Hunde und Humor, Publikum und Politik – Die Eröffnungsfeier der 68. Berlinale

Der Bär der Berlinale in Berlin.
Ein Berlinale-Bär in Berlin. © Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow, 2016, Aufnahme: Berlin, 15.2.2016

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Glanzvoll und bunt die Eröffnungsfeier der Berlinale, charmant und auf den Punkt führte Anke Engelke durch den Abend und traf wieder den Nerv den Welt.

„Es geht nicht um den Stoff, auf dem Sie laufen (den roten Teppich, d. Red.) oder den Stoff den Sie tragen (…, d. Red.), sondern um“, frei gesagt, um den Menschen, das Herz und die Moral. Anke Engelke hat es besser ausgedrückt. Auch fragte sie, ob es nicht ein Wunder sei: „Männer und Frauen in einem Raum?“

Festivalchef Dieter Kosslick fragte sie: „Wenn Lars von Trier einen Hund hätte, wie würde er ihn nennen?“ Sie: „Ich weiß es nicht.“ Er: „Dogma“. Oder, wir haben es ja nur gesprochen gehört, Dog-Ma. Womit wir beim Thema Hund und Wes Anderson mit dem Eröffnungsfilm „Isle of Dogs“ wären.

Wenn die Partei des Bundespräsidenten nicht so wichtig ist – Anke Engelke trifft es immer wieder auf den Punkt

Die Stars und Sternchen könnten bestimmt auch ohne Film, aber es wäre denn doch komisch und befremdlich, wenn der erste Mann im Staat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier – „Sie sind doch bestimmt froh, im Moment ein Amt auszuüben, das nicht so parteigebunden ist?“, so ungefähr fragte Anke Engelke pointiert – und viele Reiche, Schöne und Wichtige zur Eröffnung dieses großen A-Festivals in der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland kämen, OHNE sich einen Film anzuschauen.

Aber nicht irgendeinen Streifen, sondern sowas von einem Film von einem Film, dass das begeisterte Pressekorps bei der Pressekonferenz entweder nicht die Zeit und Gelegenheit hatte zu fragen, oder die vielen Bezüge zur Realität und zu anderen großen Filmen der Filmgeschichte nicht bemerkt hatten. Doch mehr über den Beitrag von Wes Anderson im Wettbewerb der Berlinale in einem anderen Beitrag.

Erwähnt werden soll ganz im Sinne der Pflicht eines Chronisten, dass sowohl die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) als auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) au die Bühne gebeten wurden und kurz und bündig, aber nicht bedeutungslos sprachen.

Grütters erklärte: „Umso bitterer, dass Frauen im Filmgeschäft vielfach bis heute in Rollen gedrängt werden, die sie nicht spielen wollen – und dass wir deshalb seit Wochen mehr über Männer reden, die nur einen Bademantel anhaben, als über Frauen, die die Hosen anhaben.“ Und sie versprach, den Beschwerdestelle gegen Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe zu gründen. Grütters will den Aufbau einer Beschwerdestelle gegen Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe mit 100.000 Euro zu unterstützen.

Auch für diesen Teil ihrer Rede gab es Beifall. Dass das Publikum nicht kollektiv Schwarz trug, sondern das, was es wollte, und auch der rote Teppich nicht durch einen schwarzen ersetzt wurde, das war richtig. Übertreiben müssen weder Frauen noch Männer, wenn es um Freiheit nach dem Prinzip der Gleichheit geht.

Müller, der größtenteils frei sprach, gab sich ebenfalls dem Zeitgeist hin und sprach: „Wir sollten in einer Welt leben, in der die Grenzen des Gegenübers ganz selbstverständlich respektiert werden. Sexismus, Rassismus, Antisemitismus gehen uns alle an.“

Da wollte und konnte Dieter Kosslick nicht nur als Scherzkecks auf der Bühne krümeln und forderte vor 1600 geladenen Gäste im Berlinale-Palast am Marlene-Dietrich-Platz die Freilassung von Deniz Yücel und Oleg Senzow. Keine Frage: Die Eröffnungsgala war voller Humor und Hund. Und die Berlinale ist und bleibt das größte Polit- und Publikumsfilmfestival der Welt.

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