IAA will zur Plattform der Mobilitätswende avancieren – Noch bis zum 22. September sind in Frankfurt am Main vor allem deutsche Marken und ihre Töchter zu sehen

Impression von der IAA 2019 in Frankfurt am Main. © VDA

Frankfurt am Main, Deutschland (Weltexpress). Wie auf dem Genfer Automobilsalon im März, stehen auch auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) „Driving Tomorrow“ in Frankfurt in diesen Tagen die ambitionierten Zukunftsvisionen rund um die Mobilität von morgen im Fokus. Die vorwiegend von der Industrie ins Spiel gebrachten Trends der letzten Jahre – ob Carsharing, Infotainment-Vernetzung oder autonomes Fahren – halten immer stärker Einzug in die neuen Modelle: Visionen der Entwickler werden zur Realität.

Durch die rasanten technischen Neuerungen der IT-Welt hat sich das Auto fast zu einem Infotainment-Gerät auf Rädern gewandelt, bei dem der Besitzer zahlreiche Funktionen beispielsweise über sein Smartphone steuern kann. Und angeblich kann der Autofahrer ja nur noch fahren, wenn er rundum vernetzt ist – Sicherheitsbedenken durch permanente Ablenkung scheint es kaum zu geben.

Der Volkswagen ID.3 feiert seine Weltpremiere auf der IAA. © Volkswagen

Klar im Mittelpunkt der Show in Frankfurt steht der Wandel der Antriebstechnik. Das Thema „Alternative Antriebe“ ist vor allem durch den Dieselskandal verstärkt in den Fokus gerückt worden. Lange schienen elektrische Modelle für viele Hersteller lediglich ungeliebte „must-haves“ zur Senkung des Flottenverbrauchs zu sein, die ohnehin nur einen winzigen Käuferkreis ansprachen. Nun soll das „emissionsfreie Elektroauto“ die Lösung sein. Dabei sind E-Autos lediglich „lokal emissionsfrei“ – die Stromflitzer sind nur so sauber wie der Strom, mit dem es angetrieben wird.

Deutsche Autohersteller haben sich mit ihrem Engagement für E-Autos lange zurückgehalten. Vor allem Koreaner und Japaner waren deutlich schneller. Jetzt rücken nach und nach auch Stromer von Mercedes-Benz, VW, Audi, Porsche und BMW auf den Markt. Auf der IAA feiern einige ihre Weltpremiere, so, wie das alle Hersteller von Rang und Namen mit ihren Neuheiten bisher hielten. Volkswagen jedenfalls enthüllt auf der IAA den VW ID.3  mit einem Basispreis von rund 30 000 Euro und einer Reichweite von 330 Kilometern. Der Hersteller hofft, dass mit diesem Fahrzeug die Elektromobilität zum Massenphänomen und der ID.3 zu einem neuen Volks-Wagen wird.

Der GLB – das neue kompakte SUV von Mercedes-Benz. © Daimler

Auch Mercedes-Benz elektrisiert und zeigt unter anderem die A- und B-Klasse als Plug-in-Hybrid. Hyundai’s Mittelklasse-SUV Tarraco kommt nun auch als Plug-in-Hybrid, ebenso der Opel Grandland X. Honda hat einen elektrischen Kleinwagen mitgebracht, und auch der Mini SE ist ein E-Auto. Den elektrisch angetriebenen Seat Mii soll es für weniger als 20 000 Euro geben. Klar, das ist ein Kleinwagen, könnte aber dem ID.3 schon ein bisschen die Show stehlen. Erstmals zu sehen ist auch das fast fünf Meter lange, chinesische Byton M-Byte mit einer elektrischen Reichweite von 520 Kilometern. Sein Marktstart ist für 2020 geplant.

Den neuen Corsa gibt es auch als rein elektrisch betriebenes Fahrzeug. © Opel

Was viele Besucher sicher enttäuschen wird: Es gab mehr als 20 Absagen von namhaften Autoherstellern. So sind auf der diesjährigen IAA die Deutschen und ihre Töchter fast unter sich. Unter anderem haben alle Japaner bis auf Honda, die meisten US-Hersteller, die führenden Unternehmen aus Frankreich und Italien sowie Volvo abgesagt. Infiniti, Tesla und Kia präsentieren sich nur auf dem Freigelände. Hyundai und Land Rover sind der Messe noch treu geblieben. Gründe für die Absagen dürften unter anderem der Aufwand und die Kosten eines Messeauftritts sein; zudem sind viele Messe-Neuheiten schon längst im Internet verbreitet. Große Überraschungen sind selten.

Der Ford Puma soll 2020 auf den Markt kommen. © Ford

So steht die nunmehr 68. IAA unter keinem guten Stern. Und dazu kommt, dass die Automobilbranche in der Krise steckt. Von Gewinneinbrüchen und teils drastischem Stellenabbau ist die Rede. Darüber können auch die angekündigten Premieren und die Neuausrichtung der Messe zu „Branchentreffpunkt, Schaubühne sowie Diskussions- und Demonstrationsfläche“ nicht hinwegtäuschen.

Porsche will mit dem vollelektrischen Taycan in eine neue Ära starten. © Porsche

Dennoch werden sich auch auf dieser IAA die Besucher nach wie vor um die Traumautos, die sie meist nicht kaufen können, und um die eher praktischen, effizienten Fahrzeuge mit möglichst optimalem Preis-Wert-Verhältnis scharen. Von letzteren kommen auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Versionen auf den Markt – so die neue BMW-1er-Baureihe, die erstmals über Frontantrieb verfügt, sowie der BMW 3er touring der neuen Modellgeneration. Opel zeigt den überarbeiteten Corsa einschließlich der E-Version und den neuen Astra. Hyundai präsentiert den neuen Kleinstwagen i10 in dritter Generation. Ein praktisches Mini-SUV ist der Skoda Kamiq.

Ungebrochen ist der Trend zum SUV, auch wenn es ein grünes Bestreben ist, diese Fahrzeuge in der Zulassung zu beschränken oder zumindest aus den Innenstädten zu verbannen. Neuheiten auf diesem Gebiet sind unter anderem der GLB, das neue Kompakt-SUV von Mercedes-Benz, der Audi A1 Citycarver und der Audi Q3, das Kultmobil Land Rover Defender in neuester Auflage und der Ford Puma.

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