Nawalny und ein Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe – Moskau findet die Vergiftungsvorwürfe aus Berlin nur noch „skandalös“

Der Kreml in Moskau. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Je mehr Informationen an die Offentlichkeit sickern, umso mehr Fragen ergeben sich im Politfall Alexej Nawalny.

Unter der Überschrift „Ärzte von Berliner Charité haben in Proben von Nawalny keine Kampfgiftstoffe entdeckt – Lawrow“ wird in „Sputnik“ (5.10.2020) mitgeteilt, dass „Ärzte der Berliner Klinik Charité … in den Proben des Bloggers und Kreml-Kritikers Alexej Nawalny keine chemischen Kampfstoffe gefunden“ hätten. „Dies erklärte am Montag Russlands Außenminister Sergej Lawrow beim Treffen mit Vertretern der Association of European Business.“

Chemische Kampfstoffe wurden weder von Berlin Ärzten noch von Omsker Ärzten gefunden.

„Lawrow betonte, dass die Omsker Ärzte alle Proben und Ergebnisse ihrer Arbeit den deutschen Kollegen übergeben hätten. Die Deutschen haben ihm zufolge schriftlich bekräftigt, dass sie alle Angaben erhalten haben.“

Zudem wird darüber informiert, dass „Nawalnys Ehefrau ein Dokument unterzeichnet“ habe, „in dem sie die Verantwortung für den Transport nach Deutschland übernommen hat, weil ‚unsere Ärzte nicht sicher waren, dass es ungefährlich war‘, wie Lawrow gesagt haben soll.“

„Ich mache Sie jedoch darauf aufmerksam, dass auch in der Klinik Charité in seinen Proben keine toxischen Substanzen gefunden wurden, dazu ist es erst in der Bundeswehrklinik gekommen“, sagte Lawrow. Veranlasst worden sei dies durch die Merkel-Regierung. Die Merkel-Regierung schaltete weitere Staatsregierungen ein. Die Regierungen in Frankreich und Schweden ließen in Laboren nach Nowitschok suchen und finden. Am 14.9.2020 teilte dann Steffen Seibert als Regierungssprecher mit: „Damit hätten nun ‚bereits drei Labore unabhängig voneinander den Nachweis eines Nervenkampstoffes aus der Nowitschok-Gruppe als Ursache der Vergiftung von Herrn Nawalny erbracht“.

Vermutlich hätten auch weitere Labore den Nowitschok-Nachweis erbracht, wenn die Proben das Zeug enthalten. Hätte die Merkel-Regierung fünf Staats- und Regierungschefs gefragt, keine Frage: selbstverständlich die richtigen, wäre früher oder später das richtige Ergebnis vermeldet worden. Ob fünf oder drei, was spielt das schon für eine Rolle.

Von einem „deutschen Befund“ zu schwätzen und zu schmieren, das ist jedoch an Peinlichkeit nicht zu überbieten, denn ein „deutscher Befund“, nämlich der aus der Berliner Charité, fiel negativ aus. Wenn, dann gibt es mehrere Befunde – wir erinnern uns, dass der Befund in Omsk negativ ausfiel. Vielleicht sind die Leute in den Laboren in Omsk und Berlin auch einfach nicht gut genug. Gut möglich.

Entscheidend ist und bleibt jedoch, wo das Zeug in die Proben beziehungsweise in den Körper von Nawalny kamen und wann und wo und von wem und wieso, weshalb, warum. Aus Paris, Stockholm und Berlin kommt dazu nicht nur wenig, im Grunde genommen nichts. Behauptungen gibt es viel, aber keine Beweise.

Kein Wunder also, dass man in Moskau die Vergiftungsvorwürfe gegen den Kreml „skandalös“ findet. Unter der Überschrift „Russland – Sergej Lawrow: Nawalny-Gift-Vorwürfe skandalös“ heißt es in „Euronews“ (6.10.2020), dass „der Kreml bezweifelt, dass Nawalny überhaupt vergiftet wurde und spricht von einer Inszenierung“. Dann wird Lawrow wie folgt zitiert: „Ich weise Sie darauf hin, dass die Charité kein Gift gefunden hat. Ein Bundeswehrlabor tat das. Wir wissen immer noch nicht, ob die Franzosen und Schweden eigene Tests durchführten, oder ob die Deutschen ihnen ihre Testergebnisse einfach vorlegten. Dass unsere Kollegen alles vertuschen wollen, ist beunruhigend. Wir suchen nach der Wahrheit und werden dies weiter tun.“

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