Dass von 29 eingesetzten Spielern nur ein Duo komplett in der Hauptrunde dabei war, ist laut Nationalverteidiger Baxmann schon ungewöhnlich: "Sonst kommen fünf oder sechs ohne Aussetzer durch die Vorrunde. Doch diesmal gab es eine extrem hohe Ausfallquote."
Dafür verantwortlich vor allem Verletzungen. Sowie Spielsperren oder Krankheiten. Letztere – beispielsweise grippale Infekte o.ä. – hat den Meisterkader kaum dezimiert. Weil die Profis ihr Kapital, die Gesundheit, zu schützen gelernt haben. Ohne Mütze nach dem Duschen ins Freie treten, ist tabu.
Spielsperren handelt sich ein, wer Fouls mit Verletzungsfolge begeht bzw. drei 10-Minuten-Disziplinarstrafen ansammelt. So musste Nationalspieler Andre Rankel beispielsweise beim wichtigen Vorrundenabschluss gegen Köln zuschauen. Angreifer Rankel spielt dynamisch, aggressiv, torgefährlich. Wird mit erlaubten oder unerlaubten Mitteln attackiert. Um ihn zu beeindrucken, aus dem Spiel zu nehmen oder zu Revanchefouls zu provozieren. "Da muss ich noch abgeklärter und ruhiger reagieren", meint der gebürtige Berliner. Dies nimmt Oldie und Eisbären-Urgestein Sven Felski (37) mittlerweile für sich in Anspruch. In der Vergangenheit jedoch war er auf dem Eis ein kleiner Hitzkopf. Und quittierte entsprechende Spielpausen. Wie mitunter noch heute sein junger Sturmkollege Daniel Weiß (22) oder der klassische Defensiv-Abräumer Nick Angel.
Sie alle sind oder waren wegen ihres Temperaments anfällig, auf provokante Attacken überhitzt und unbesonnen zu reagieren. Eine Versuchung, die Barry Tallackson (28) kaum zu tangieren scheint. Bei seiner Körperlänge und College-Boy-Aussehen würde man in ihm eher einen Volleyball-oder Basketball-Spieler denn einen Eishockey-Crack vermuten. Trotz seiner 1,96 m und 96 kg bewegt er sich elegant und geschmeidig auf den schmalen Kufen, ist minutenlang nicht zu sehen und schlägt dann urplötzlich mit einem optimalen Pass oder einem Schlagschuss zu.
Wie ein "Sniper" (Heckenschütze) sagen die Fans. Für die Eliteliga NHL in Nordamerika reichte das jedoch nicht. Lediglich 20 Begegnungen für die New Jersey Devils hat er dort bestreiten dürfen. Spielt er vorsichtiger als manche Kollegen oder woran liegt es, dass er ohne Ausfälle durchkam? – "Nein, Eishockey ist ein körperlich betonter Sport. Damit musst du leben und umgehen können", sagt Tallackson, "gut Schlittschuh laufen, die Situation smart erkennen und ein bisschen Glück haben. Na ja, und vielleicht hat mancher auch Respekt vor meiner Größe…". Angreifer seien prinzipiell mehr gefährdet durch böse Checks beispielsweise in den Rücken, meint Baxmann: "Da haben wir Verteidiger den Vorteil, dass wir Gegner und Spiel meist auf uns zukommen sehen. Da lassen sich gefährliche Momente eher abschätzen." Der beste Schutz vor Blessuren sei, "richtig gute Fitness. Da stimmen Reaktion und Reflexe. Guter Muskelaufbau stabilisiert Bänder und Gelenke. Erfahrung und Spielübersicht sind ebenfalls hilfreich. Und – welche Gene einem gegeben sind." Dass er mal zwei Leistenbrüche auszukurieren hatte, sei "wohl erblich bedingt. Die gab es in meiner Verwandtschaft, die nicht Hockey spielt."
Jim Sharrow, 27 wie Baxmann, US-Bürger wie Tallackson, 1,90 m mit 90 kg, irische Vorfahren, sieht es ähnlich. Einen "besonders guten Body von Natur aus" habe er allerdings nicht, "denn in der Vergangenheit hatte ich allerlei Verletzungen. Dass ich nun so gut durchgekommen bin, hat mit Training, Routine und mit Glück zu tun." Nach dem 4:0-Durchmarsch gegen Köln könnte die Überraschungsmannschaft Straubing erster Gegner beim Halbfinal-Start am 5. April (19.30 Uhr/O2 World) sein.