Schlagworte Drama
Schlagwort: Drama
Mein Vater, der Held – Taika Waititi lässt seinen Titelhelden „Boy“...
Berlin (Weltexpress) - Stephen King wird „Boy“ vermutlich schon nach ein paar Szenen mögen. Der Horror-Autor einen Kinderfilm der Berlinale Generations? Der Dank gebührt dem herrlich schwarzhumorigen Bilderbogen, mit welchem Taika Waititi einen zu Filmbeginn abgehaltenen Schulvortrag seines Hauptcharakters illustriert. „Boy“ heißt der Titelheld von Waititis zweitem Spielfilm, zu welchem den Regisseur sein eigener oscarnominierter Kurzfilm „Two Cars, one Night“ inspirierte. In Boys Schulreferat bekommt ein Gefängniswärter einen Löffel durchs Auge ins Gehirn, so platziert von Boys Vater Alamein bei dessen Gefängnisausbruch. Haben Sie je bemerkt, wie oft in Kings Büchern Charaktere etwas durchs Auge ins Gehirn kriegen? „Durchs Auge ins Gehirn“ ist Stephen Kings Lieblingstötungsart (für seine Romanfiguren, versteht sich) und weil „Boy“, weder der Film noch der elfjährige Hauptcharakter, vor Exzentrischem zurückschreckt, verdeutlicht die Auswirkung eine Blutfontäne.
Wahnsinnig verliebt – Laxmikant Shetgaonkar hinterfragt die Rolle der sozialen Stigmatisierung...
Berlin (Weltexpress) - Zwei Dinge sind bemerkenswert an Laxmikant Shetgaonkars Drama „Paltadacho Munis - The Man beyond the Bridge“ . Zum einen rührt er an das bis heute in der indischen Gesellschaft von Vorurteilen behaftete Thema des Aussätzigen-Status, unter dem psychisch Kranke häufig leiden. Zum anderen ist es einer der wenigen Filme, welcher in der im indischen Film kaum gesprochenen Muttersprache des Regisseurs, in Konkani, gedreht wurde. Seiner kontroversen Thematik ist der Film leider nicht gewachsen. Zu naiv und verspielt nähert sich der Regisseur der Problematik an, die er als beiläufiges Moment seiner Handlung inszeniert, statt als zentralen Konflikt.
… den Wald vor lauter Bäumen nicht – „Le abre et...
Berlin (Weltexpress) - „Ihr solltet diesen alten Baum fällen. Er wirft zu viel Schatten.“ In ihrem nachdenklichen Familiendrama legen die französischen Regisseure Olivier Ducastel und Jaques Martineau einer ihrer Nebenfiguren die Worte über jenen „Family Tree“ in den Mund, welchen das alte Familienoberhaupt Frederick als junger Mann pflanzte. Der Baum steht symbolisch für das Geheimnis, welches Frederick damals in seine Biografie setzte. Wie der Baum und mit ihm auch der Familienstammbaum Fredericks und seiner Frau Marianne, der „Family Tree“, ist das Geheimnis mit den Jahren gewachsen. Seine Auswüchse haben sich zu einem Geflecht der Lügen verdichtet.
Sawakos Entscheidung – „Sawako decides“ in Joshii Yuyas schwarzer Komödie im...
Berlin (Weltexpress) - Arme Sawako. Sie ist so ein unglückliches Mädchen. Sogar einer der Kolleginnen der jungen Frau aus Tokio fällt es auf. Und das, obwohl sie und ihre Kollegin sich immer „so lethargisch“ fühlen. Aber da kann man nichts machen. Mit ihrem wenig sympathischen Vorgesetzten hat Sawako Beziehung, die sie noch weniger erfüllt als ihre monotone Arbeit. Lässt sich nicht ändern. Ihre Vorgesetzten in der Spielzeugfabrik behandeln Sawako herablassen. Kann man nun einmal nichts gegen tun. In seinem Spielfilmdebüt „Sawako decides“ zeichnet der japanische Regisseur Ishii Yuya ein bitter-komische Porträt der in Pragmatik erstarrten jungen Generation – eine Generation, welche seine eigene ist, denn Yuya ist nur wenig älter als seine Heldin Sawako. Mit lakonischem Witz und subtiler Ironie erzählt Yuyas Berlinale-Beitrag „Kawa no soko kara konnichi wa – Sawako decides“ von den fatalen Folgen der Genügsamkeit.
Zusammen ist man weniger allein – Gemeinsam einsam sind die jungen...
Berlin (Weltexpress) - „Parade“ ist ein verstörender Film. Isao Yukisadas Film schleicht sich im Gewand einer Komödie heran, dem eines jener lustigen Ensemblefilme über eine Gruppe zusammengewürfelter junger Leute, die ihren Weg im Leben finden. Die ein gemeinsames Erlebnis einander näher bringt. Die vereint eine riskante Situation bewältigen. Keine Angst, all das ist „Parade“. Es wäre ungerecht, Yukisadas Verfilmung des 2002 erschienen Romans Shuichi Yoshidas den Rang einer Komödie abzusprechen, so scharf funkelt sein Sarkasmus, so amüsant sind dessen originelle Charaktere. Sind sie nicht sympathisch, wie sie sich in ihrem beengten Drei-Raum-Apartment in Tokio arrangieren? Der Gesundheitsfanatiker Naoki, der allmorgentlich noch vor Sonnenaufgang drauflos joggt, die arbeitslose Schauspielerin Kotomi, immer auf Abruf für ihren inzwischen berühmten Schauspieler-Freund, der verplante Sushi-Kellner Ryosuke und die abgebrühte Zeichnerin Mirai. Ganz normale junge Menschen – oder?
Japan, mon amour? – Die Geschichte von „Yuki & Nina“ in...
Berlin (Weltexpress) - Selten findet man sie, diese besonderen, unscheinbaren Filme, die einfach schön sind. „Yuki und Nina“ ist eines dieser Kleinode. In berührenden Bildern erzählen der japanische Regisseur Nobuhiro Suwa und sein französischer Kollege Hippolyte Girardot von einer Kinderfreundschaft die durch Distanz auf die Probe gestellt wird und Distanz zu überwinden lernt. Um ein großes Ereignis geht es und dennoch geschieht nicht zu viel in diesem sanften Kinderfilm über die Freundinnen „Yuki & Nina“.
Welcher Preis, Hollywood? – Sergej Moya zeigt sein „Hollywood Drama“ bei...
Berlin (Weltexpress) – Nazis können die Deutschen am Besten. Da können die Kritiker sagen, was sie wollen. Nein, die Rede ist nicht von den Zuständen in Berlin Kaulsdorf-Nord (wer selbst dort gewohnt hat, weiß, wovon die Rede ist), sondern denen in Hollywood. Über jene drehte Sergej Moya seinen knappen Spielfilm. Ein echtes “Hollywood Drama“, das in der Filmstadt spielt und von dem harten Künstlerleben in ihr handelt. Bevor es zu dessen zweifellos von spektakulärem Erfolg gekrönter Aufführung auf diversen internationalen Festivals kommt, läuft es exklusiv auf der Berlinale. Und danach Cannés, L.A., Locarno – oder doch nur das Studentenfilmfest?
Ewige Liebe geht durch den Magen – Wang Quan ´an eröffnet...
Berlin (Weltexpress) - Zwei unterschiedliche Zeichen nebeneinander, zwei Worte. Beides Buchstaben der selben Sprache, verbunden durch eine übergreifende Bedeutung. Der anspielungsreiche und zurückhaltende Titel, mit welchem die 60. Berlinale ihren Wettbewerb eröffnet, birgt all die großen Versprechungen von Wang Quan ´ans ruhigem Drama: die Geschichte historischer Trennung gespiegelt in der Geschichte eines durch diese Trennung auseinander gerissenen Paares, eine späte Liebe, ein unsicheres Wiedersehen. Keine dieser Hoffnungen an der Eröffnungsfilm erfüllt sich. „Tuan Yuan – Apart Together“ ist ein leise tragische Komödie, in der schwere Kost nur auf dem Esstisch zu finden ist.
Der Strand – ”¦ und die Menschen, die in Oscar Ruiz...
Berlin (Weltexpress) - „Wenn du sie umdrehst, können sie nicht entkommen.“, sagt das kleine Mädchen Lucia über die Krabben. Die Bedeutung hinter ihren Worten hat der angereiste Arbeiter Daniel unbewusst schon verinnerlicht. Der kolumbianische Küstenort La Barra ist einer der entlegensten und einsamsten Orte des Landes. Halb Paradies, halb Hölle, aus der es für die Bewohner kein Entrinnen gibt. Ein anderer Ort existiert für sie nicht, weil sie kein Geld haben oder die Hoffnung auf ein besseres Leben verloren haben. Manche der Alten scheinen eine mystische Bindung zu dem endlosen Strand spüren, der schon ihren Vorväter gehörte. Regisseur Oscar Ruiz Navia inszeniert seine soziale Parabel „El vuelco del cangrejo – Crab Trap“ über die ethnischen und gesellschaftlichen Konflikte in der kolumbianischen Gesellschaft in der fast surrealen Leere des Strandes von La Barra. In düster-poetischen Bildern erzählt sein Debütfilm zwischen Mystik und Existentialismus von Sinnsuche und sozialen Konflikten.
Die Frau mit der Kamera – Helke Sander sinniert über „Die...
Berlin (Weltexpress) - „Das war schon die dritte Elektrolok, die vorbei fuhr. Aber wir warteten ja auf die letzte Dampflok.“ Die jungen Frauen, die gegenüber dem Bahndamm mit ihren Kameras warten, sind die freie Pressefotografin Edda und zwei andere Fotografinnen. Kolleginnen und Konkurrentinnen, „wartend auf ein der Veröffentlichung für wert erachtetes Ereignis.“ Die letzte Dampflok von West nach Ost im geteilten Berlin der siebziger Jahre. Mit trockenem Witz reflektiert die Regisseurin Helke Sander in ihrem 1977 entstandenen Film „Die allseitig reduzierte Persönlichkeit“ ihre eigenen Erfahrungen als freischaffende politisch und feministisch engagierte Künstlerin.