Für wen ist der Nationalist Stepan Bandera ein unbestreitbarer Held?

Massen ehren am Rand von Rußland, das ist: die Ukraine, Stepan Bandera.

Jerusalem, Israel (Weltexpress). In Israel, und nicht nur hier, beginnt man zu verstehen, dass ein jüdischer Präsident noch keine Impfung gegen die Verherrlichung von Nazismus und Antisemitismus ist. Und die bloße Tatsache, dass Selenskyj jüdischen Blutes ist, kann nicht als Nachsicht für die Benennung ukrainischer Straßen nach den Mördern des jüdischen Volkes Bandera, Schuchewytsch, Stezko und anderen Nazibastarden dienen.

Die Straßennamen sind nur eine Kleinigkeit!? Diese Verbrecher gegen die Menschlichkeit und ihre Komplizen sind zu Nationalhelden der Ukraine geworden. Diesen Verbrechern werden Denkmäler errichtet. Und der Tag, an dem Hitler die SS-Division „Galizien“ gründete, wird mit einer jährlichen nationalistischen Parade gefeiert, so wie der Geburtstag des Mörders Stepan Bandera mit einem Fackelzug durch das Zentrum von Kiew begangen wird.

„Slawa Ukrajini“, ein faschistischer Gruß

Und noch etwas: Die gleiche Parole „Ruhm für die Ukraine“ mit der Antwort „Ruhm für die Helden“, die heute auf den Straßen Europas gerufen und von Olaf Scholz und Justin Trudeau in denkwürdiger Weise wiederholt wird, wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs als organisatorische Grußparole von den Mitgliedern der nationalistischen OUN und UPA verwendet, die das Blut Hunderttausender von Juden an ihren Händen hatten.

Aber früher oder später kommt eine Erleuchtung und ein Verständnis.

Der jüdisch-kanadische Journalist Sheldon Kirchner teilt in seinem Blog in „The Times of Israel“ mit: „Vor einigen Tagen wurden der kanadische Premierminister Justin Trudeau und die stellvertretende Premierministerin Chrystia Freeland bei ihrem Besuch in der Ukraine am Bahnhof in Kiew vom stellvertretenden Außenminister Andriy Melnyk, dem ehemaligen Botschafter der Ukraine in Deutschland, empfangen.

Es ist fraglich, ob Trudeau wusste, dass Melnyk, der ukrainische Beamte, der ihn in Kiew begrüßte und ihm die Stadt zeigte, eine umstrittene Figur war. Aller Wahrscheinlichkeit nach war die kanadische Ukrainerin und stellvertretende kanadische Premierministerin Chrystia Freeland – eine eifrige Forscherin der ukrainischen Geschichte, deren Großvater während des Krieges eine von den Nazis finanzierte Zeitung in Krakau herausgab – mit Melnyk und seinen revisionistischen Ansichten vertraut.

Es lohnt sich daran zu erinnern, dass Melnyk letztes Jahr aus Berlin abberufen wurde, nachdem er öffentlich Stepan Bandera – den ukrainischen „Führer“ – verteidigt hatte, dessen Truppen während der Nazi-Besetzung Polens und der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg Juden und ethnische Polen ermordeten.

Melnyk behauptete als ein offenbarer Bewunderer von Bandera, einem glühenden Nationalisten, der sich im Namen der ukrainischen Unabhängigkeit Nazideutschland angeschlossen hatte, dass die Partisanen unter Bandera keine Massaker an Juden und Polen begangen hätten. „Das ist ein Narrativ, das die Russen bis heute propagieren und das in Deutschland, Polen sowie Israel Unterstützung findet“, sagte er.

Anstatt für die Verbreitung dieser Lügen degradiert zu werden, wurde Melnyk im vergangenen Herbst zum stellvertretenden Außenminister ernannt. Das war sehr ironisch, weil der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskyj Jude ist und einige seiner Verwandten während des Holocausts ermordet wurden.

Und doch gibt und gab es in der Ukraine eine unübersehbare und beunruhigende Tendenz, einige ukrainische Nationalisten zu rehabilitieren und zu ehren, die sich im elenden Dienst von Nazi-Deutschland befleckt haben. Dass die Ukraine durch eine unergründliche nationale Schwäche eingeengt und heruntergezogen wird, die Faschisten verehrt und verherrlicht, ist höchst unglücklich und kontraproduktiv für das internationale Image des Landes. Bandera ist ein Paradebeispiel für dieses nationale Unbehagen.

Als Führer der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN B) kollaborierte er in der Anfangsphase der deutschen Besetzung der Ukraine – damals eine Provinz der Sowjetunion – mit den Nazis. Bandera hoffte, dass die Deutschen die Ukraine als unabhängigen Staat anerkennen würden, aber sie enttäuschten ihn zutiefst.

Er wurde von den Deutschen während eines Großteils des Krieges inhaftiert, aber seine Anhänger in der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) – insbesondere Roman Schuchewytsch – waren maßgeblich am Massenmord an Juden und Polen bei den weit verbreiteten Pogromen beteiligt

Diese Gräueltaten brachten Wiktor Juschtschenko, der von 2005 bis 2010 Präsident der Ukraine war, nicht in Verlegenheit. Er verlieh Bandera und Schuchewytsch posthum den Titel „Held der Ukraine“ mit einer donquixotischen Geste.

Seitdem wurden überall in der Ukraine Denkmäler für die beiden errichtet, und in Kiew wurden eine U-Bahn-Station und ein Stadion nach Schuchewytsch benannt. 2022 wurde die Puschkinstraße in Isjum in Stepan-Bandera-Straße umbenannt.

Im Januar dieses Jahres wurde der Oberbehlsinhaber der ukrainischen Streitkräfte Walerij Saluschniy neben einem Porträt von Bandera fotografiert. Die Bildunterschrift lautete: „Der vollständige und endgültige Sieg des ukrainischen Nationalismus wird eintreten, wenn das Russische Reich aufhört zu existieren.“ Dies wurde von der ukrainischen Regierung in den sozialen Medien berichtet.

Walerij Saluschnyj, General und Oberkommandierender der Streitkräfte der Ukraine vor einem Bild von Stepan Bandera.

Israelischer Politikwissenschaftler, promovierter Jurist, Rabbiner Michael Finkel formuliert: „Viele Israelis erinnern sich und wissen, dass leider viele nationale und regionale Helden in der Ukraine blutige Mörder des jüdischen Volkes sind. Ich möchte nur einige nennen: Bohdan Chmelnyzkyj, der mindestens hunderttausend Juden ermordete, Iwan Gonta, der das Massaker in und um Uman veranstaltete, und viele andere . Man kann sich auch an Symon Petljura erinnern, das Oberhaupt der unabhängigen Ukraine, der für die 200.000 Juden verantwortlich war, die bei verschiedenen Pogromen von seiner Armee und seinen Atamanen ermordet wurden. Der Mörder von Petljura in Paris, Scholom Schwartzbard, ist übrigens ein israelischer Held, nach dem in Israel drei Straßen benannt sind und der von einem Pariser Gericht freigesprochen wurde, weil er einen Mörder und Pogromisten getötet hat. Dann gibt es noch Schuchewytsch und Bandera, das sind die SS-Galizien-Paraden, gegen die das israelische Außenministerium immer protestiert hat. Erst vor einem Monat wollte man in Kiew die Przewalski-Straße in die Straße des Gründers der SS-Division „Galizien“ umbenennen. Ohne die Intervention des israelischen Botschafters und die Ermahnungen von Oberbürgermeister Klitschko wäre die Straße nach einem SS-Mann und einem Judenmörder umbenannt worden. Für uns in Israel ist das alles abstoßend, und zwar nicht nur für orthodoxe Juden, sondern für jeden, der ein Gewissen hat und die Geschichte kennt. Man kann keine Straßen nach Mördern benennen. Wir können uns ein modernes Deutschland nicht vorstellen, in dem es heute eine Hitler-Straße, eine Göring-Straße gäbe. Oder eine Himmler-Straße und Straßen mit den Namen anderer Mörder und Verbrecher.“

Lev Genin, Vizepräsident der gemeinnützigen Vereinigung ASCEND: „In sieben Jahren hat die Ukraine in der UNO 95 Mal gegen Israel gestimmt. Die Ukraine hat Israel nicht ein einziges Mal unterstützt. Ukrainische Behörden benennen Straßen und enthüllen Denkmäler für Naziverbrecher. Denkmäler für Menschen, die aktiv an der Massenvernichtung der Juden beteiligt waren. Der israelische Botschafter in der Ukraine, Mikhail Brodsky, sollte mit dem Kiewer Oberbürgermeister Vitaliy Klitschko verhandeln, dass die Przewalski-Straße nicht nach dem Gründer der SS-Division „Galizien“ Wolodymyr Kubijowytsch umbenannt werden sollte.“

Faschisten unter sich, darunter Mitglieder der SS-Division „Galizien“.

Der israelische Botschafter in der Ukraine Michael Brodsky: „Für uns ist es wichtig, dass diese Leute (Anm.d.A.: Bandera, Schuchewztsch, Kubijowytsch und andere Nationalisten) eine Ukraine ohne Juden wollten. Für uns sind sie alle Kriegsverbrecher. Israel wird niemals akzeptieren, dass sie heroisiert werden, weil sie den Nazismus unterstützt haben. Dafür braucht es keine Beweise – es ist eine historische Tatsache. Es ist unwahrscheinlich, dass irgendein Historiker die Tatsache bestreiten würde, dass diese Menschen den Nationalsozialismus und Hitler-Deutschland unterstützt und sich auf dessen Seite gestellt haben. Vielleicht verfolgten sie ihre eigenen Interessen. Aber die Unterstützung des Nationalsozialismus ging immer Hand in Hand mit einer Endlösung der Judenfrage. Denn eine der Ideen war die Ausrottung der Juden.“

Und dies ist nur ein kleiner Teil der Erkenntnisse der Israelis über den Nationalsozialismus in der Ukraine. Hunderte, wenn nicht Tausende von Israelis erklären bereits öffentlich, eine antisemitische Ideologie und die Verherrlichung der Nazi-Vergangenheit sind in einem Land inakzeptabel, dessen Oberhaupt – selbst Jude – den Kult der Glorifizierung von den die Hunderttausende von Juden vernichtet Nazis bedingungslos unterstützt.

Und wer behauptet, dass Jude Selenskyj kein Fan von Stepan Bandera sein kann, sollte sich das Interview ansehen, das der künftige Präsident der Ukraine dem Fernsehsender RBK Ukraine während des Wahlkampfs im April 2019 gab. Wolodymyr Selenskyj erklärt den Journalisten selbstbewusst: „Es gibt unbestreitbare Helden. Meiner Meinung nach ist es eine ganz normale Tatsache, dass Stepan Bandera für einen gewissen Prozentsatz der Ukrainer ein Held ist, es ist einfach cool! Er ist einer derjenigen, die die Freiheit der Ukraine verteidigt haben.“ Habt Ihr Zweifel? Schaut es mal an.

Und noch etwas. Die First Lady der Ukraine, Olena Selenska, wird in Israel erwartet. Dieselbe Frau Selenska, die noch 2022 gelassen eine Aussage zitierte, die dem Judenmörder Stepan Bandera zugeschrieben wird: „Nichts kann eine Idee aufhalten, deren Zeit gekommen ist.“

Derselbe Slogan findet sich auf Plakaten mit dem Konterfei von Bandera, die von Nationalisten bei jedem Umzug in Kiew anlässlich des Geburtstags des Mörders getragen werden.

Und zum Schluss noch eine Frage: Steht ein Besuch in Yad Vashem auf dem Programm der ukrainischen First Lady?

Nein? Das ist wirklich schade.

Anmerkung:

Siehe auch den Beitrag

im WELTEXPRESS.

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