Schlagworte Filmbesprechung
Schlagwort: Filmbesprechung
In den politischen Fußfesseln der Macht – Berlinale Wettbewerb: Roman Polanskis...
Berlin (Weltexpress) - Tatsächlich haben Polanski und Harris das Drehbuch für den Film nach dem Politkrimi ’Gost’ zusammen geschrieben und sind darüber zu Freunden geworden. Gewesene Freunde dagegen sind Autor Robert Harris und Tony Blair, der britische Premierminister, dem nach seinem devoten „Ja“ zum Irakkrieg der alte Freund Harris die Freundschaft aufkündigte. Öffentlich und dann noch niedergeschrieben in einem Thriller, der ein Welterfolg wurde, weil Harris gar nicht erst versuchte, seine Hauptfigur des britischen ehemaligen Premierministers Adam Lang fiktiv zu erklären, sondern – wie jetzt in Berlin auf der Pressekonferenz – der erste ist, der laut sagt, daß er damit Tony Blair gemeint habe. Dabei muß er nicht hinzufügen, daß die Details, von den Liebesbeziehungen angefangen, auf sein schriftstellerisches Konto gehen. Das versteht sich von selbst.
Brüderlein fein … – Berlinale Wettbewerb: „Submarino“ von Thomas Vinterberg
Berlin (Weltexpress) - Als ob alle Welt nur aus Männern bestünde und die männliche Problematik, sei sie durch die böse Mutter verursacht, auf jeden Fall aber durch die kaputte Familie, zum geheimen Leitthema dieser Berlinale würde, das kann man sich schon am dritten Tag des Filmfestivals fragen. Beeindruckende Männerschicksale, in denen den Frauen entweder die Verursacherrolle zukommt, oder die, die heilen, auf jeden Fall diejenigen, die die Arbeit machen, wenn Männer leiden und sich dem Leid entziehen, in dem sie es verdrängen, sprachlos werden und sich ihrer Gefühle zu entledigen versuchen.
Er pfeift, wann er will … und geht damit baden –...
Berlin (Weltexpress) - Harte Geschichte. Oft grauslich anzusehen. Aber wahr. Nicht wahr in dem Sinn, daß es ein stattgefundenes Ereignis war, das in das Theaterstück gegossen wurde, aus dem das Drehbuch entstand, das dem Film zugrunde liegt, sondern wahr in dem Sinn, daß es hätte passieren können oder schlimmer: jeden Tag passiert in Rumänien, einem Land, das sich immer noch im Übergang befindet, von einer paternalistischen diktatorischen Vergangenheit in eine Gegenwart, wo Selbstbestimmung herrscht - mit den in Demokratien üblichen Gepflogenheiten, daß Du nicht tun kannst, was Du willst, sondern an Gesetze und einen Verhaltenskodex gebunden bist. Nicht so die Hauptfigur Silviu (George Pistereanu), der pfeift, wann er will, denn so heißt der rumänische Titel übersetzt: Wenn ich pfeifen möchte, pfeife ich.
Dem Prozeß der Prozeß gemacht – Berlinale Wettbewerb: Allen Ginsbergs „Howl“...
Berlin (Weltexpress) - Ein solches, ein Geheul nämlich, stimmte der widerständige junge Ginsberg 1955 an, als er öffentlich sein das puritanische Amerika in den Grundfesten erschütterndes gleichnamiges Poem vortrug, wo er konnte, und von Gleichgesinnten gefeiert wurde. Das änderte sich, als zwei Jahr später die Druckfassung von Howl in San Francisco vor Gericht stand. Denn nicht er als Autor wurde dorthin zitiert, sondern sein Verleger, dem das Buch für immer verboten werden sollte wegen Oszönitäten und dem Gebrauch von - nicht notwendiger -Gassensprache. Vorsorglich jedoch wurden – Gefahr im Verzuge – erst einmal alle Bände dieser Kleinstauflage aus dem Verkehr gezogen. Dieser Film stellt nun zum einen den hochinteressanten Prozeßverlauf dar – das ’anständige’ Amerika als Ankläger und Sittenwächter der Nation, das verderbte als Angeklagter und ein am Schluß weiser Richter –, der mit einem glänzenden Freispruch endete, läßt aber in dem Film das Leben des Dichters Revue passieren und ihn auch immer wieder aus seinem Hauptwerk vortragen.
Heul doch! – „I ´m in Trouble“ denkt sich der Hauptcharakter...
Berlin (Weltexpress) - „Du heulst doch nicht etwa los, oder?“, fragt Sun-Woos Freundin ihn am Telefon. Doch, gleich ist es soweit, verrät dessen weinerliche Stimme. Sun-Woo beklagt sein vermeintliches Elend, aus tiefstem Selbstmitleid. Wiedereinmal. Leid tun kann einem der nicht mehr ganz junge Japaner. Immerhin ist er der Hauptcharakter, der in So Sang-mins Beitrag im Berlinale Forum „I ´m in Trouble“ von sich sagt. „Trouble“ ist in der schleppenden Komödie allerdings relativ. Essentielle Probleme hat keiner von Sang-mins Protagonisten.
Eines langen Tages Reise Jean-Francoise Caissy besucht in „La belle Visité“...
Berlin (Weltexpress) - „La belle Visité“ ist ein Film so still und karg wie die Landschaft, in welcher er sich abspielt. Für seine berührende Dokumentation „Journey ´s End“ spürte der franko-kanadische Regisseur Jean-Francois Caissy einen Ort auf, der entrückt scheint von der Hektik des 21. Jahrhunderts. Im ländlichen Quebec steht das unscheinbare alte Motel, in welches der Regisseur einlädt, auf einen kurzen, schönen Besuch, „La belle Visité“, wie Caissys Reportage im Original heißt. Die Gäste, welche hier logieren, ziehen nicht mehr weiter. Die alten Menschen sind am Ende ihrer Lebensreise angekommen. Auf dieser letzten Etappe sucht das bewegende Filmdokument sie auf. Für einen schönen Besuch.
Der Gefangene – Unerbittlich: Florian Schewes Drama „Lebendkontrolle“ bei Berlinale Perspektive...
Berlin (Weltexpress) - „Es wird ein bisschen später, Schatz. Dauert aber nicht lange.“ Kommt so ein Satz vom Protagonisten eines Dramas, wei゚ man sofort, dass Schlimmes bevorsteht. Entweder kommt derjenige total zu spät und etwas geht schief oder zuerst geht etwas schief und dann kommt er total zu spät. Ganz schlimm wird es, wenn er wider Erwarten pünktlich ist. Dann entpuppt sich 'pünktlich' als 'zur falschen Zeit am falschen Ort'. Und alles, aber auch alles geht unwiederbringlich schief. Letzte erleidet Florian Schewes Hauptcharakter in „Lebendkontrolle“. Schwese Drama im Programm der Berlinale Perspektive Deutsches Kino ist so knapp und prägnant Clemens Meyers Kurzgeschichte, auf der es basiert.
Ein Platz an der Sonne – Aljoscha Weskott und Marietta Kesting...
Berlin (Weltexpress) - „Dort haben wir uns gerne amüsiert.“ - „Es war immer schön dort, wenn man eine gute Zeit haben wollte.“ Wie aus einem Werbefilm klingen die Sätze. Doch sie kommen aus dem Herzen. Halb verschüttete Erinnerungen scheinen durch den Schleier der Nostalgie wie die blinkenden Lichter eines Vergnügungsparks. Jener alte Vergnügungspark ist das „Sunny Land“, auf dessen Spuren sich Aljoscha Weskott und Marietta Kesting in ihrem Dokumentarfilm begeben. Es gab dieses „Sunny Land“ tatsächlich, welches in einer Zeit des Hasses seine Tore für zärtliche Erinnerungen öffnete. „Sun City“, ein Vergnügungspark im Afrika der Apartheid. Und die Besucher kamen in Scharen.
Aus Liebe zum Spieler – Joachim Dollhopf und Evi Goldbrunner dramatisieren...
Berlin (Weltexpress) - Sie wissen nicht, was „WAGs“ sind? Tun Sie nicht so unschuldig! Sie haben doch auch schon mal über die „WAGs“ gelesen. Vielleicht beim Schlange stehen nach Berlinale-Karten für einen kleinen chinesischen Kunstfilm? Oder ist Ihnen der neueste Tratsch über eine der „WAGs“ nur so ins Auge gefallen, weil die Sitznachbarin in der U-Bahn gerade die 'Bunte' aufschlug? Das zählt alles! Also Schluss mit unschuldig! Sie kennen sie, jene halb-prominenten Ehefrauen berühmter Sportler, die sogenannten „Wifes And Girlfriends“, die regelmäßig die Titelseiten der Boulevardblätter zieren. Um eine langjährige und eine zukünftige Fußballer-Gattin geht es in Evi Goldbrunners und Joachim Dollhopfs Kurzspielfilm in der Perspektive Deutsches Kino.
Die Leben der anderen – Wiederentdecken: Rob Epsteins Dokumentation „Word is...
Berlin (Weltexpress) - „Du warst drei Dinge: Für den Arzt warst du krank, für die Polizei ein Verbrecher, für den Priester böse.“, beschreibt es einer der Interviewten. „Wie lange sind sie schon...?“, „Waren sie schon immer...?“, „Wann wurden Sie..?“ Schon die Formulierung der zu Beginn der Dokumentation „Word is out“ gestellten Fragen wirken heute unaufgeklärt und unterschwellig diskriminierend. Als Rob Epsteins Dokumentation 1978 ein Jahr nach Entstehung im Kino und später im Fernsehen lief, hätten die meisten Amerikaner ähnlich gefragt. Denn die „Stories of some of our lives“ erzählen Homosexuelle. Ihre Antworten sorgten in ganz Amerika für Aufsehen. Jetzt war es raus. Epstein machte ein Thema zum öffentlichen Gespräch, welches in den Siebzigern immer stärker in das Bewusstsein der amerikanischen Gesellschaft drängte. Mehr als die Thematik schockierte, dass das filmische Kollektivprojekt jene unvoreingenommen zu Wort kommen ließ, die am Besten wussten, was es bedeute, „so“ zu sein: homosexuell.