Getrennt starten und gemeinsam erfolgreich sein! – Die Triathlon-Brüder Raelert aus Rostock sind Vermarktungs-Meister

Sein Programm für den Montag: „10 km laufen und drei bis vier Kilometer schwimmen.“ Am Dienstag wird noch etwas draufgepackt, „und ab Mittwoch gibt es denn das normale Trainingspensum“. Bedeutet, „Netto 6 bis 8 Stunden mit Laufen und Radfahren im Grunewald sowie Schwimmen im Olympiabad.“ So kommen im Monat 500 bis 700 Trainingskilometer zusammen, wobei bis zu vier Paar Trainingsschuhe verschlissen werden…

Raelert ist ein Ironman, ein Sportler mit geradezu eiserner Kondition und Ausdauer.

Beim Schwimmen in der Spree zwischen Oberbaum- und Elsenbrücke hatte er sich am Sonntag mit zwei Kollegen an die Fersen des Schwimmbesten, Christian Prochnow, geheftet. Und auf der Radstrecke durch Kreuzberg und Neukölln hin auf die Betonpisten des ehemaligen Flughafens Tempelhof die Gegnerschaft abgehängt. Das waren in erster Linie Michael Göhner (2./Reutlingen) und Per Bittner (Sigmaringen) sowie der erwähnte Potsdamer Prochnow.

Während jene im Triathlon mehr die Mittel- und Langdistanz bevorzugen, war der Olympiateilnehmer  2008 (15.), Prochnow, bislang mehr im olympischen Triathlon zuhause. Der gilt bei den Aktiven mit 1,5 km, 40 km und 10 km als „Triathlon-Sprint“.

Als Sprinter im Dreikampf fühlt sich der gebürtige Rostocker Michael Raelert schon lange nicht mehr. Im Vorjahr wagte er nach Vorbild seines vier Jahre älteren Bruders Andreas Raelert, der nach wie vor in der Geburtsstadt Rostock wohnt und trainiert, einen ersten Versuch beim „richtigen“ Ironman. Zweiter wurde er in Regensburg und begleitete danach Andreas mit großen Hoffnungen zum Ironman-Klassiker im Oktober nach Hawai. Während der Ältere als Zweiter ein weiteres Mal auf dem Podium – aber noch nie ganz oben – stand, erlebte Michael eine bittere Enttäuschung. Nach einem körperlichen Einbruch wurde er lediglich 68., eine Stunde nach seinem früheren Vorbild und Lehrmeister.

Im Vorfeld war schon mal der Traum erläutert worden, „in Hawai gemeinsam auf dem Podest zu stehen“.

Das ist auch dieses Jahr wieder das Ziel. Auf dem Weg dahin hat der Sieger von Berlin („Eine gelungene Premiere. Positive Resonanz beim Publikum und den Medien. Gute Organisation. Wettkampfbedingungen, die vor allem beim Radfahren durch Wenden und den Wind durchaus anspruchsvoll waren.“) noch attraktive Stationen vor sich: Ironman-EM am 7. Juli in Frankfurt/M, 70.3.-EM in Wiesbaden, 70.3.-WM in Las Vegas.

Mit Bruder Andreas trifft er sich im Wettkampf „spätestens auf Hawai“ wieder. Weil jener sich auf der Halbdistanz 70.3. nicht so wohlfühlt, ein Langstrecken-Spezialist ist. „Und es für das Marketing besser ist, wenn beide Akzente setzen können.“ So soll die Marke RB quasi zweifach für Schlagzeilen sorgen und wahrgenommen werden.

Michael, der sein Studium der Politik-Wissenschaften/Theologie abgebrochen hat und sich als Triathlon-Profi und freier Unternehmer fühlt, hat gemeinsam mit Andreas die RB-GmbH gegründet. Das heißt Raelert-Brothers. Die derzeit gefragteste und bekannteste Marke im deutschen Triathlon. Darin involviert sind da noch der jüngere Bruder der Beiden sowie die Freundin von Andreas.

Für RB gewährleistet eine Agentur bei sieben Wettbewerben in Europa einen eigenen Verkaufs- und PR-Stand. Dort sind einige der wichtigsten Sponsoren  aus einem knappen Dutzend – Bierhersteller, Sportkleidung, Sonnenbrillen, Radfirma – präsent. Und wer interessiert ist, kann auch erste Stücke einer RB-Kollektion erwerben…

Der Verlauf des Auftritts in Berlin – der erste Wettkampf nach der Oktober-Pleite auf Hawai – stimmt Michael auf jeden Fall zuversichtlich. Er sei schon ein wenig mehr nervös gewesen als üblich. Anfangs habe er darauf geachtet, im Rennen zu bleiben. Und trotz des vor dem Laufen deutlichen Vorsprungs habe er dann nicht den Schonmodus eingeschaltet, sondern „auf der zweiten Hälfte beim Laufen richtig Gas gegeben“.

Bei den Frauen war die Chilenin Barbara Riveros als Siegerin rund eine halbe Stunde (4:16:10) später im Ziel. Lediglich 18 Männer lagen vor ihr. Beste Deutsche war die zweitplatzierte Katja Konschak (Nordhausen), knapp fünf Minuten dahinter.

Formel 1-Pilot und Weltmeister 2009, Jenson Button (Großbritannien), wies seine erstklassige Fitness mit der persönlichen Bestzeit von 4:19:52 nach. Im Feld der rund 1100 Teilnehmer (41 Profis/davon 13 Frauen) aus 50 Ländern auch zwei Scheichs aus dem Königshaus Bahrain der Hamad Al Khalids, der NOK-Präsident und IOC-Mitglied sowie der Leichtathletik-Verbands-Vorsitzende.

Und Veranstalter SCC Events GmbH hat sein Angebots-Portfolio nach Berlin-Marathon, zahlreichen weiteren Lauf-Events und als Partner des Rad-Velothons nach einem Test im kleineren Rahmen im Vorjahr nun erfolgreich mit dem Triathlon erweitert. Aus einer ehrenamtlichen Lauf-Organisation ist ein mittelständisches Unternehmen mit fast 40 Festangestellten geworden. Geschäftsführer Jürgen Lock („Zehn Jahre haben wir an der Idee eines hochklassigen Triathlons in der Stadt gebastelt“) jedenfalls nahm erfreut zur Kenntnis, dass nicht nur der Sieger „ein großes Potenzial für Triathlon-Großereignisse an der Spree“ erlebt hat.

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