Keine Kängurus, nirgends – Im „No Kangaroo“ in Kreuzberg ist das kulinarische Österreich zum Greifen nahe

Wer in das Ecklokal im tiefen Kreuzberg will, muss erst einmal an Herrmann vorbei. Herrmann ist kein Türsteher und auch eigentlich kein Er, sondern eine mannshohe, originalgetreue Milchkuh aus Kunststoff. Als wir eintreffen, lässt sich gerade eine Gruppe Asiaten begeistert mit dem melkbaren Milcherzeuger ablichten. „Unseren Herrmann benutzen wir manchmal zum Wettmelken“, lacht Geschäftsführer Thomas Schulz, ein 31-jähriger mit ansteckend sympathischer Ausstrahlung. Zusammen mit dem Österreicher Martin Raber hat er eine original erhaltene Holzhütte von einer Alm aus dem Salzburger Land „gerettet“ und nach Berlin gebracht.

An der liebevoll eingebauten Holzdeko hängen einige Gondeln eines Bergliftes. Die Kellnerin im Dirndl schwört, dass das alte Holz alles hält, was dran hängt. „Das können bei den Après-Ski Parties schon ein paar Kilo mehr sein“ sagt sie und stellt erstmal ein „gscheites“ Stiegl-Pils auf den Tresen, das im Original-Steinkrug serviert wird. Die Biergrößen variieren zwischen „Baby-Pfiff“(0,125l für 1,30€) und Doppelliter (2l für 14 €), entweder als „Stiegl-Goldbräu“ oder naturtrübes „Zwickel“.

Amtssprache ist im „No Kangaroo“ übrigens das „Duzen“, so wie es wohl überall in Österreich üblich ist. Original österreichisch ist hier auch sonst so gut wie alles: An den Wänden läuft auf Flachbildschirmen an Spieltagen Österreichische Liga; das Bier, der Wein und das gesamte Essen bis hin zu den Pfefferminzdrops stammen allesamt aus der Alpenrepublik, das Fleisch zum Beispiel von der Oberndorfer Metzgerei Ablinger aus dem Salzburger Land.

Der Koch kommt natürlich auch aus unserem Nachbarland und serviert deftige Schmankerln und „Kalorienarmes“ wie Kaiserschmarrn und Palatschinken. Zu diesen Hüftgoldspezialitäten kamen wir jedoch nicht mehr, denn sowohl das „Wiener Schnitzel“(vom Kalb oder vom Schwein-15,50€ bzw. 9,50€) als auch die auf dem Holzbrett angerichtete „Brettljause“ mit Wacholderschinken, selbstgemachtem Bauernbrot und deftigem Käse (10,80€) waren nicht nur sehr schmackhaft sondern auch großzügig portioniert.

Spätestens auf dem Weg zur Toilette wird klar, dass bei der Erschaffung Künstlerhände im Spiel waren. Die durch Vogelgezwitscher untermalte Installation eines Waldweges ist wirklich sehenswert und originell. Raucher schließlich kommen im „No-Kangaroo“ auch zu ihrem Recht: Sie dürfen bei schlechtem Wetter in alten, geschlossenen Seilbahnkabinen Platz nehmen und bei Bedarf die Hauszigarren „Torpedo“ oder „Churchill“ probieren.

Fazit: Der bizarre Name sollte keinen irritieren: Das „No Kangaroo“ ist ein sympathischer Kurztripp zu unseren Freunden jenseits der Alpen, authentisch aber nicht bierernst. Echt mal was anderes.

Weltexpress-Wertung: sehr empfehlenswert

– das Essen ist gut

– das Bier ist noch besser

– zahlreiche wirklich originelle Details bei der Einrichtung

– nette, flotte Bedienung im Dirndl

– unbedingt die Toiletten aufsuchen

* * *

No Kangaroo
Muskauerstr. 13
D-10997 Berlin

Website: www.nokangaroo.com

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 16:00 – 24.00 Uhr
Samstag 12.00 – 02.00 Uhr
Sonntag 11.00 – 23.00 Uhr

Telefon: +49 (0)30 65799630
Fax: +49 (0)30 65799628

Email: info@nokangaroo.com

Vorheriger ArtikelSo sitzen PC-Nutzer richtig
Nächster ArtikelEin eritreisch-äthiopischer Abend mir Huhn, Schwein und Rind im Afrika-Restaurant „Savanna“