Schlagworte Rezension
Schlagwort: Rezension
Japan, mon amour? – Die Geschichte von „Yuki & Nina“ in...
Berlin (Weltexpress) - Selten findet man sie, diese besonderen, unscheinbaren Filme, die einfach schön sind. „Yuki und Nina“ ist eines dieser Kleinode. In berührenden Bildern erzählen der japanische Regisseur Nobuhiro Suwa und sein französischer Kollege Hippolyte Girardot von einer Kinderfreundschaft die durch Distanz auf die Probe gestellt wird und Distanz zu überwinden lernt. Um ein großes Ereignis geht es und dennoch geschieht nicht zu viel in diesem sanften Kinderfilm über die Freundinnen „Yuki & Nina“.
Oh Captain, mein Captain! – Ausgeträumt: Jean-Claude Janers „Sister Welsh ´s...
Berlin (Weltexpress) - Dass die Anfangsszene eines Films eine gute Reaktion auf dessen Qualität darstellt, ist eher selten der Fall. „Sister Welsh ´s Nights“ ist so eine Ausnahme. Für das filmische Niveau spricht es in diesem Fall nicht, im Gegenteil. Eine fromme Schwester hastet auf eine Felsklippe zu. Ein paar mal ruft sie verzweifelt über die See, dann stürzt sie sich in die Tiefe. Noch bevor die erste der zahllosen „Sister Welsh ´s Nights“ angebrochen ist, möchte man es jener Nonne gleich tun. Jean-Claude Janers „Les Nuits de Sister Welsh“ feiert im Programm der Berlinale Generations seine Weltpremiere. Seinen Debütfilm im Jugendgenre inszeniert der französische Regisseur als überzogene Liebesmär mit verkappter Moralbotschaft.
Meine liebe Herren Gesangsverein – Crayton Robey sucht „The Boys in...
Berlin (Weltexpress) – Wer sind „The Boys in the Band?“ Die Frage stellt Dokumentarfilmer Crayton Robey zu Anfang seines geistreichen Spurensuche „Making the Boys“. Es ist Christopher Street Day und keiner der Feiernden scheint „The Boys in the Band“ mit etwas zu verbinden. Nur einer überlegt skeptisch. Von so einem Film habe er mal gehört, ihn aber nie gesehen. Positive Assoziationen weckt der Film nicht – sofern sich überhaupt jemand an ihn erinnert. Unbekanntheit – vielleicht das traurigste Schicksal für ein einstiges Skandalwerk wie „The Boys in the Band“. Wer mitreden wollte, musste es gesehen haben. „Es gab dem Publikum jemanden, den sie guten Gewissens verachten konnten.“, sagt Edward Albee. „A Perverse Interest“ attestierte ihm einst Variety mehrdeutig. Carson Kressley aus der TV-Show „Queer eye for the Straight Guy“ bringt den damaligen Reiz des Stückes auf den Punkt:“Es war das erste mal, dass man offen schwule Charaktere auftreten sah.“
Welcher Preis, Hollywood? – Sergej Moya zeigt sein „Hollywood Drama“ bei...
Berlin (Weltexpress) – Nazis können die Deutschen am Besten. Da können die Kritiker sagen, was sie wollen. Nein, die Rede ist nicht von den Zuständen in Berlin Kaulsdorf-Nord (wer selbst dort gewohnt hat, weiß, wovon die Rede ist), sondern denen in Hollywood. Über jene drehte Sergej Moya seinen knappen Spielfilm. Ein echtes “Hollywood Drama“, das in der Filmstadt spielt und von dem harten Künstlerleben in ihr handelt. Bevor es zu dessen zweifellos von spektakulärem Erfolg gekrönter Aufführung auf diversen internationalen Festivals kommt, läuft es exklusiv auf der Berlinale. Und danach Cannés, L.A., Locarno – oder doch nur das Studentenfilmfest?
Eine flog über das Kuckucksnest – Porträt einer Psychose: Gamma Bak...
Berlin (Weltexpress) - Porträt einer Psychose: Gamma Bak setzt sich im Berlinale Forum mit ihrem „Schnupfen im Kopf“ auseinander.
Ewige Liebe geht durch den Magen – Wang Quan ´an eröffnet...
Berlin (Weltexpress) - Zwei unterschiedliche Zeichen nebeneinander, zwei Worte. Beides Buchstaben der selben Sprache, verbunden durch eine übergreifende Bedeutung. Der anspielungsreiche und zurückhaltende Titel, mit welchem die 60. Berlinale ihren Wettbewerb eröffnet, birgt all die großen Versprechungen von Wang Quan ´ans ruhigem Drama: die Geschichte historischer Trennung gespiegelt in der Geschichte eines durch diese Trennung auseinander gerissenen Paares, eine späte Liebe, ein unsicheres Wiedersehen. Keine dieser Hoffnungen an der Eröffnungsfilm erfüllt sich. „Tuan Yuan – Apart Together“ ist ein leise tragische Komödie, in der schwere Kost nur auf dem Esstisch zu finden ist.
Die Frau mit der Kamera – Helke Sander sinniert über „Die...
Berlin (Weltexpress) - „Das war schon die dritte Elektrolok, die vorbei fuhr. Aber wir warteten ja auf die letzte Dampflok.“ Die jungen Frauen, die gegenüber dem Bahndamm mit ihren Kameras warten, sind die freie Pressefotografin Edda und zwei andere Fotografinnen. Kolleginnen und Konkurrentinnen, „wartend auf ein der Veröffentlichung für wert erachtetes Ereignis.“ Die letzte Dampflok von West nach Ost im geteilten Berlin der siebziger Jahre. Mit trockenem Witz reflektiert die Regisseurin Helke Sander in ihrem 1977 entstandenen Film „Die allseitig reduzierte Persönlichkeit“ ihre eigenen Erfahrungen als freischaffende politisch und feministisch engagierte Künstlerin.
Im Krebsgang – Der Krabbenkutter war ihr Schicksal: Sabus sozialpolitische Groteske...
Berlin (Weltexpress) - Düsterkeit, Rauch, Enge. Dazwischen Männer, die sich abquälen und gequält werden, von grausamen Gestalten, die sie mit Knüppeln antreiben. Halb Dantesches Inferno, halb Chaplinesker Fließband-Betrieb aus „Modern Times“ ist die Szenerie des Berlinale-Beitrags „Kanikosen“. Kein Wunder, dass die Charaktere sich in der Hölle wähnen. Der japanische Regie-Individualist Sabu verfilmte Takiji Kobajashis gleichnamigen Roman von 1929 als modernen Kommentar auf Unterdrückung, Obrigkeitsgehorsam und Ausbeutung. Die literarische Vorlage gilt in Japan als Klassiker der sogenannten proletarischen Literatur, ein Markstein der Arbeiterbewegung. Sabu nähert sich der Geschichte über geknechtete Arbeiter eines Konservenfabrikschiffs mit der nötigen Respektlosigkeit.
Bilder, die lügen: Yael Hersonski berichtet in „Shtikat Haarchion – A...
Berlin (Weltexpress) - Die Bilder zeigen ein schönes Leben. Gut gekleidete Menschen wohnen in komfortablen Wohnungen. Sie gehen in feinen Restaurants essen und kaufen teure Spezialitäten. Die Stände auf dem Markt sind reich gefüllt. Und dazwischen die unbeschwerten Menschen, Einwohner des Warschauer jüdischen Ghettos. Es sind Bilder, die Hass erwecken sollen. Aus alten schwarz-weiß Aufnahmen, manche beschädigt oder vergilbt, rekonstruierte Yael Hersonski das Gerüst eines Werkzeugs, welches im zweiten Weltkrieg zur Vernichtung der Juden beitragen sollte. Die israelische Regisseurin rekonstruiert in ihrem enthüllenden Dokumentarfilm „Shtikat Haarchion“ ein in Vergessenheit geratenes Dokument der Massenmanipulation.
Bodyguard – Laura Poitras versucht in „The Oath“ die Mechanismen von...
Berlin (Weltexpress) - „Tom & Jerry“ findet der kleine Junge spannender als Politik. Sein Vater schaut gerade die Nachrichten im Fernsehen, der Sohn sagt, er möchte lieber Trickfilme gucken. Als der politische Beitrag vorbei ist, schaltet der Vater um. Und Tom jagt Jerry über den Fernsehbildschirm. Was wie eine gewöhnliche Alltagsszene klingt, ist in Laura Poitras Dokumentarfilm „The Oath“ keine. Denn der Vater ist Abu Jandal, Mitglied von Al Quaeda. Vier Jahre lang war er der Leibwächter von Osama bin Laden. In „The Oath“ begleitet Laura Poitras Jandal durch seinen Alltag. Anhand von persönlichen Gesprächen, Fernsehinterviews und Videoaufnahmen erforscht „The Oath“ die komplizierten Mechanismen zwischen dem von den USA ausgerufenen Krieg gegen den Terrorismus und der Macht der Al Quaeda im Irak.