Berlin, Deutschland (Weltexpress). Irgendetwas muss schiefgegangen sein bei der Willkommenskultur, wenn syrische und afghanische Jugendliche Kinder quälen und täglich irgendwo eine Messerstecherei berichtet wird. Das, was da sichtbar wird, ist eine Wut, die eigentlich viele Deutsche ebenfalls empfinden müssten.

Einzelne Vorfälle wie in Gera machen es ebenso sichtbar wie die Statistik: Die Gewalt unter Jugendlichen nimmt zu, und immer häufiger findet sich die Konstellation einer ganzen Gruppe migrantischer Kids gegen einzelne Deutsche.

Das ist eine Entwicklung, die einer tiefen sozialen Logik folgt. Das deutsche Schulsystem ist bekanntlich darauf gepolt, auszusortieren, die Eintrittskarte für die hochwertigere Bildung ist nach wie vor die Beherrschung des Deutschen, und nach wie vor lernen deutsche Lehrer, trotz einer vielerorts nicht deutschen Mehrheit, nicht, wie man dieses Deutsch als Zweitsprache angemessen vermittelt. Man hält es schlicht für normal, dass die meisten Kinder mit Migrationshintergrund ausgefiltert werden, und spätestens in der vierten Klasse geben das die Lehrer auch deutlich genug zu verstehen.

Nun, Gewalt erzeugt immer Gegengewalt. Das ist ein absolut unentrinnbares Gesetz. Was allerdings nicht bedeutet, dass die Gegengewalt einen engen räumlichen, personellen oder auch qualitativen Bezug zur ursprünglichen Gewalt hat. Das ganze deutsche Schulsystem beruht auf einem „jeder gegen jeden“, zukünftige Karrieren werden bereits bei Zehnjährigen zu- oder abgesprochen, und alle Freundschaften, die sich in den ersten vier Schuljahren gebildet haben, werden dauerhaft zerrissen – sage da einer, das ist keine Gewalt.

In diesen Momenten, in denen, wie in Gera, eine Gruppe von Afghanen und Syrern über einen Deutschen herfällt, geschieht diese Gegenreaktion. Das soll jetzt nicht die Täter entschuldigen, und sollte auch nicht die Konsequenz haben, ihnen gegenüber so zu agieren, als wäre das nichts; aber man muss die Mechanismen wahrnehmen, wenn man wirklich begreifen will, was da schiefläuft – und warum das noch deutlich schlimmer werden wird.

Diese eigenartige Konstellation: ein deutscher Jugendlicher gegen eine ganze Gruppe von Migranten, das ist auch eine Folge dessen, dass die deutsche Gesellschaft so gründlich dekollektiviert wurde. Die Neigung, sich in festen Gruppen zu bewegen, ist mittlerweile bei den „Biodeutschen“ nur noch gering, ganz abgesehen davon, dass beispielsweise in Hauptschulen oft nur noch Einzelne übrig sind. Diese anerzogene Vereinzelung funktioniert bei neu Zugewanderten noch nicht so richtig, die dem Muster folgen, das eigentlich für Jugendliche üblich ist, und sich in Gruppen zusammenfinden. Und nachdem selbst Zwölfjährige nur selten so dumm sind, nicht zu erkennen, wenn sie aufs Abstellgleis geschoben wurden, ist auch der Zorn da, der sich dann gegen das schuldlose, aber verfügbare Opfer richtet.

Warum es das noch öfter geben wird? Man hat es den deutschen Armen weitgehend aberzogen, wütend zu sein; dafür gibt es ja auch die endlose Propaganda, die behauptet, das Einkommen sei eine Frage der Leistung, und wer wenig Geld habe, habe auch wenig Geld verdient – ein eigenartiger säkularer Calvinismus. Man müsste angesichts der stetig schlechteren sozialen Lage eigentlich ein weitaus deutlicheres Ansteigen der Kriminalität unter den Deutschen erwarten, oder andere Anzeichen der Rebellion, aber da tut sich noch vergleichsweise wenig. Aber bei jenen, die noch die Erwartung eines besseren Lebens haben, funktioniert diese Dressur nicht.

Das ist übrigens keine blinde Vermutung, dass sich kriminelles Verhalten und soziale Unruhen aus derselben Quelle nähren. Vor etwa vierzig Jahren war das ein in der Geschichtswissenschaft sehr populäres Thema; diese Verbindung scheint nur in der Gegenwart überraschend, aber in der Vergangenheit gab es, von Robin Hood über Störtebeker, Schinderhannes oder den Räuber Kneissl reihenweise Gestalten, die zumindest von der Bevölkerung ihrer Zeit als Vertreter der Rebellion gesehen wurden. Statistisch ist das ohnehin außer Frage – in einer vergleichsweise egalitären Gesellschaft gibt es weniger Verbrechen als in einer ungleichen. Jeder kennt wohl die Geschichte von den Schweden, die zumindest zu der Zeit, als sie noch ihrem Klischee entsprachen (inzwischen ist ja auch dort der Sozialstaat weitgehend geschliffen), die Türen ihrer Häuser nicht verschlossen.

So erschreckend Vorfälle wie in Gera auch sind, die erwachsene Version ist noch deutlich schlimmer. Wie bei dem Messerstecher von Mannheim. Ein Mann, der als Jugendlicher nach Deutschland kam, anfänglich ziemlich engagiert daran gearbeitet haben muss, Erfolg zu haben (ein Hauptschulabschluss ist eine echte Leistung, wenn man als halber Analphabet aus einem anderen Land ankommt und nicht nur die Sprache, sondern im Grunde auch den Stoff der ganzen Schulzeit lernen muss), dann sich als Hilfsarbeiter durchschlug und letztlich trotz Familie und Kindern, die eigentlich als stabilisierend gelten, auf offener Straße einen Polizisten ersticht.

Man müsste darüber nicht länger nachdenken, wenn es der einzige Fall dieser Art wäre. Ist es aber nicht. Es gibt Ähnlichkeiten etwa mit der Biografie des Täters von Brokstedt, der in einem Regionalzug im Januar 2023 zwei Mitpassagiere getötet und vier zum Teil schwer verletzt hat. Jemand, der mit Anfang 20 nach Deutschland kam, der aber zwischen Obdachlosigkeit, Drogen und Haft unterging. Es gibt noch weitere Fälle dieser Art, die in einem Gewaltausbruch endeten, bei denen sich, wenn man die Geschichte des Täters betrachtet, eine ähnliche Mischung aus scheinbarer Fürsorge und völliger Vernachlässigung findet.

Man könnte sagen, solange die Jugendhilfe zuständig ist, sei alles gut. Der Hauptschulabschluss des Mannheimer Messerstechers war sicher auch eine Leistung der Jugendhilfe. Nur – wenn es um Berufsausbildungen geht, entscheidet dann „der Markt“. Da gibt es dann noch die Parkposition, Berufsvorbereitungsjahr oder Ähnliches, aber danach kommt nichts mehr.

Was auch damit zu tun hat, dass sich die ganze Landschaft des kleinen und mittleren Handwerks verändert hat, die einst zumindest teilweise imstande war, Jugendliche aufzufangen und mit einer Berufsausbildung zu versehen. Es gibt einfach weit weniger davon. Dafür muss man sich nur umsehen, wie viele richtige Bäcker man noch sieht, die nicht nur Aufbacklokalitäten von Nahrungsmittelkonzernen sind. Oder Metzger. Oder Klempner, Schlosser, Maler, Schreiner… Die Berufe, in die diese Jugendlichen einsteigen könnten, gibt es kaum mehr.

Die verrückteste Tatsache, die man entdeckt, wenn man derartige Biografien betrachtet, ist, dass man Jugendlichen, die straffällig werden, mit milden Strafen oft keinen Gefallen tut. Warum? Weil es im Grunde im Jugendstrafrecht einen Anspruch auf Ausbildung gibt, dieser aber nicht greift, wenn die Haftstrafe zu kurz ist. Während also womöglich der Jugendrichter meint, dem Angeklagten einen Gefallen zu tun, wenn er ihn nicht drei Jahre, sondern sechs Monate oder gar nicht in Haft schickt, verhindert er damit die einzige Situation, in der es eine staatliche Pflicht zur Ausbildung gibt. (Wobei man selbstverständlich auch zynisch annehmen kann, der wahre Grund sei Kostenersparnis – die Haft geht zulasten der Landeskasse, mögliche Gewalttaten aber nicht).

Das Problem ist nicht das System der dualen Berufsausbildung, also der Mischung aus Unterricht im Betrieb und in der Berufsschule. Dieses Konzept gilt als die tragfähigste Form beruflicher Ausbildung weltweit. Aber wer dort keinen Zugang findet, bleibt für den Rest seines Lebens draußen. Pizzabote, Fahrradkurier, Putzhilfe. Oder nicht einmal das. Ausführungen über den Wohnungsmarkt und die in Deutschland mittlerweile deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, in der Wohnungslosigkeit zu landen, kann man sich in diesem Zusammenhang sparen.

Ist es unverständlich, wenn eine solche Lage großen Zorn hervorruft? Nein, ist es nicht. Die Normabweichung sind eher die zu braven Deutschen. Es ist nachvollziehbar, dass jemand, der beispielsweise wie besagter Mannheimer Messerstecher, mit großem Einsatz von Energie einen Bildungsstand nachgeholt hat, der für seine Ursprungsumgebung überdurchschnittlich hoch wäre, nur um dann festzustellen, dass sich danach einfach niemand mehr für ihn interessiert und die ganze Mühe vergebens war. Darin eine tiefe persönliche Kränkung zu sehen, ist nicht ungewöhnlich.

Das deutsche Sozialsystem arbeitet ebenfalls gern mit Kränkungen. Das wird jeder bestätigen können, der schon einmal mit Jobcentern zu tun hatte. Nicht umsonst sind diese Einrichtungen mit Sicherheitspersonal versehen. Entgegen der politischen Rhetorik, in der so gern von „Motivierung“ und „Fördern und Fordern“ die Rede ist, geht es in der Praxis darum, den Willen zu brechen. Denn wenn eines in einer Lage des permanenten Mangels wirklich tödlich ist, dann das Beharren auf der Hoffnung, dieser Zustand könne sich morgen ändern.

Verrückterweise ist der Zorn, der bei diesen jungen Männern diese Exzesse der Gewalt auslöst, an sich ein Zeichen der Lebendigkeit, weil er offen und wahrnehmbar und noch nicht hinter dem Schleier der Depression verborgen ist. Aber die Art und Weise, wie dieser Zorn zum Vorschein kommt, produziert dann weitere Opfer. Und weil es sich eben nicht um ein Einzelphänomen handelt, entsteht so eine Lage, in der alle zum Opfer werden, außer denjenigen, die vom stetigen Druck auf die Löhne profitieren, und jenen, die dank des Wohnungsmangels die Mieten nach oben schrauben können.

Mit untrüglicher Sicherheit folgt auf die Überbetreuung, auf die gezuckerte Lüge der „Willkommenskultur“ die völlige Vernachlässigung. Es ist in Deutschland kein Skandal, dass ein guter Teil der Menschen, die 2015 mit geradezu hysterischer Euphorie mit Teddybären willkommen geheißen wurden, fast zehn Jahre später immer noch in Notunterkünften haust. Weil es nämlich gar nicht um diese Menschen ging, sondern nur um das „virtue signalling“, das Vorzeigen der Tugend. Während man über die Messerstecher nicht sprechen darf, weshalb die Zusammenhänge zwischen der freundlichen Lüge zu Beginn, der kalten Schulter danach und der Explosion des Zorns auch nicht nachvollziehbar werden.

Man soll ja nicht auf dumme Gedanken kommen, wie, dass eine Berufsausbildung und eine Wohnung eigentlich ein Menschenrecht sein müssten. In einem Teil Deutschlands gab es das einmal. Auch ein Recht auf Arbeit. Brokstedt wäre damit vermutlich nie passiert. Aber weil das Leben von Gesellschaftsschichten idealisiert wird, in denen Drogenkonsum als Unterhaltung gilt, oder gar als Statussymbol, ist die Wahrnehmung verloren gegangen, dass der wahre Grund meistens ein ganz anderer ist, gleich, ob Alkohol oder andere Substanzen – das ganz gewöhnliche Elend. Umstände, die nur schwer auszuhalten sind, ohne irgendwie aus ihnen aussteigen zu können, und wenn es Illusion ist. Dass Drogenkonsum wie die Kriminalität mit der Armut verbunden sind, und eine Gesellschaft, die enormen Reichtum und Armut nebeneinander stellt, irgendwann von diesen hässlichen Folgen beherrscht wird.

Aber es sind nicht die Kinder der Wohlhabenden, die von migrantischen Jugendgangs gequält werden, der Straßenraub trifft selten die Milliardäre, sondern eher die Oma von nebenan, und die Messerstecher fahren auch nicht erst in die Villenviertel oder warten auf die Vorstände von Immobiliengesellschaften. Die Befürworter der unbegrenzten Migration bemerken nicht, dass sie alle zu Opfern machen, die nicht zu den oberen Schichten gehören (die sich immer über günstiges Dienstpersonal freuen), weil ihnen das tatsächliche Schicksal ihrer vermeintlichen Lieblinge völlig egal ist. Und solange in Deutschland weiter so getan wird, als hätte man noch nie eine Ahnung von sozialen Zusammenhängen gehabt, und als wäre die Normalform des Homo sapiens der stets unterwerfungswillige deutsche Gymnasiallehrer, wird der Zorn, den die soziale Misere auslöst, weiter jene treffen, die gerade nicht verantwortlich sind.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Dagmar Henn mit dem Titel „Kinderquäler, Messerstecher – die dunkle Seite der Migration“ wurde am 20.6.2024 in „RT DE“ erstveröffentlicht. Die Seiten von „RT“ sind über den Tor-Browser zu empfangen.

Siehe auch die Beiträge

im WELTEXPRESS.

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