Muss Merz den Lafontaine machen? – CDU will nicht mehr Basis wagen, aber wagen die Widerspenstigen den offenen Aufstand oder Absprung?

Friedrich Merz auf dem CDU-Bundesparteitag Leipzig am 22.11.2019. Quelle: Wikimedia, Foto: Olaf Kosinsky, eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dass die CDU längst verloren ist für Leute wie Friedrich Merz oder diejenigen, die zur Werteunion gehören, das wollen sie zwar nicht wahrhaben, müssen sie aber zur Kenntnis nehmen.

Auf dem zweiten Tag des CDU-Bundesparteitages in Leipzig entschieden die Delegierten gegen eine Urabstimmung über ihren Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2021. Es bleibt also dabei, dass die Vorsitzende der Partei, seit Dezember 2018 ist das Annegret Kramp-Karrenbauer, den Erstzugriff auf die Kanzlerkandidatur hat. Damit gilt Kramp-Karrenbauer als „natürliche“ Nachfolgerin von Angel Merkel.

Vor allem die Junge Union (JU) und die Anhänger von Friedrich Merz machten sich für eine Urwahl stark. Nach dem Urwahl-Antrag der JU lehnten die Delegierten mehrheitlich auch ähnliche Anträge verschiedene „Kreisverbände ab: für einen Mitgliederentscheid oder eine Mitgliederbefragung oder eine Direktwahl des Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl durch die Mitglieder“, wie „Spiegel-Online“ (23.11.2019) unter der Überschrift „Bundesparteitag – CDU lehnt Urwahl über Kanzlerkandidaten ab“ berichtet.

Anhänger von Kramp-Karrenbauer verstanden die Anträge als das, was sie waren: ein Affront, eine Machtbeschneidung der Vorsitzenden der Wahlverliererpartei und ein Mehr-Basis-wagen.

Doch die Merkelianer in der sozialdemokratisierten CDU, darunter Peter Tauber und Karin Prien, wettern gegen die Anti-Merkel-Fraktion, die auch eine Anti-Annegret-Kramp-Karrenbauer-Fraktion ist. Vor und auch während des laufenden Parteitages in Leipzig wurden diejenigen, die sich zur Werteunion bekannten, ins Fadenkreuz genommen. Die Werteunion, eine Art von Zusammenschluss der letzten Konservativen in der CDU, wurde als „Sektierertruppe“ gebrandmarkt.

Auch in Leipzig versuchen die Merkelianer mit allen Mitteln, die letzten verbliebenen bürgerlich-konservativen Mitglieder und somit auch Wähler zu vertreiben, um den Weg für eine Zusammenarbeit mit Bündnis 90/Die Grünen auf Bundesebene freizumachen.

Was bleibt den Mitgliedern der Werteunion, den Mitgliedern der JU und den Gefolgsleuten von Friedrich Merz? Im Grunde nur als erster Schritt ein Austritt und als nächster Schritt eine Parteineugründung oder der Eintritt in die neue Volkspartei AfD.

In der AfD wird der desolate Zustand der CDU durchaus mit gemischten Gefühlen gesehen. Manche meinen, Merz müsse den Lafontaine machen, nur besser und also erfolgreicher. Sie sind offen für Tausende Ex-CDU-Mitglieder und Mandatsträger. Andere wiederum wollen aus dieser Merkel-CDU nicht bereichert werden, sondern deren weiteren Niedergang nutzen.

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