Seit mehr als 60 Jahren steht der hochgewachsene Schnauzbartträger auf der Bühne – und kann mit dem Musizieren dennoch nicht aufhören. Dabei spielt der ausgebildete Pianist und Jazz-Bassist bei seinen Konzerten nicht selbst, sondern führt mit einer nachlässigen, schnipsenden Bewegung aus dem Handgelenk 38 Musiker. Streicher, Bläser, Piano und Percussion – es ist ein Orchester mit allem Drum und Dran.
Der Klangkörper ist auf die leichte Muse spezialisiert, auf eingängige Melodien mit einem dicken Geigenteppich und schmetternden Trompeten. Last will seine Zuhörer unterhalten, nicht überfordern. «Vergessen Sie die Sorgen, all die dunklen Schlagzeilen dieser Tage. Davon sollen Sie sich jetzt zweieinhalb Stunden erholen», gibt er gleich zu Beginn die Richtung vor.
Die Konzertbesucher in Bayreuth lassen sich nicht lange bitten: Schon beim fünften Lied steht die erste Mutige in der Mitte des Saales auf und tanzt mit. Wenige Minuten später hält es die ersten beiden Reihen nicht mehr auf ihren Plätzen. Als Last «Geschichten aus dem Wienerwald» zum Besten gibt, folgen gut 30 Paare seiner Einladung zu einem Schwof vor der Bühne.
Und zwar nicht nur die höheren Semester, auch einige jüngere Paare mischen sich unter die Tanzenden. Das Publikum ist generell sehr gemischt: Von Lasts klassischer Zielgruppe, die seine Karriere seit Mitte der 1960er begleitet hat, über Frauen Ende 30 vom Typ Sparkassenangestellte bis hin zu Jurastudenten mit ihren Perlenohrringe tragenden Freundinnen.
So breit gefächert wie seine Fangruppen ist auch die Musik, die Last ihnen bietet. Neben eigenen Stücken hat der Erfinder des «Happy Party Sounds» zahlreiche bekannte Stücke anderer Künstler für sein Orchester arrangiert. Er bringt «Yellow Submarine» von den Beatles ebenso zu Gehör wie «Bleeding Love» von Leona Lewis oder «So What» von Pink. Aber auch irische und bayerische Volksmusik oder Walzer werden geboten.
Die ersten Begeisterungsstürme ruft hingegen ein anderer Song hervor, den Last überraschend offenherzig ankündigt. Die launige Überleitung vom Thema «Frauen können nicht einparken, Männer nicht zuhören» endet mit dem Geständnis: «Meine Frau kann prima einparken. Und seit zehn Jahren höre ich auch auf meine Frau. Sonst wäre ich jetzt da, wo die Frau des nächsten Titels ist. Er lautet Rehab, Rehabilitation.»
Das Strickmuster des Programms ist simpel: Auf schnelle Songs folgen langsame, nach Instrumentalstücken treten die Sänger auf, und nach den Trompetern werden die Schlagzeuger und der Flötist in Szene gesetzt. Die Streicher sind ohnehin allgegenwärtig. Mit dieser Mischung wird Last im kommenden Monat in 23 Städten auftreten. Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Luxemburg und die Schweiz stehen auf der Reiseroute, nächstes Frühjahr sollen Skandinavien und Großbritannien folgen.
Seine Fans hat der aus Bremen stammende und heute in Florida lebende Last, der in seinem Leben mehr als 80 Millionen Platten verkauft hat, in der ganzen Welt. Treue Fans, die ihrem «Hansi» in Bayreuth mit Transparenten zum Geburtstag gratulieren. Der 80-Jährige weiß das zu schätzen, schüttelt Hände – und bedankt sich zum Abschied mit «Youll be in my heart» («Ihr werdet in meinem Herzen sein»).