Schweineherz-Transplantation: Wissenschaftler zu Ethik und Zukunft

Arzt am Krankenbett. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wie seinerzeit bei der ersten Herztransplantation Mensch zu Mensch (Dr. Christian Barnard 1957/Südafrika) oder dem ersten Einsetzen eines künstlichen Herzens (Dr. Denton Cooley 1969/USA) wird derzeit auch die erste Transplantation eines Schweineherzen in einen Menschen weltweit diskutiert – wenn auch weniger kontrovers und emotional als damals. Beispielhaft dafür ist die Äußerung von Dr. Konrad Fischer von der Technischer Universität München: „Bei ethischen Bedenken gegen diese Versuche sollte klar darauf verwiesen werden, dass es das Ziel einer derartigen Transplantation ist, das Leben von Menschen zu verlängern. Bei allen Weltreligionen steht das klar über dem Leben eines Tieres, weshalb diese Transplantation hier auch einheitlich unterstützt wird.“

Um Ethik geht es auch hierbei: Der Empfänger des Schweineherzens, David Bennet (57), ist ein Zuchthäusler, er war zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er einen Mann erstochen hatte. Dessen Familie ließ jetzt verlauten: „Wir hätten uns gewünscht, dass jemand das Schweineherz bekommen hätte, der es auch verdient hat.“ Hier kontert der Bioethiker Arthur Caplan: „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Menschen in Sünder und Heilige einzuteilen. Verbrecher sind Sache des Justizsystems.“ Auch die Uniklinik Maryland, wo die Schweineherztransplantation erfolgte, verteidigt den Eingriff: „Dieser Patient kam zu uns in schwerer Not, und wir schauen nicht auf die Vergangenheit eines Menschen, wenn wir handeln.“

Die Zustimmung der Wissenschaft zur Nutzung von Schweineherzen

Ist geradezu phänomenal – zwei Beispiele:

  • „Es handelt sich um einen Riesenfortschritt der Transplantationsmedizin“, schreibt Dr. Joachim Denn, Leiter der Arbeitsgruppe Virussicherheit am Institut für Virologie der Freien Universität Berlin. „Diese Transplantation wurde entwickelt, um den Mangel an menschlichen Spenderorganen zu beheben“. In den USA, so Dr. Denn auch, „warten 110 000 Menschen auf ein Organ, etwa 25 Prozent von ihnen sterben auf der Warteliste, ohne ein Organ erhalten zu haben.“
  • Prof. Dr. Uta Dahmen vom Universitätsklinikum Jena: „Dieses Ereignis ist als ein Meilenstein in der Transplantationschirurgie zu werten.“

In den USA werden Ferkel für die Organentnahme speziell gezüchtet, doch auch bei München wird auf einer Farm entsprechend experimentiert. Schweineherzen, die für Transplantationen in Frage kommen, werden zudem gewissen genetischen „Behandlungen“ unterzogen, verlautet aus dem Ärzteteam der Uni Maryland.

So werden die Spenderherzen zunächst medikamentös gegen Abstoßerscheinungen „gesichert“, darunter auch mit einem neuen Mittel der US-Firma KliniksaPharmaceuticals (Eigenschreibweise). Bis zur Transplantation werden die Ferkelherzen in einem Gerät der schwedischen Firma XVIVO gekühlt und mit einer speziellen Nährlösung konserviert. In den Organen werden auch drei Gene „ausgeschaltet“, die Abstoßwirkungen auslösen könnten. Und „eingepflanzt“ werden sechs humane Gene für die Humanakzeptanz der Schweineherzen.

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