Welcher Preis, Hollywood? – Sergej Moya zeigt sein „Hollywood Drama“ bei Berlinale Perspektive Deutsches Kino

„Mein Film ist eine Liebeserklärung an die Welt des Films und seiner Protagonisten, die immer im Konflikt zwischen Erfolg und Idealen stehen.“ Ideale und Konflikte lassen sich in der Handlung von „Hollywood Drama“ nur rudimentär ausmachen. Vielmehr erscheint das ganze als überlanger Sketch einer Vorabend-Sendung auf RTL2. Dass Moya Großes vorhat zeigt, dass sein „Hollywood Drama“ der Mittelteil einer Trilogie ist. „Blaue Periode“ nennt der Regisseur diese Gesamtwerk. Hatte die nicht Picasso und war der nicht ein Maler? Vor allem war Picasso ein Künstler. Eine Aussage, welche gemessen an seinem „Hollywood Drama“ über Moya eher gewagt wäre. Egal, Hauptsache es klingt anspruchsvoll. Dann geht es ihm sicher bald wie seinem Hauptprotagonisten Franz Arnold. Der hat seinen großen Durchbruch als Schauspieler in der Rolle eines Nazis. Wie geschrieben, die Deutschen können erstklassige Nazis, man denke an Conrad Veit („Casablanca“) und Christoph Waltz. Letzter ist Österreicher, aber alle erfolgreichen Österreicher sind sowieso quasi Deutsch: Sissi, Mozart, Falco – nur der eine nicht, der mit dem kleinen Schnurrbart!

Als Akteur ist Franz Arnold in “Hollywood Drama“ noch fanatischer als der Nazi-Scherge, den er spielen muss. Er steigert sich bis zur Persönlichkeitsauflösung in eine Rolle hinein. Ob „Hollywood Drama“ die Besessenen des Schauspiels hier verspotten oder ehren will, wird nicht ganz klar. Vermutlich letztes, denn über „Polanski, Kinski, Begnini“ und all die „anderen Deutschen“, deren Namen auf -i enden, wird gründlich hergezogen. Moment, Polanski ist doch gebürtiger Pole, Begnini Italiener und Kinski in der damaligen Freien Stadt Danzig geboren. So schnell kann die Prozedur der Einbürgerung gehen. Franz Arnold hofft wohl auch auf eine solche fixe Einbürgerung in die USA. Dorthin winken ihn „Bernd“ (Eichinger) und „Roland“ (Emmerich). Die große Rolle sieht allerdings anders aus, als Franz Arnold es sich erhofft hatte. Im Möhrenkostüm sitzt er mit einer Sinnkrise in seiner Garderobe und muss umständlich von seinem Regisseur Hugenrubel motiviert werden. Motivation braucht auch der Zuschauer nach Moyas betont witzigem, jedoch wenig amüsanten „Hollywood Drama“. Lediglich Szenenbild und Ausleuchtung sind leidlich gelungen an seiner Kurzfiktion. Vielleicht ereilt den Regisseur ein ähnliches Schicksal wie seinen Protagonisten Franz, der einen künstlerischen Absturz filmreifer Art erlebt. Bis dahin zittert man vor dem dritten Teil der „Blauen Periode“. Fortsetzung folgt – leider.

Titel: Hollywood Drama

Berlinale Perspektive Deutsches Kino

Land/ Jahr: Deutschland 2009

Genre: Kurzspielfilm

Regie und Drehbuch: Sergej Moya

Darsteller: Clemens Schick, Carlo Ljubek, Yolette Thomas, Nick Galemore, Marie Goyette

Laufzeit: 25 Minuten

Bewertung: *

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