Oh, du unselige Weihnachtsfilmzeit -„Heim zu Weihnachten“ wollen die Figuren in Bent Hamers modernem Krippenspiel

O, Tannenbaum! So festlich geschmückt strahlt er über den seligen Menschen. Die Familie im Kosovo sieht die heimeligen Bilder nur im Fernsehen. Vom Friede auf Erden sieht sie dafür wenig. Die bittere Szene, mit der Brent Hamer „Home for Christmas“ eröffnet, erinnert daran, dass Weihnachten für die wenigsten das Fest der Liebe sein kann. Doch der norwegische Regisseur verrät seinen realistischen Ansatz noch bevor er ihn gefestigt hat. Ein Schnitt transportiert die Handlung ins winterliche Norwegen. Rauschende Tannen säumen verschneite Straßen. Festlich geschmückte Hütten leuchten heimelig. Sieht doch alles gleich viel weihnachtlicher aus! Verständlich, dass sich auch die serbisch-albanische Familie hierher flüchtete, um ihre persönliche Version der Weihnachtsgeschichte zu erleben. Die alternde Karin (Nina Andresen-Borud) verbringt eine romantische Nacht mit Ehemann Kristen – der leider nicht mit ihr verheiratet ist. Auch der kleine Thomas (Morten Ilseng Risnes) geht freiwillig nicht „Heim zu Weihnachten“. Er verbringt den Abend lieber mit seiner muslimischen Schulfreundin Bintu (Sarah Bintu Sakor).

Arm und reich, Christ und Muslimin umarmen einander. Immerhin ist Weihnachten auch das Fest der Versöhnung. Prompt scheint den beiden Kinderlein „Der hellste Stern am Nachthimmel.“. „Ist das der Stern von Bethlehem?“, fragt das Mädchen. “Ja. Genau.“ Derartige triefend kitschigen Dialoge machen unmissverständlich klar, dass „Home for Christmas“ eine heuchlerische Moralpredigt über christliche Nächstenliebe ist. Vereinzelt vermag „Home for Christmas“ dank der gegen ihre eintönigen Figuren ankämpfenden Darsteller zu berühren. Es sind rare, melancholische Szenen, in denen Regisseur Hamer an die tragisch-zarte Komik seiner Komödie „O ´ Horten“ erinnert. Die Anfangsszene entpuppt sich letztendlich als verlogenste Schönfärberei des verlogenen Feiertags-Schmonzette. Gott sieht alles. Sündern bleibt die Kirchentür verschlossen. Jede böse tat wird bestraft, jede gute reich belohnt. Darum leidet das als zeitgenössische Verkörperung von Maria und Josef auftretende serbische Flüchtlingspaar keinen Mangel: „Geschenke von Freunden.“ Eine fromme Seele stellt ihnen noch das eigene Auto unter den Tannenbaum.

„I have people who never will desert me“, versichert auch der Schlusssong des trotz seiner Kürze langatmigen Werks. Der Herr vergilt es umgehend mit angekündigtem Kindersegen. Auf das nächste Weihnacht ein neues Baby in der Krippe liege. Mahnt der Pop-Song zu Filmende „habe etwas Anstand“, möchte man selbst „Home for Christmas“. Hauptsache raus aus dem misslungenen Film.

Titel: Home for Christmas

Land/ Jahr: Norwegen 2010

Genre: Drama

Kinostart: 18. Noveber 2010

Regie und Drehbuch: Bent Hamer

Darsteller: Fridjov Saheim, Kristine Rui Sletterbakken, Reidar Sorensen, Trond Fausa Aurvag, Sarah Bintu Sakor, Morten Ilseng Risnes, Nina Andresen-Borud

Laufzeit: 79 Minuten

Kamera:John Christian Rosenlund

Musik: John Erik Kaada

Schnitt: Pal Gengenbach, Silje Nordseth

Produktion: Bent Hamer

Verleih: Pandora Film

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