Donnerstag, 28. November 2024
Schlagworte Buch

Schlagwort: Buch

Wo die Blumen sind – Julian Schnabels „Miral“ wandelt auf der...

Berlin (Weltexpress) - „Miral ist der Name einer roten Blume. Sie wächst am Straßenrand.“ Unzählige der Blumen könne man sehen, erzählt die Stimme einer jungen Frau. Von der Blume hat die im Schatten der politischen Kämpfe in Ost-Jerusalem aufgewachsene Heldin von Julian Schnabels „Miral“ ihren Namen. „Die Straße der Miral-Blumen“ der in 1973 Haifa geborenen Journalistin Rula Jebreal inspirierte das elegische Drama „Miral“ des Malers und Regisseurs. In der Schule der Internatsleiterin Hind Hussein (Hiam Abbas) blüht das durch den Selbstmord ihrer Mutter Nadia (Yasmine El Masri) erschütterte Mädchen (Freida Pinto) intellektuell und emotional auf. Die Liebe zu einem Aktivisten erschüttert Mirals politische Überzeugung. Soll sie sich dem gewaltsamen Kampf anschließen – oder liegen ihre seelischen Wurzeln tiefer, in den Lebensgeschichten Nadias und Hinds?

„Dinge, die wir heute sagten“ von Judith Zander im Deutschen Taschenbuch-Verlag...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Eine begabte Erzählerin. Und wenn man erfährt, daß es der erste Roman der 1980in Anklam geborenen Erzählerin ist, glaubt man das erst einmal gar nicht, weil ihre Romankonstruktion eine gekonnte ineinander verwickelte und verwickelnde Geschichte ist, die von Geschichten handelt, nämlich den Zustands- und Daseinsbeschreibungen der Einwohner vom fiktiven Bresekow, nein, eben nicht Anklam, das zwar nahe liegt, aber das Naheliegende ist diesen Dörflern sowieso fern, wie überhaupt die Welt fern ist in Bresekow, das mit sich selbst beschäftigt, zeigt, daß das meiste anders ist als es scheint und die Leute auch. Wenigstens wenn man ihren inneren Stimmen glaubt, die unaufhörlich vor sich hinplappern. Sage noch einer, die Leute auf dem Land seien stumm und Geschwätzigkeit zeichne die Stadtbewohner aus.

Oberammergau in frühen Fotografien – Der Bildband „Oberammergau – Life &...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Passend zu den Passionsfestspielen von Oberammergau, die heuer ihr einundvierzigstes Spieljahr haben, erschien im Hirmer Verlag ein großformatiger Bildband mit teils unbekannten Bildern von Pionieren der Fotografie.

Nach den Männern wie Basquiat, Arainas und dem Schmetterling kommen mit...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Am 1. Oktober wurde Julian Schnabel mit dem Douglas Sirk Preis ausgezeichnet, über den wir auch gleich noch etwas schreiben. Erst einmal Julian Schnabel. Den Eingeweihten gehen die Augen auf, denn sie wissen sofort, daß es hier um einen geht, der in vielen Künsten zu Hause ist, es aber in allen zur höchsten Meisterschaft bringt. Seine Gemälde, denn erst einmal wurde er als Maler bekannt, wurden auch in der Bundesrepublik monographisch ausgestellt, so erinnern wir uns an seine Ausstellung im Jahr 2004 in der Schirn in Frankfurt am Main. Damals wurde gleichzeitig sein Film aus dem Jahre 2000 „Bevor es Nacht wird“ vorgeführt, der das Drama um den kubanischen und schwulen Dichter Arainas auf eine Art auf die Leinwand bringt, daß einem der Atem stockt und man gleichzeitig auf die Leinwand, in den Film und in das Leben des Dargestellten hineingezogen wird.

„Rabenliebe“ von Peter Wawerzinek, Verlag Galiani Berlin – Serie: Rezensionen der...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Ein wunderbares Buch. Eigentlich hatten wir vor dem Lesen ein wenig Angst. Nämlich, daß uns das traurige Schicksal dieses Jungen, den die Mutter als Kleinkind verlassen hatte, noch dazu ohne Versorgung mitsamt seiner Schwester, und der sie ein ganzes Leben lang vermißte und suchte und fand und dann”¦.daß uns das alles zu traurig wäre, denn von so was kann man alleweil in der Zeitung lesen. Nein, eben nicht. Nicht, was und wie Peter Wawerzinek diese Geschichte, sein eigenes Leben erzählt. Das ist nicht nur märchenhaft, sondern in Sätze und Wörter versponnen, die aus einem kleinen Kind einen Weisen machen, der durchs sein Dasein andere zum Agieren bringt und die Welt vielfältiger macht, als sie ohnehin schon ist. Das ist ein wunderbares Buch, das den Leser mit Freude erfüllt und mit einer tiefen Sympathie zu all den Menschen, die nicht aufgeben, sie selber zu sein oder sich zumindest auf die Suche nach sich zu machen.

Der Geisterseher – „Wie durch ein Wunder“ kann „Charlie St. Cloud“...

Berlin (Weltexpress) – Die Handlung klingt nach einem Horrorfilm. Nach einem fatalen Autounfall wird „Charlie St. Cloud“ von einem schwarzgekleideten Mann wieder zum Leben erweckt. Der wie aus dem Nichts Aufgetauchte küsst ein Amulett und preist nicht Gott, sondern Judas. Seit jener Schreckensnacht muss „Charlie St. Cloud“ jeden Tag bei Sonnenuntergang Besuch aus dem Jenseits empfangen – denn weder Regisseur Burr Steers noch sein tragischer Filmheld wollen die Toten ruhen lassen.

„Andernorts“ von Doron Rabinovici im Suhrkamp Verlag – Serie: Rezensionen der...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das war das Erste, worin er, der 1961 in Tel Aviv geborene und seit 1964 in Wien lebende Autor sein weites Herz zeigte, als ihn nämlich bei der Literaturbefragung seines jüngsten Romans der Moderator auf seinen Nachnamen und das letzte ’i` ansprach, das man verschlucken müsse – darauf käme es ihm nicht so an, meinte der Autor, aber der Moderator bekam dies korrekt auch ohne dieses ’i` hin -, weil wie unser Schriftsteller dann begründete, dieses ’i` schriftsprachlich nur dazu da sein, das ’c` weich zu machen. So geht es einem mit seinem Buch „Andernorts“ auch. Vieles ist nur dazu da, Hartes weich zu machen, eigentlich verborgen zu sein, aber Verborgenes dann wieder ans Licht zu holen. Man saust auf den 286 Seiten ganz schön herum, auch in der Welt – die wie immer in unseren Breitengraden von Israel über die BRD bis in die USA gespannt ist - und vor allem in der Weltgeschichte, von denen die Juden auszeichnet, daß sie niemals eine lokale oder regionale Geschichte hatten, sondern immer alles zur Weltgeschichte aufgebläht wurde, oder wie in der unsagbar und unbeschreibbaren Zeit des Nationalsozialismus auch war, was sich mit der Entstehung des Staates Israel fortsetzte und heute mit den Zwei-Staaten-Theorien und einer halb staatsterroristischen Praxis in Israel und Palästina und Syrien und Jordanien immer noch nicht zu Ende ist, weichgemacht trotzdem.

„Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Erste Seite, erster Satz: „Die ersten Sorgen um meinen Penis machte ich mir schon vor etwa fünfzig Jahren im Kindergarten –”¦“ und dann erzählt Klein Georg von seinen frühen Sorgen der Kindheit, von denen die Sorge um die hygienischen Auswirkungen des Wasserlassens noch die geringeren waren, denn gleichzeitig wurde der Aufsässige von den Erzieherinnen mundtot gestellt: „Man klebte mir den Mund nur an den Tagen mit Klebeband zu, an denen ich ununterbrochen redete und nichts anders zu stoppen war.“ (7) Und zwei Seiten weiter heißt es: „Lange Jahre meines Lebens empfand ich das meiste von dem, was ich erlebt habe, als so peinlich und unerträglich, daß ich froh war, es so nie wieder erleben zu müssen. Egal, wie glücklich ich in meiner Kindheit und Jugend immer wieder war, in der Regel fand ich die Umstände meiner Aufzucht fürchterlich.“

Schuld und Sühne im 21. Jahrhundert – Serie: Zoran Drvenkar erhält...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Auf den Roman, der sich ein Thriller nennt, einen aber in die für undenkbar gehaltenen Abgründe von Schuld und Sühne hineinzieht, nicht unsere Schuld, also auch nicht unsere Sühne, sondern die Schuld der anderen, die dann durch wiederum andere gesühnt werden soll, auf dieses verstörende Buch kommen wir noch zu sprechen. Erst einmal die Gratulation zum Friedrich-Glauser Preis 2010 in der Sparte Roman, die auf der Abschlußgala des Tango Criminale der Criminale 2010 in Gemünd in der Nordeifel stattfand. Das ist auch so eine Assoziation, daß bei Eifel sofort etwas Dunkles auftaucht, das auf viele Verbrechen verweist. Ein guter Ort zu morden, noch besser, ein guter Ort, über Morde zu schreiben. Am besten: ein guter Ort, für solch einen Roman ausgezeichnet zu werden.

Meine Schuld, Deine Schuld, unserer aller Schuld sühnt die Agentur „sorry“...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das „Drvenkar nicht nur mit seinen Hauptpersonen, sondern auch mit seinen Lesern ein geradezu sardonisches Spiel“ treibt, das stimmt. Denn die ungewöhnliche Konstellation, daß da einer die Idee hat, eine Agentur zu gründen, die sich für die Fehler, Vergehen und Sünden in Unternehmen bei den Betroffenen entschuldigt, was diese Unternehmen zwar teuer kommt, aber auch betriebsintern tabula rasa bedeutet – da geht es um falsche Anschuldigungen, getürkte Entlassungen, sexistisches Verhalten – , diese an für sich schon irre Idee, der im Roman dem Ideengeber mitsamt seinem Bruder und zweier fitter jungen Damen im Nu sehr viel Geld einbringt, eine Villa am Wannsee auch, also diese irre Idee bleibt dann im Roman noch das Normalste. Und man glaubt dem Autor aufs Wort, daß der finanzielle Gewinn von den Agenturinhabern zwar gerne genommen wird, aber die psychische Erhöhung, die eine Gewissenserleichterung für andere ihnen gibt, diesen besonderen Kick, der ist mit Geld gar nicht zu bezahlen.

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