Schlagworte Drama
Schlagwort: Drama
Mit dem Wind nach Süden – Junge Vagabunden „Going South“: Sebastien...
Berlin (Weltexpress) - „Plein Sud“ beginnt an einem für ein Road Movie denkbar ungeeigneten Ort: im Mutterleib, einem der klaustrophobischsten Räume, die man sich vorstellen kann. Jener Mutterleib gehört der jungen Lea, die von ihrem anstehenden Nachwuchs so wenig angetan scheint, wie man es als Zuschauer nach dem paar Minuten Handlung bereits ist. „Wollen Sie den Herzschlag hören?“, fragt die Krankenschwester. Das klingt wie ein Drohung. Babyherzschläge besitzen nicht gerade den Mitreißenden Rhythmus der Räder eines schnellen Wagens. So heftig wie dem Ungeborenen soll auch dem Zuschauer beim Ansehen von Sebastien Lifshitz Jugenddrama „Plein Sud – Going South“ im Panorama der Berlinale das Herz schlagen. Im Stil eines betont jugendlichen Road Movies erzählt der französische Regisseur, dessen im Berlinale Panorama gezeigter Film „Wild Side“ 2004 mit dem Teddy Award ausgezeichnet wurde, die Geschichte dreier Jugendlicher, welche auf ihrer gemeinsamen Reise auf der Vergangenheit in eine unsichere Zukunft sich selbst suchen.
Man lebt nur zweimal – In Alessandro Aronadios Thriller „One life,...
Berlin (Weltexpress) - Nur ein Schnitt in den Finger, der genäht werden muss. Nun fährt Matteo seinen verletzten Kumpel Sandro ins Krankenhaus, in einer jener verregneten Nächte, welche im Kino immer Schicksalsnächte sind. Schicksal und Vorbestimmung stehen im Zentrum des psychologischen Thrillers von Alessandro Aronadio. In einem der stilsichersten Kinodebüts des diesjährigen Berlinale Panoramas legt der italienische Regisseur und Co-Drehbuchautor das Schicksal auf den Operationstisch und seziert es, bis nichts davon übrig bleibt. Der blutige kleine Schnitt kündigt einen schwerwiegenden an, der tief durch Matteos Seele gehen wird. Was, wenn es es anders gekommen wäre, fragt sich Matteo, nachdem die Nacht ihn für immer verändert hat. Aronadio stellt diese Frage mit ihn in „One life, maybe two“ , indem sich Macht und Ohnmacht des Zufalls einander ausgleichen.
Gruppenbild mit Damen – Sechs koreanische Schauspielerinnen posieren in „The Actresses“...
Berlin (Weltexpress) - „Stell dir nur vor: ein Haufen Schauspielerinnen mit starken Egos am gleichen Ort!“ Ja, stell sich das nur einer vor. Ungeheuer spannend muss es da zugehen. Das dachte sich jedenfalls der koreanische Regisseur E, J-Yong und versammelte in seinem Berlinale Panorama Beitrag „The Actresses - Yeobaewoodle“ sechs der prominentesten Schauspielerinnen Koreas für seine dokumentarisch anmutenden Dialogfilm. „Wie unheimlich!“, kommentiert eine der Protagonistinnen. Allerdings und zwar unheimlich langweilig. Über die geistlose Larmoyanz von „The Actresses“ kann selbst die Riege ausgesuchter Darstellerinnen nicht hinwegtrösten.
Gevatter Tod und der Wunderdoktor – „For the Good of Others“...
Berlin (Weltexpress) - Eine sechs. So würde man persönlich Oskar Santos Drama „For the Good of Others – El mal aljeno“ bewerten. Nicht als Zensur, denn von Zensur sollte jedes Filmfestival frei sein, sondern auf einer Schmerz-Skala von Null bis Zehn. Auf einer solchen bittet der Hauptcharakter und Arzt Diego die Mitglieder einer Gruppe Schmerzpatienten ihr Leiden einzuordnen. Von Ohnmacht und Allmacht angesichts fremden Leides versucht der spanische Regisseur in seinem Spielfilmdebüt „For the Good of Others“ erzählen. Was wie eine Folge von „Emergency Room“ beginnt, verirrt sich zunehmend in einer kruden Erweckungsmär. Intellektuell leidet man an dem misslungenen Drama noch schlimmer als die Protagonisten an ihren physischen Gebrechen.
Die transsibirische Transenshow – ”¦ eröffnet das Berlinale Panorama in Felix...
Auch wenn sich unter ihren Kleidern Männer verberge, dachte sich Regisseur Felix Mikhailkov. Da die Themen Transvestismus in der Russischen Föderation immer noch weitgehend tabu ist, entschloss er sich gleich ein Drehbuch darüber zu verfassen. In seiner Komödie „Veselchaki“ führt er ein Panoptikum transexueller Stereotypen vor, die in bunten Flitter-Kostümen und üppigen Perücken in einer Transenbar auftreten. „Outrageous!“, soll das schockierte Publikum jetzt aufschreien. Männer in Frauenkleidern, ja ist denn heute schon Karneval? Mag sein, dass Travestie-Shows im konservativen Russland etwas außergewöhnliches sind. Hier sind sie es nicht. Ein so verklemmter Umgang mit dem Thema wie in Mikhailovs „Veselchaki“ hingegen schon. Eine missmutige Eröffnung für das Berlinale Panorama.
Das Böse unter der Sonne – Werner Herzog macht Nicolas Cage...
Berlin (Weltexpress) - „Bad Lieutenant“ ist ein Abstieg in die Hölle. Vergessen Sie alles, was von einer angeblichen Fortsetzung gesagt wurde. Herzogs Thriller ist ein bizarres Vorspiel zu Ferraras Werk. Ferrara beobachtet seinen „Bad Lieutenant“ auf dem Weg zur Verdammnis. In „Bad Lieutenant – Port of Call: New Orleans“ hat er noch seine Persönlichkeit, ist nicht der namenlose Verlorene, als der Harvey Keitel durch Ferraras Vision eines alptraumhaften New York wandelte. Herzog zeigt seinen Charakter am Kreuzweg, wie er laut seine Seele zum Verkauf anbietet. Mit doppeltem Erfolg, filmisch und teufelsbündnerisch. Für den Lieutenant had der Teufelsbund seinen Preis, für den Zuschauer ist er ein Genuss.
Lehrstunden des Gefühls – Nick Hornby erteilt in „An Education“ bitter-süße...
Berlin (Weltexpress) - Ein hübsches kleines Paradox ist Drehbuchautor Nick Hornby und Regisseurin Lone Scherfig mit „An Education“ gelungen. Großartig besetzt mit unbekannten oder selten gesehenen Darstellern, will ihre Tragikkomödie der Bedeutung des Titelbegriffs gerecht werden, deren vollen Bedeutungsreichtum keine Übersetzung umfassen kann: eine Erziehung, eine Ausbildung, Unterrichtung, Lernen fürs Leben. Dabei ist „An Education“ lediglich ein amüsantes Nichts, eine charmante Belanglosigkeit, die unterhält wie ein unaufrichtiges Kompliment und wie ein solches verdient, sofort wieder vergessen zu werden.
In weiter Ferne so nah – Philippe Liorets Flüchtlingsdrama „Welcome“ bewegt...
Berlin (Weltexpress) - Die Frage, welche „Welcome“ umkreist, ist nicht, wie erfolgreich der Film sein wird, sondern ob er etwas verändert. Philippe Liorets nüchternes Flüchtlingsdrama ist in Frankreich zum Gegenstand der politischen Debatte geworden. Die rigoros verschärfte Einwanderungspolitik seines Heimatlandes und die ausweglose Lage der Flüchtlinge macht Lioret zur Grundlage seines einfühlsamen Dramas. „Welcome“ erzählt eine leise Geschichte über vergebliches Hoffen angesichts mitleidsloser Sozialpolitik.
Die Macht der Darstellung – „Taking Care of Baby“ – Meike...
Berlin (Weltexpress) - Ein Stück zum Thema Kindstötung hat auf jeden Fall gute Aussichten, die Gemüter zu erregen, zumal, wenn es als Dokumentation Fakten zu vermitteln scheint. Der britische Erfolgsautor Dennis Kelly hat, ausgehend von realen Kriminalfällen in England, ein Doku-Drama verfasst, in dessen Mittelpunkt die junge Mutter Donna McAuliffe steht, die wegen des Verdachts auf Ermordung ihrer beiden Kinder ins Gefängnis kommt, im Prozess jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird.
New York, New York – Elf Regisseure sagen “New York, I...
Berlin (Weltexpress) - “Was ich an New York mag, sind diese kleinen Momente auf dem Gehweg, man raucht und denkt über sein Leben nach und manchmal trifft man jemanden, mit dem man reden kann.“ Nach Bedächtigkeit und Einsamkeit in einer großen Stadt klingen die Worte des Regisseur Yvan Attal über New York. Mit fast einem Dutzend anderer Regisseure kompilierte der israelische Filmemacher eine cineastische Liebeserklärung an die wohl prominenteste aller Großstädte. Ihr Episodenfilm “New York, I love You“ soll das amerikanische Pendant zum in Frankreichs Hauptstadt entstandenen Vorgänger “Paris, Je t ´aime” sein. Schön ist das anzusehen, zu schön, denn “New York, I love You” ist keine Liebeserklärung an die reale Stadt, sondern eine Traumvision, in der gute Darsteller und ausgewählte Fassaden die Wirklichkeit ersetzen.