Mountainbiking in Snowdonia – Serie: Direktberichterstattung über ein Wochenende in Wales (Teil 5)

Beim Mountainbiking ruht der Blick nicht nur auf den holprigen Wegen sondern schweift hier und dort weit in die wunderbare Landschaft des Snowdonia National Parks.

Hans und Franz, vermutlich zwei Warmduscher, kommen putzmunter zum Frühstück in unserer "The Lodge" unweit von Penmachno. Sie reichen den Rest: besten Bohnenkaffee und Stichworte für weitere Sätze. Penmachno wirkt wie ein mittelalterliches Dörfchen, in dem die Zeit stehengeblieben ist. Mitten durch den kleinen Ort, den der Bischof William Morgan (1545 – 1604) gründete, schlängelt sich ein putzmunterer und klarer Bergbach, nennen wir ihn wie die Bewohner von Penmachno höflichkeitshalber Fluß. Der Himmelsanbeter war übrigens der Erste, der die Bibel in die walisische Sprache übersetzte und so setzen ihm die Waliser ein Denkmal. Penmachno liegt vier Meilen südlich von Betws-y-Coed in der Grafschaft Conwy im Norden von Cumry.

Der Fluß fließt weiter durch das eher isoliert liegende Hochlandtal mitten im Snowdonia National Park. Nur eine asphaltierte, sich an die umliegenden Hügeln hängende Straße führt hierher, hin zum Cwm Penmachno. Den gleiche Weg muß man nehmen, um wieder wegzukommen.

Doch bevor wir wegfahren kommen wir zum Radfahren. Das stand nämlich gestern am Nachmittag, quasi gleich nach der Waldseilgartenakrobatik, auf dem Programm. Und dazu meint Franz heute: „Das Mountainbiken in den Wäldern von Penmachno gestaltete sich so, wie dies nicht anders zu erwarten war: teils mit voll-gefederten („fullies“), teils mit Frontgabel-gedämpften („hard tails“) Drahteseln ging’s über Stock und Stein die nicht unsteilen Hügel rauf und runter – vorneweg unser semiprofessioneller Mountainbike-Tourguide Pete, dicht gefolgt vom annähernd ebenbürtigen, weil Bayerischer-Wald-erprobten, Niederbayern, an dessen Fersen sich wiederum der sich trotz mehrerer Stürze achtsam schlagende Schwabe geheftet hatte. Dann kam lange Zeit nichts – außer unzähligen Wasserlöchern, Baumwurzeln, Rinnsaalen, im Sprung zu überquerenden Gesteinsformationen usw. – bis schließlich unser preußisches „Radl-Wunder“ als kleiner weißer Punkt zwischen dem saftigen Grün der walisischen Bäume in weiter Ferne hervorblitzte. Keuchend, schnaubend, schwitzend. Ein klares Auswärtsspiel für den gebürtigen Bremervörder, der mit Bergen bis dato so viel am Hut hatte, wie sein Lieblingsverein Werder Bremen mit dem Gewinn der Champions-League. Nichtsdestotrotz schlug auch er sich am Ende wacker und meisterte den knapp dreistündigen abwechslungsreichen und für jeden Mountainbiker ansprechenden Ritt durch Flora und Fauna des Snowdonia Nationalparks mit Bravour. Insbesondere auf der rasanten Schussfahrt heimwärts Richtung Tyred-Out-Lodge zählte er zu den schnellsten Downhill-Bikern der Gruppe ”¦“

Klammer auf: Der Bayer ist also ein Niederbayer, dem wir den allseits bekannten wie beliebten Schlachtruf der Schlachtenbummler von Werder Bremen „Wen wollen wir lynchen? – Bayern München!“ nicht entgegenschmettern. Wohl aber werden auch meine "Tim Wiese the Riese-Rufe“ lauter, wie die der stetig wachsenden Schar von Schlachtenbummlern des einzigen deutschen Torwarts im Trikot des DFB-Teams, der diese Saison international spielt und zwar weltklasse, die wie ich wollen, das der Torwart-Titan aus dem hohen Norden schnellstmöglich die Nummer 1 im Tor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft werden und bei der nächsten Fußball-WM der Männer im Süden Afrikas (Weltexpress wird berichten) weltmeisterlich halten möge. Klammer zu.

Themenwechsel. So wie ich gestern der Erste daheim war, so dränge ich jetzt zum Aufbruch, denn wir wollen auf den Berg, auf den Snowdon, den höchsten Berg in Cymru. Darüber mehr im sechsten Teil dieser Super-Serie.

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Tyred Out

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* Namen von der Redaktion geändert.

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