Schlagworte Ausstellung
Schlagwort: Ausstellung
Ist die Hölle Gegenstand der Wirklichkeit oder kann sie nur realistisch...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Schnitt. Und im nächsten Raum für uns wunderbare Porträts der neuen Sachlichkeit, einer Kunstrichtung, die sich angesichts des Nationalsozialismus nicht weiterentwickeln konnte, aber in ihrer Art hyperrealistisch sofort bildtechnisch und von der Aussage her perfekt war: Christian Schad „Malina von Kluck“ 1930, „Maika“, 1929 oder Rudolf Schlichter, „Frauenporträt“ 1933, auch die Bleistiftzeichnung „Ernst Jünger“ von 1937 sowie der uns unbekannte Nicolai Wassilieff „Porträt eines Mannes“, 1929, sind ihre Meister, denen in der Ausstellung die Foto-Porträts von Thomas Ruff aus dem Jahr 1988 gegenübergestellt sind, angeblich offen und wahr im Blick, sagen sie letzten Endes nichts über die Person aus, nicht mehr, sondern weniger als der fotorealistisch gemalte „Nat“ von Chuck Close aus den Jahren 1972-73, Aquarell auf Papier und Leinwand. Geradezu unheimlich, diesem gemalten Mann in seine so echt wirkenden Augen zu blicken.
Was ist wirklich, was ist wahr? – Serie: „Realismus. Das Abenteuer...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - „Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist, als die Welt des Traumes“. Während man noch darüber nachsinnt, was Salvador Dali, an der Eingangswand der Ausstellung so zitiert, damit gemeint hat, spontan zustimmt,, dann wieder in Frage stellt, blickt man im ersten Raum auf Gustave Courbets „Wellen mit drei Segelboten“ und denkt sich, das Bild könnte man auch herumdrehen, diese Wirklichkeit auf den Kopf stellen, das aufgewühlte Meer und die Gischt, die über den Schneegebirgen dräuenden Wolken vor dem blauen Himmel ’funktionieren’ als Wirklichkeit auch dann. Und die Segelboote? Die sind eh Staffage und ganz hinten am Firmament ist eines zu sehen, ein anderes nur zu ahnen. Sind sie halt umgekippt beim die Welt Herumdrehen, wo der Himmel nun das Wasser darstellt und sich die Berge und Wolken im Wasser spiegeln und der Horizont durchgängig eine dunkle Linie bildet.
„Habe ich auch geboxt?“ – Original-Ausstellung ’Körperwelten’ in Leipzig wird verlängert
Leipzig (Weltexpress) - Sakral wirken die Ausstellungsräume im Leipziger Kohlrabizirkus - einer Mehrzweckhalle, in der der Gemüse-Großhandel der DDR seinerzeit Kartoffeln und Kohlrabis verwaltete. In stimmungsvolle Dunkelheit gehüllt, erscheinen die Plastinate der menschlichen Körper, Organe, Knochen u. a. Exponate durch direkte Lichtstrahler wie die Heilige Familie. Der Betrachter sieht insgesamt mehr als 200 Präparate würdevoll präsentiert. Leicht verständlich lassen sie die Organfunktionen oder auch häufige Erkrankungen erkennen.
„Kunst kann man nicht lernen – sie muss einem gegeben sein.“...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das Leben von Marianne Feilchenfeldt war ein jüdisches Schicksal, das im Unglück dennoch vom Glück beschieden war. In der Nachkriegszeit wurde sie eine international renommierte Galeristin. Im hohen Alter hatte sie die Freude ihre Wiederentdeckung als Fotografin zu erleben, was sie zugleich erstaunte.
Der letzte Gesamtkünstler und derjenige, der mit der Reform des Jugendstils...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Die Ausstellung beginnt im ersten Raum mit einem Potpourri seiner Werke, von denen man das erste gleich mitnehmen möchte. Ein eleganter filigraner Damensekretär von 1900 dreht sich zusammen mit dem Lehnstuhl um sich selbst, weinrotes Leder, im feinen Jugendstil, will sagen, sowohl die Geraden des hellen Ahornholzes aufnehmend wie auch in den Armlehnen die Rundungen des gebogenen Sessels. Später wird man in den anderen Räumen eine Batterie von Sesseln sehen, zu denen man in Deutschland Stühle sagt, denn Sessel sind dort gepolstert, einer anders als der andere, aber alle im Jugendstil. Dazu gesellen sich Möbel aller Art. Er hat sie entworfen, nicht eigenhändig ausgeführt, das waren dann Kunsttischler, die mit ihm ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten und insofern den Künstlerruhm mit abbekamen. Aber bei Josef Niedermoser, der in Wien seine Hauptarbeiten ausführte, kam auch etwas zurück. Denn seinem Nachlass verdanken sich sechzig, auch hier zu sehende Entwurfsskizzen Olbrichs mit dessen detaillierten Anweisungen.
Richard Strauss: „Toch! Sie sind ein Wahnsinniger!“ – Serie: „Ernst Toch....
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Kennen Sie Ernst Toch? Wie sollten Sie, wenn Sie nicht ein spezieller Musikkenner oder auch einer sind, der die im Dritten Reich sich ins Exil flüchtenden Deutschen und Österreicher besonders gut kennt. Diesem Mann, einem jüdischen Musiker und Komponisten, ist nun im Jüdischen Museum in Wien eine Ausstellung zugekommen, die so paradigmatisch wie propädeutisch ist und eines wieder deutlich macht: Wie den Deutschen und Österreicher ihre besten, ihre kreativsten, ihre frechsten und verwegensten Künstler durch die Nazis genommen wurden. Hier geht es um einen, der überlebte, weil er rechtzeitig die Heimat Richtung USA verließ. Da ist man ja schon einmal froh ,um das Überleben, aber diese Ausstellung zeigt auch, wie hoffnungslos für die meisten der Anschluß an die kulturelle Elite, zu der sie zu Hause gezählt hatten, in der neuen Heimat wurde, wenngleich sie nicht Hungers darben und kein erbärmliches Leben führen mußten, so wie Ernst Toch.
„Ich treibe nicht, ich werde getrieben”¦“ – Serie: „Ernst Toch. Das...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das „Arbeitszimmer/Mannheim oder Berlin/Morgen. 1918-1933“ zeigt als zweite Station auf, weshalb der Wiener Ernst Toch später sagen wird: „Nun soviel will ich sagen, daß, obwohl ich Wiener bin, nicht Wien es war, welches mich als junger Musiker gefördert, als reifen Menschen gehört und bestätigt, und daß alles, was ich an Förderung und Interesse erfahren habe, zuerst von Deutschland ausgegangen ist“. Das war im Jahr 1929 und da lagen die Erfolge in Mannheim schon hinter ihm und er reüssierte in Berlin. Zu Mannheim muß man Heutigen sagen, daß sich dort eine Avantgarde versammelt hatte (wie es mit der Hochschule für Gestaltung derzeit auch der Fall ist, wo der Philosoph Peter Sloterdijk Rektor ist), die mit der „Neuen Sachlichkeit“ nicht nur der Kunst einen neuen Weg ebnete, sondern die Neusachlichkeit als eigene Ästhetik für alle Kunst- und Lebensbereiche forcierte, einen Weg, den Ernst Toch mitging und das „Mechanisch-Serielle der ’Neuen Sachlichkeit’ mit Jazz-Elementen zu einer neuen Weltoffenheit in der Musik führte.“ Dies kann man an den Klangbeispielen nachvollziehen, die letzten Endes in dieser Ausstellung am meisten über den Komponisten Ernst Toch sagen und die man auf der im Katalog mitgelieferten DC auch zu Hause hören kann. Mit Gewinn, denn man hört die Veränderungen seines Stils deutlich.
Wirklich ein Leidensweg: die sphardischen Juden aus Spanien – „Die Türken...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Da sind wir gleich auf zwei gestoßen, die nur die Hauptüberschrift verinnerlicht hatten, die auch in manchen Touristenbroschüren allein angezeigt ist: „Die Türken in Wien“. Und diese zwei, als Wienbesucher an der Geschichte der Stadt besonders interessiert, wähnten sich in einer Ausstellung „Die Türken vor Wien“ oder „Wien nach den Türken“ und hatten sich schon gewundert, weshalb diese fundamentale historische Ausstellung der Stadt im Jüdischen Museum stattfindet. Erst der Zusatz „Geschichte einer jüdischen Gemeinde“ machte ihnen klar, daß da ein Zusammenhang von Judentum und Türken und Wien gegeben sei Und – wie sie sagten – sind sie Gott sei Dank hineingegangen, denn nach der Ausstellung sahen sie die „Türken“ in „Wien“ anders als zuvor. Und die jüdische Gemeinde auch, zumindest den einen Teil der jüdischen Gemeinde, der aus Türken bestand.
„Honfleur, entre tradition et modernité 1820-1900“ im Musée Eugène Boudin in...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Von den rund zweihundert Veranstaltungen, die allesamt dazu da sind, die Normandie als Geburtsort und Geburtshelfer des Impressionismus zu erweisen, picken wir die Ausstellung „Honfleur, zwischen Tradition und Moderne“ aus drei Gründen heraus. Das Museum Eugène Boudin führt den Namen des Mannes und Malers (1824-1898), den man fast als Nationalhelden von Honfleur betrachten könnte, denn der hier Gebürtige wurde ab den 50iger Jahres des 19. Jahrhunderts zum Zentrum der Besucher seiner Malerfreunde aus ganz Frankreich, war auch Entdecker, Lehrer und Freund des ’Oberimpressionisten` Claude Monet. Und was malten die Maler? Natürlich Honfleur, die Gassen, die schiefen Häuser und die geraden, die Menschen, den Hafen, den Strand und das Landleben. Und so ist eine Ausstellung zusammengekommen, die einem soviel von Honfleur zeigt, wie man mit eigenen Augen selbst beim vierstündigen Rundgang gar nicht erblicken kann. Was man aber erkennt, ist, wie das heutige Honfleur dem damaligen ähnlich sieht. Auch ein Grund, sich diesen Ort, der seine Originalität bewahrt hat, aufzusuchen, in Wirklichkeit und im Museum.
Weit mehr als die drei großen „C“: Cidre, Calvados, Camembert –...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Es ist nicht nur das Licht. In Honfleur, dem Zentrum der Malerbewegung, in das im 19. Jahrhundert Künstler aus allen Teilen Frankreichs – und das hieß für diesen Zentralstaat in der Regel Paris – an die Küste der Normandie strömte, kommt zu dem Licht das pittoreske Ambiente hinzu: kleiner alter Fischerhafen, der einst so bedeutend war, daß er die Auswanderer nach Kanada verabschiedete, windschiefe schmale Häuser, die wie Kulissen aus einem amerikanischen Hollywoodfilm anmuten, ein inneres Hafenbecken, um das sich, ohne aufzuhören, ein Bistro, ein Restaurant, eine Bar nach der anderen erstreckt, Lokale, die allesamt voll sind, sicher voll von Touristen, die aber hier einfach wie Stadtbewohner wirken, so natürlich, so selbstverständlich, so gar nicht aufgebretzelt wirkt das Ambiente. Honfleur zog und zieht aber auch die Badenden an mit seinem hellen Sandstrand, der meist in der Sonne liegt, der aber, wenn eine Wolke vorbeizieht, vom Grau ins Beige, ins Grünliche und Bläuliche chanchiert, also wechselnde farbige Lichter ergibt, was die impressionistischen Maler faszinierte, die Mühe hatten, zu entscheiden, wo das interessante Sujet entstand: am Hafen oder am Strand. Meist malten sie beides.