Union geht in Ordnung. Mit diesem Rückstand hast du gegen eine so starke Mannschaft keine Chance, trotzdem haben wir es versucht anzurennen.“

Urs Fischer (Trainer 1. FC Union Berlin): „Mit den ersten zwanzig Minuten war ich überhaupt nicht zufrieden. Wir standen zwar gut, haben aber zu viele Fehler gemacht. Nach dem 3:1 hatten wir Glück, dass nicht gleich ein weiterer Treffer gegen uns gefallen ist. Das Spiel wäre wieder offen gewesen. Es war insgesamt ausgeglichen, das zeigen auch die statistischen Werte.“

Spieldaten

1. FC Union Berlin
Tor: Rafal Gikiewicz Abwehr: Christopher Trimmel; Marvin Friedrich; Florian Hübner; Ken Reichel; Mittelfeld: Manuel Schmiedebach; Grischa Prömel; Felix Kroos (ab 77. Robert Zulj); Angriff: Simon Hedlund (ab 90. Julian Ryerson); Akaki Gogia (ab 71. Kenny Redondo); Sebastian Andersson 4-2-3-1
Trainer: Urs Fischer

FC St. Pauli
Tor: Robin Himmelmann Abwehr: Jeremy Dudziag; Ziereis Philipp; Marvin Knoll; Daniel Buballa (ab 87. Florian Carstens) Mittelfeld: Johannes Flum; Bernd Nehring (53. Henk Veerman); Mats Möller-Daehli; Christopher Buchtmann; Richard Neudecker; Angriff: Dimitrios Diamantakos (ab 62. Enver Sahin) 4-2-3-1
Trainer: Markus Kauczinski

Gelbe Karten
32. Min. Johannes Flum (FC St. Pauli)
38. Min. Christopher Buchtmann (FC St. Pauli)
64. Min. Enver Sahin (FC St. Pauli)
35. Min. Christopher Trimmel (1.FC Union Berlin)
76. Min. Kenny Redondo (1. FC Union Berlin)

Ergebnis: 4:1

Tore:
1:0 44. Min. 1:0 Grischa Prömel (1. FC Union Berlin)
2:0 45. Min 2:0 Akaki Gogia (1. FC Union Berlin)
3:0 57. Min. 3:0 Sebastian Andersson (1. FC Union Berlin)
3:1 71. Min. Henk Veerman (FC St. Pauli
4:1 88. Min. Sebastian Andersson (1. FC Union Berlin)

2. Fußball-Bundesliga, 3. Spieltag, 13:30 Uhr
1. FC Union Berlin – FC St. Pauli
Zuschauer: 22.012 Stadion Alte Försterei
Schiedsrichter: Sven Jablonski; ; Tim Skorczyk ; Viatcheslav Paltchikov; Roman Potemkin
Wetter: sommerliches Wetter 21 Grad, ideale Bedingungen

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