Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ja, sowas! Erst echauffierten sich bundesweit Pressefuzzis, überschlugen sich die Polit-Darsteller und Partei-Obere wie -Untere vor Empörung und geiferten manche Teilnehmer in Talkshows was das Zeug hielt, denn es galten Pogrom und Hetzjagden in Chemnitz zu verurteilen. Beides fand bekanntlich nicht statt.
Kaum hatte sich herumgesprochen, dass Polizei, Staatsanwälte und Verfassungsschützer Hans-Georg Maaßen die angeblichen Ausschreitungen und das blutige Gemetzel auf das Niveau von hasserfüllten Zurufen hier und Drohgebärden dort „downgegradet“ hatten, verlangen die der Lügen überführten Marktschreier ein Opferlamm. Gesicht wahren – koste es was es wolle. Für die Maaßen-muss-weg-Forderer kann nicht sein, dass Politiker als Sophisten in Verruf kommen. Es gilt also, den Makel von Schwätzern semantisch auszumerzen und sich mit dubiosen Ablenkungsmanövern Heiligenscheine aufzulegen.
Einer Kanzlerin zu widersprechen, das kommt unter Beamten und Staatsbediensteten einem Sakrileg gleich. Wo käme unser Rechtsstaat hin, wenn jeder dahergelaufene Verfassungsschützer das Gegenteil dessen behauptete, was „die Mutter aller Migranten“ beziehungsweise „Merkel die Geheiligte“ dem Volk verkündet. Dabei spielt der Wahrheitsgehalt einer Kanzlerverkündigung nur eine untergeordnete Rolle. Nur gut, dass gerade Baumhäuser geräumt werden, sonst müssten Andrea Nahles (SPD) und Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen) womöglich noch beten gehen.
Nun fällt Maaßen die Gotteslästerung auf die Füße. Erstaunlicherweise schwingt sich sogar die SPD auf, den Frevel, eine Wahrheit laut auszusprechen, mit maximaler Geißelung zu bestrafen. Die Sache scheint sich zuzuspitzen. Entweder der Kopf von Hans-Georg Maaßen oder das Ausscheiden aus der Merkel-Regierung.
Sozis von der SPD verbünden sich mit Samaritern von den Grünen verbündet. Allianzen schmieden ist offensichtlich das Motto. Sie haben gemeinsam zur Treibjagd auf Maaßen als Leiter eines Inlandsgeheimdienstes geblasen. Untragbar für das Amt sei er, so schallt es aus Winkeln und Ecken von SPD, Linkspartei und Grünen. Kanzler-Bashing unter dem Deckmantel einer gespielten und aufgebauschten Entrüstung, während man mit hinterfotziger Scheinheiligkeit erklärt, dass aus dem Kanzleramt ein starkes Signal kommen möge. Danach sieht man weiter.
Kevin Kühnert (SPD), ein kleiner Klugscheißer, gehört als Postadoleszent zu jenen, die es an Augenmaß missen lassen und mit altklugem Habitus den Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz Unfähigkeit unterstellen. Alle Wetter, das Kerlchen traut sich was. Einer, der sein Studium an einer deutschen Universität abbracht, keinen richtigen Beruf lernte und in seinem bisherigen Dasein nichts Erwähnenswertes leistete oder erreicht hat, mimt den Kompetenten. Er ist ein kleiner Kläffer, der mit den großen Hunden pissen gehen will, aber das Bein nicht hoch genug heben kann.
Nun ja, was soll schon aus den Reihen der SPD nachwachsen, wenn die Gerne-Großen dieser Partei selbst nicht zu den hellsten Lichtern zählen. Doch sie haben alle eines gemeinsam. Rachegelüste. Gebeutelt vom Aderlass des Mitgliederschwundes, entnervt von düsteren Wahlprognosen und hilflos, was die Umsetzung ihrer originären Parteiprogramme angeht, muss jetzt unter allen Umständen das Blutopfer Maaßen auf dem Altar der Wahrheit dargebracht werden.
Noch hält Horst Seehofer als Merkels Minister seine schützende Hand über den Behördenleiter. Doch auch er gleicht mehr einem Riesen auf tönernen Füßen als ein Held und Verteidiger seiner Vasallen. Kein Wunder, er hat jede Menge Leichen in seinem Polit-Keller und offene Baustellen in Bayern. Seehofers Stiefsohn Markus Söder kämpft gegen den Untergang der CSU und gegen eine sich anbahnende Blamage für ihn als Person und die Partei.
Die öffentliche Auspeitschung von Hans-Georg wurde auf Montag vertagt. Kann gut sein, dass der arme Präsident das gerupfte Huhn spielt und mit zusammengebissenen Zähnen sein Amt aufgibt. Ich fürchte, ein „absolve te“ von Seiten unserer gottgleichen Mutter Merkel ist nicht zu erwarten. Sie wird den Erzengel spielen und weiterhin den schönen Popanz von Mutmaßungen, Annahmen und Legenden von einem Pogrom und von Hetzjagden in Chemnitz heiligen. Nutznießer dieses Spektakels kann nur einer sein: die AfD. Doch selbst das will niemand wahrhaben.
Anmerkungen:
Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde unter dem Titel „Halali – die Hatz auf Maaßen – ein Opfer muss erbracht werden“ im Scharfblick am 14.9.2018 erstveröffentlicht.