P.E.N.-Zentrum Deutschlands schreibt wegen der Verletzung der Menschrechte in China einen von vielen unterschriebenen Offenen Brief an die politisch Verantwortlichen Deutschlands – Liu Xiaobo, wird seit sieben Monaten gefangengehalten

Der im Folgenden abgedruckte Offene Brief ist einer, der mitunterschrieben werden kann, indem man dem P.E.N.-Zentrum sein Einverständnis zum Brief und zur Veröffentlichung mitteilt. Alles Weitere ergibt sich aus den unteren Angaben, die wir dem Offenen Brief anfügen.

OFFENER BRIEF

An den Bundespräsidenten, Herrn Dr. Horst Köhler

An den Präsidenten des Bundestages, Herrn Prof. Dr. Norbert Lammert

An die Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel

An den Präsidenten des Bundesrates, Herrn Ministerpräsident Peter Müller

28. Juli 2009

Liu Xiaobo (53), der ehemalige Präsident des Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrums, ist seit sieben Monaten seiner Freiheit beraubt, ohne dass ein legaler Prozess geführt wurde.

Eine Anklage wegen „Untergrabung des Staatsgewalt“ wurde erst kürzlich erhoben. Es droht eine demonstrativ harte, langjährige Freiheitsstrafe. Dazu passt, dass zwei seiner Mitunterzeichner der Charta 08 ohne Verfahren in ein Arbeitslager geschickt wurden.

Das deutsche P.E.N.-Zentrum sieht mit großer Sorge und Empörung, dass die VR China mit der Verurteilung unseres Kollegen Liu Xiaobo offenbar auf einen Abschreckungskurs zusteuert, der noch einmal deutlich macht, wie wenig die Freiheit des Wortes im Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse gilt.

Das Präsidium, die Mitglieder und der Freundeskreis des deutschen P.E.N.-Zentrums, die Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, und einige andere, die sich diesem Aufruf angeschlossen haben, wir alle wenden uns an Sie mit dem Appell: Bitte setzen Sie sich bei allen Kontakten mit chinesischen Politikern für Chinas mutige Bürgerrechtler ein. Drängen Sie mit den Ihnen gegebenen Möglichkeiten auf die Freiheit des Wortes in dem bevölkerungsreichsten Land der Erde. Fordern Sie gemeinsam mit uns die chinesische Führung auf, Dr. Liu Xiaobo unverzüglich freizulassen und auch allen anderen Autorinnen und Autoren, die verfolgt werden, jene Freiheiten zu gewähren, die in einem Rechtsstaat von der Verfassung garantiert werden.

Johano Strasser (Präsident), Herbert Wiesner (Generalsekretär), Dirk Sager (Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter), Shi Ming (Beisitzer), Christa Schuenke (Vizepräsidentin und Writers-in-Exile-Beauftragte), Hermann-Anders Korte (Schatzmeister), Sabine Kebir (Beisitzerin), Jens Wonneberger (Beisitzer), Jan Wagner (Beisitzer), Hans Thill (Beisitzer), Monika Rinck (Beisitzerin), Petra Morsbach (Beisitzerin), Christa Wolf (Ehrenpräsidentin), Günter Grass (Ehrenpräsident), Jürgen Heckel (Freundeskreis-Koordinator), Klaus Uebe (Justitiar), Inge Jens, Klaus Staeck, Claudia Guderian, Ota Filip, Otto A. Böhmer, Dieter M. Gräf, Walle Sayer, Tina Stroheker, Thomas Rothschild, Heinz Ludwig Arnold, Frank Heibert, Erdmann Linde, Ruth Keen, Friedrich Pfäfflin, Christoph Lindenmeyer, Imre Török, Beate Morgenstern, Victor Pfaff, Max Kruse, Wolfgang Windhausen, Hermann Schulz, Jochen Jung, Uwe Timm, Hanh Nghi Bui, Doris Dörrie, Hubert Witt, Christoph Rinser, Martin Lüdke, Tilman Spengler, Wolfgang Hermann, Manfred Flügge, Mirko Bonné, Gisela Kraft, Klaus Martens, Adalbert Podlech, Peter Schneider, Horst Hensel, Heinz G. Schmidt, Helmut Arntzen, Renate Wiggershaus, Karin Schröder, Petra Mettke, Brigitte Burmeister, Werner Söllner, Brigitte Struzyk, Karl Otto Mühl, Willi Jasper, Regina Scheer, Kai Aghte, Angela Krauß, Marc Fritzler, Harro Zimmermann, Hans-Joachim Gelberg, Peter Merseburger, Björn Kuhligk, Arnulf Zitelmann, Katja Behrens, Karl-Ludwig Wetzig, Berhard Lassahn, Fritz Deppert, Eleonore Lindenberg, Lena Kugler, Klaus Hensel, Thorsten Greiner, Uli Rothfuss, Annett Gröscher, Peter Wawerzinek, Gert Loschütz, Peter Böthig, Sibylle Lewitscharoff, Thomas Böhme, Renan Demirkan, Martin Grzimek, Gert von Paczensky, Sherko Fatah, Dorothea Renckhoff, Klaus-Jürgen Liedtke, Hermann Kinder, Jürgen Engler, Martin Hielscher, Manfred Schlösser, Jochen Missfeldt, Lutz Götze, Dieter Schlesak, Janet Riemenschneider-Kemp, Roswitha Quadflieg, Johann P. Tammen, Joachim Sartorius, Peter Salomon, Harald Grill, Ulla Klomp, Volker Griese, Wolfgang Schiffer, Jochen Greven, Keto von Waberer, Sibylle Knauss, Annegret Held, Andreas Altmann, Claudia Eisenring, Hartmut Riederer, Thomas Lehr, Wolf-Rüdiger Wilhelm, Gunter Preuß, Jutta Heinrich, Germaine Goetzinger, Gert Heidenreich, Thomas Reschke, Doreen Daume, Michael Wüstefeld, Ulrich Horstmann, Nevfel Cumart, Wieland Schmied, Ralph Grüneberger, Jörg Bernig, Walter Neumann, Detlef Michel, Klaus Behringer, Peter Pabisch, Gerhard Köpf, Wolfgang Buhl, Jií­ GruÅ¡a, Helmar Harald Fischer, Wilfried F. Schoeller, Anne Dorn, Reinhard Gröper, Christoph Hein, Karl-Heinz Zillmer, Rolf Michaelis, Rainer Wochele, Klaus Heinrich, Tilman Fichter, Hildegard Hamm-Brücher, Lothar Kusche, Klaus Budzinski, Erasmus Schöfer, Klaus Schröter, Ulla Hahn, Klas E. Everwyn, Renate Bugey, Irmela Brender, Renate Steinmann, Hugo Dittberner, Elisabeth Plessen, Hilmar Hoffmann, Ursula Heinze de Lorenzo, Jo Pestum, Klaus Stiller, Aras Ören, Juri Elperin, Wolfgang Hädecke, Jürg Amann, Thomas B. Schumann, Wolfgang Eschker, Christa Bremer, Walter Kaufmann, Jürgen P. Wallmann, Hans G. Helms, Klaus Walther, Horst Mönnich, Khalil Rostamkhani, Ludger Lütkehaus, Hans Werner Kettenbach, Reinhard Jirgl, Hans-Jürgen Heise, Annemarie Zornack, Walter Alexander Bauer, Ingrid Kipp, Heinz Kahlau, Rudolf Prinz zur Lippe, Otto Jägersberg, Christoph Gahl, Karin Wolff, Sibylle Cramer, HanuÅ¡ Karlach, Heinfried Henniger, Burkhard Spinnen, Michael Raus, Wieland Förster, Harald K. Hülsmann, Hans Grössel, Volker Ebersbach, Michael Zeller, Ursula Krechel, Karl-Heinz Descher, Paul Wühr, Inge Deutschkron, Ruth Rehmann, Tankred Dorst, Ludwig Harig, Gerd E. Hoffmann

Diesem Aufruf schließen sich an:

Akademie der Künste. VS – Verband deutscher Schriftsteller in ver.di, Klaus von Dohnany

ANSCHREIBEN AN DEUTSCHE ZEITUNGEN

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Redakteurinnen und Redakteure,

das P.E.N.-Zentrum Deutschland hat mit angemessenem Vorlauf von etwa zwei Wochen eine von mehr als zweihundert namhaften Schriftstellern unterzeichnete Petition an den Herrn Bundespräsidenten, an den Präsidenten des deutschen Bundestages, die Bundeskanzlerin und den Präsidenten des Bundesrats geschickt. Diese Petition ist ein dringender Appell an die Organe der Bundesregierung, bei allen Kontakten mit Politikern der VR China auf die Freilassung chinesischer Bürgerrechtler und insbesondere die Haftentlassung bzw. den Freispruch unseres PEN-Kollegen Dr. Liu Xiaobo hinzuwirken. Wir wissen uns darin einig mit dem Internationalen PEN und dem Independent Chinese PEN, der im Oktober unser Partner bei der Frankfurter Buchmesse sein wird.

Der Petition haben sich neben dem VS-Verband deutscher Schriftsteller in ver.di und der Akademie der Schönen Künste zu Berlin unter anderen Christa Wolf, Inge Jens, Hildegard Hamm-Brücher, Günter Grass, Klaus Staeck und Klaus von Dohnanyi angeschlossen. Ganz viele jüngere Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben wir als Befürworter dieser Petition gewinnen können. Man könnte es auf die Formel bringen: die gegenwärtige deutsche Literatur, Schriftsteller, Kritiker, Übersetzer haben diesen Appell unterzeichnet.

Seit gestern liegt eine erste, sehr positive Reaktion von Professor Norbert Lammert, dem Präsidenten des Bundestags vor, der bereits seit Monaten im Sinne unseres Appells tätig ist. Der deutsche P.E.N. ist gespannt auf die Antworten der anderen Adressaten. Wir sehen mit großer Sorge, aber auch bereit zu Gesprächen, der diesjährigen Frankfurter Buchmesse entgegen, als deren Gastland sich die VR China erst noch bewähren sollte. Das P.E.N.-Zentrum Deutschland wird an jedem Messetag zwischen 11 und 12 Uhr an seinem Stand dem Independent Chinese PEN ein Forum für die Darstellung seiner gesellschaftspolitischen und literarischenProbleme bieten. Wir verbeugen uns damit vor der chinesischen Dichtung, der ein hoher Rang innerhalb der Weltliteratur gebührt.

Mit herzlichen Grüßen

Herbert Wiesner

Generalsekretär des

P.E.N.-Zentrums Deutschland

PEN-Zentrum Deutschland

Präsident: Johano Strasser · Generalsekretär: Herbert Wiesner
Kasinostraße 3
D-64293 Darmstadt
Tel.06151-23120
Fax 06151-293414
eMail: PEN-Germany@t-online.de
www.pen-deutschland.de

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