Stroh in den Tank – Nach dem E10-Desaster setzt die EU-Kommission nun auf Biokraftstoffe der zweiten Generation

Dieses Verbraucherverhalten korrespondiert eng mit den Diskussionen in der Öffentlichkeit über die Biokraftstoffe der ersten Generation. Kritiker lehnen die Herstellung von Bioethanol aus Nah-rungsmitteln zur Beimischung in das konventionelle Benzin ab.

Diese Reflexionen sind nun von der EU-Kommission aufgenommen worden. Das Quantum an Biokraftstoffen für Autos soll erst dann wieder deutlich angehoben werden, wenn alternative Kraftstoffe, die rein aus Pflanzenabfällen gewonnen werden, Verwendung finden. Die Kommission sieht vor, den Anteil an Biosprit bis 2020 auf dem heutigen Stand von fünf Prozent zu belassen. Die geplante Marge lag für 2020 bisher bei zehn Prozent.

Mit dieser Kurskorrektur geht die EU-Kommission auf die Kritik von Entwicklungsexperten, Umwelt- und Verbraucherschützern ein, die zudem einwenden, daß die CO2-Bilanz des Biokraftstoffs nicht günstig genug sei. Die Diskussion wurde ferner durch die weltweite Knappheit von Nahrungsmitteln und durch exorbitante Preissprünge an den Lebensmittelmärkten forciert.

Angestrebt ist seitens der EU eine stärkere Reduzierung der Emissionen, indem bei der Berechnung der CO2-Bilanzen stärker die Klimaeffekte der Landnutzung einbezogen werden. Schon jetzt ist es verboten, für Biokraftstoffe Rohstoffe zu verwenden, welche die Abholzung von Regenwäldern zur Voraussetzung haben oder zu deren Anpflanzung Moore trockengelegt werden mußten. Unter dieser Voraussetzung haben zukünftig Palmöl und Raps weitaus geringere Chancen, für den Biosprit genutzt zu werden.

Festgehalten wird dennoch an der Absicht, den Anteil von Biokraftstoffen bis 2020 auf zehn Prozent zu steigern. Zu diesem Zweck sollen zunehmend Treibstoffanteile aus Pflanzenabfällen oder Nebenprodukten wie Stroh gewonnen werden. Damit geht es verstärkt um Biokraftstoffe der zweiten Generation. Mit Stroh zum Beispiel läßt sich eine 90prozentige Kohlendioxideinsparung erreichen. Bei Raps sind es hingegen nur fünf Prozent. Allerdings müßten auf diesem Gebiet noch die technischen Großanlagen für die erforderlichen Mengen entwickelt werden.

Zwar läßt sich aus Stroh kein Gold machen, aber auf dem Weg zu einer sozialen und umwelt-gerechteren Mobilität ist damit ein Schritt getan.

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