Wilhelm Steinhausen – Ein typisch Frankfurter Geschichte

Steinhausen und Frau. © WELTEXPRESS, Foto: Dr. Jürgen Pyschik

Der 1846 geborene Steinhausen begann seine Ausbildung in Berlin und Karlsruhe und ließ sich zunächst in München nieder. Ein Aufenthalt im Kloster Maulbronn führte einer intensiven Beschäftigung mit religiösen Themen, die fortan seine Arbeit immer wieder bestimmten.

Nach Frankfurt kam er durch den Architekten Ravenstein, der ihm nicht nur die Ausgestaltung der eigenen Villa anvertraute, sondern auch eine ganze Reihe gleichartiger Aufträge aus der Frankfurter Gesellschaft vermittelte.

Eine der Gönnerinnen und Auftraggeberinnen war Rose Livingston, Tochter eines in Amerika reich gewordenen Kaufmannes, die nach ihrer Konvertierung zum evangelischen Glauben ihr Geld dazu nutzte, bedürftige, alleinstehende Frauen zu unterstützen. Ihre Stiftung auf dem Gelände der Diakonissenanstalt in der Cronstettenstrasse besteht noch heute und im nach ihrer Gouvernante und Freundin „Nelli“ benannten Nellinistift finden pflegebedürftige Menschen noch immer eine Heimat.

Die Ausstellung macht deutlich, wie unterschiedlich die Arbeiten Steinhausens waren. Kleinformatige Landschaftsstudien, von ihm auch „Tagebuchblätter“ genannt kontrastieren mit monumentalen Fresken in Kirchen, so der Sachsenhäuser Lukaskirche – auch ein Auftrag von Rose Livingston –  oder der Aula des heutigen Gagern-Gymnasiums. Landschaft wird aber auch zur Folie, auf der er einerseits biblische Szenen darstellt und andererseits der Hintergrund der gekonnt von ihm ausgeführten Portraits. Illustrationen von Märchen oder religiösen, biblischen Texten ergänzen das Werk.

Die Fresken und manche Werke haben das 3. Reich nicht überlebt, zum einen fielen sie den Bomben zum Opfer, zum anderen verbannten die Machthaber Steinhausens Werke aus den Museen, da seine Mutter Jüdin war.

Und was ist so besonders „frankfurterisch“ an der ganzen Angelegenheit? Es ist die enge Verbindung von bürgerlichem Engagement und Kunst. Sie ermöglichte nicht nur Steinhausen selbst eine künstlerische Freiheit in gesicherter Existenz, sein Werk und sein Andenken werden im Rahmen einer Stiftung in seinem ehemaligen Wohnhaus quasi als Privatmuseum bewahrt und gepflegt und das Museum Giersch, das heute diese umfassende Werkschau präsentiert ist seinerseits auch Ergebnis privater bürgerlicher Initiative. Solche Konstellationen sind in Frankfurt nicht selten.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 15. Juli. Das Steinhausen-Haus in der Wolfsgangsstrasse kann während der Laufzeit der Ausstellung am ersten und dritten Sonntag jeden Monats zwi-schen 14.00 und 18.00 Uhr besichtigt werden.

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