SPD-Bescherung: Scheiße in Geschenkpapier

Geschenkpapier
Ein Geschenk in hellbraunem Papier und mit dunkelbrauner Schleife. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Bescherung rechtzeitig zur Weihnachtszeit. Auch die SPD bereitet sich darauf vor, alle, die sie lieben und nicht lieben, in der Heiligen Nacht mit himmlischen Gaben zu bedenken. Endlich ist es soweit. Nicht nur die Parteibasis, sondern auch der gemeine SPD-Wähler darf sich über die Bescherung freuen. Sankt Martin war heimlich in die Rolle des Santa Claus geschlüpft. Posaunen, die vor mehr als zweitausend Jahren die Mauern von Jericho zum Einsturz gebracht hatten, erfüllten den Himmel mit einem infernalischen TÄTERÄ… TÄÄÄ….

Ho, ho, ho, tönte es aus kosmischen Sphären. Ordentlich Sternenstaub hinter sich herziehend, schwebt Santa Claus aus Würselen mit Schlitten und Rudolf, the rednosed Rendeer durch den Koalitionsnebel hernieder. Mit schnalzender Zunge und Peitschenschlag bringt er den Himmelsschlitten am Montagabend direkt hinterm Rednerpult der Fraktionssitzung zum Stehen. Aus dem Dunst materialisiert sich eine bärtige Gestalt. Ein Raunen geht durch die Menge, als Sankt Martin dem Schlitten entsteigt und seinen gewaltigen Sack auf dem Podium abstellt. Übertreibung war schon immer sein Markenzeichen.

Theatralisch lässt Sankt Martin den Blick über die hoffnungsvollen Mienen der Anwesenden schweifen, bevor er wie ein Heilsbringer die Arme ausbreitet und zu sprechen beginnt. Mit gütigem Timbre in der Stimme lässt er die Gläubigen in den hinteren Reihen wissen: „Kinder … – hiermit verkündige ich euch …, dieses Jahr gibt es KoKo“ unterm Weihnachtsbaum“. Freudige Erwartung wechselt mit atemloser Spannung. Im Saal knistert es vor Neugierde. KoKo …? Wieder erfüllt ein vernehmliches Raunen den Saal. Das gab‘s noch nie.

Doch dann war Schluss mit lustig. Eingeschlagen in güldenem Geschenkpapier und silbernen Schleifchen präsentiert er die Koalitions-Kooperation – abgekürzt KoKo. „Nein, nicht von Chanel“, erläutert Sankt Martin den überraschten Teilnehmern in der Fraktionssitzung sein grandioses Modell. „Wir werden nur noch einige wenige Kernprojekte aus unserem Parteiprogramm im Koalitionsvertrag verankern.“ Allen Anwesenden verschlägt es die Sprache. „Die meisten Themen werden wir bewusst offen lassen“, so spricht er zu seinen Genossen. „Später“, so fährt er mit fester Stimme fort, „später, wenn wir mit in der Regierung im Bundestag sitzen, können wir immer noch unsere Forderungen diskutieren und aushandeln.“

Die neue Idee hat den Vorteil, dass man die kleinen Unstimmigkeiten mit Christkind Angela ohne heftigen Flügelschlag regeln kann und bei den eignen Wählern keinen Gesichtsverlust erleidet, gleichzeitig aber den Eindruck erweckt, sich erfolgreich durchgesetzt zu haben. „In meinem Geschenkpaket ist zwar nichts von Bedeutung, aber damit lässt es sich allemal mitregieren“, so Sankt Martins Argument. Zur Bestätigung erklingt aus dem Hintergrund Engel Nahles‘ silberhelle Stimme: „Oh…, ein so schönes Geschenk …“ und stimmt gemeinsam mit den Jusos ein Weihnachtslied an. „Vom Himmel hoch, da kommt er her…“

Ah…, ja, denke ich! Was schert Sankt Martin, was der Bürger will. Schließlich reichen die Geschenke nur für jene, die ohnehin nicht im Dreck sitzen. Renten? Gibt’s später. Bürgerversicherung? Später…! Verbesserung der Pflege? Wer braucht das schon! Flüchtlinge? Haben wir bereits, könnten aber gerne ein paar mehr sein. Aber nächstes Weihnachten kommt bestimmt. Wahrscheinlich besteigt er im Anschluss wieder seinen Himmelsschlitten und schlittert mit Rudolf the Rendeer von dannen. Im Stillen übersetze ich die himmlische Botschaft. Bei seinem Weihnachtsgeschenk handelt es sich lediglich um liebevoll verpackte Scheiße. Weckt Erwartungen, will aber niemand, braucht niemand, riecht schlecht und kann weg.

Anders ausgedrückt, alles, was noch vor wenigen Tagen eine „conditio sine qua non“ war und bei der SPD als essentiell bezeichnet wurde, will man in stimmungsvollen Koalitionsverhandlungen bei Kerzenschein und Plätzchen erst gar nicht ansprechen. Die viel gerühmten Inhalte sind für die Führungsnasen in der Partei nicht mehr als vernachlässigbare Verhandlungsparameter, die man auch getrost nach hinten verschieben kann. Der Bürger hat ein kurzes Gedächtnis, vergisst schnell und freut sich darauf, dass Rodolf und Martin in nur 12 Monaten aus dem kuschligen Wolkenkuckucksheim wieder auf die Erde herniederschweben.

Besonders interessant war nach Sankt Martins Auftritt das Statement unseres allseits geliebten Siggi. Der heilige Sankt Gabriel erhob seine Stimme: Zitat – „Das Schlimmste was uns passieren kann ist eine Situation wie damals in Belgien, die zwei Jahre lang keine Regierung hatten. Das kann für uns alle wirklich gefährlich werden.“ Zitat Ende. Stimmt, kann ich da nur sagen. Wenn die Bürger erst einmal bemerken, dass man unsere Regierung gar nicht mehr braucht, dann wird es wirklich eng. Dann darf so mancher seinen gut alimentierten Ministersessel räumen. Stille Nacht, heilige Nacht, kann man da nur noch sagen.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde im Scharfblick am 12. Dezember 2017 erstveröffentlicht. Alle Rechte beim Autor.

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