Deutschland, Berlin (Weltexpress). Als ersten Song für die Halbzeitpause hatte der Stadion-DJ „Kling-Klang“ von Keimzeit aufgelegt. Bloß von hier weg, so weit wie möglich kling, klang. Es war bitterkalt im Stadion. Am Spiel selbst – nach 45 Minuten – konnte man sich nicht so richtig erwärmen. Es gab keine richtige Torszene. Die Abwehrreihen hatten alles im Griff. Die Gäste von der Braunschweiger Eintracht schienen zunächst das letzte Risiko zu scheuen. Die Heimstärke der Eisernen hat sich ligaweit herumgesprochen. Torsten Lieberknecht verordnete seiner Mannschaft ein 3-4-3 System. Bei Ballbesitz der Unioner wurde daraus ein 5-3-2. Die Räume wurden eng. Beide versuchten mit langen Pässen hinter die Abwehr zu kommen. Es gelang selten. Jens Kellers Mannschaft hielt mit einer 4-3-3 Taktik dagegen. Beide neutralisierten sich weitgehend. Es wurde nur einmal brenzlig für die Gäste in der 28. Minute, als Simon Hedlund gut vorbereitete, ihm letztlich das Zuspiel misslang. Immerhin hatten die Eisernen drei Eckbälle zu verzeichnen.
In der 2. Halbzeit ging es taktisch diszipliniert weiter. Allerdings drängte sich der Eindruck auf, dass die Gäste etwas mehr riskieren wollten. Auf Spielerwechsel zur Halbzeitpause hatten beide Trainer verzichtet. In der 52. hatte Domi Kumbela die Riesenchance seine Braunschweiger in Führung zu bringen. Er versuchte es, nach einem beherztem Dribbling durch das Mittelfeld, mit einem Schuss aus dem Rückraum. Der Ball flog gefährlich und hätte wohl auch eingeschlagen, wenn Unions Keeper Jakob Busk nicht noch irgendwie mit den Fingerspitzen herangekommen wäre und so die entscheidenden Millimeter Flugbahnveränderung herbeiführen konnte. Der Ball prallte vom Innenpfosten zurück in Feld. Das war die erste, so richtig ernste Torchance im Spiel. Durchatmen war angesagt im Lager der Eisernen. Bis dahin hatten die beiden Innenverteidiger, Roberto Puncec und Toni Leistner Braunschweigs Rekordtorschützen (aktuell neun Saisontore) zur Wirkungslosigkeit verurteilt.
Das erste Tor fiel nach einer gelungenen Ballstafette. Felix Kroos brachte endlich ein Abspiel an den eigenen Mann und der hieß Damir Kreilach. Der bewies Spielübersicht und steckte auf Simon Hedlund durch und der zielt auf das lange Eck. Es schlug ein im Tor des Braunschweiger Sport- und Turnvereins, Torwart Jasmin Fejzic streckte sich vergebens. Beide Mannschaften hatten auf ihre Chance gelauert, die Eisernen hatten das Glück des Tüchtigen. Dieses Tor war die Nummer 500 in der 2. Bundesliga für die Eisernen. Es hatte als Jubiläums-Tor einen würdigen Rahmen. Es war jetzt genau die Situation eingetreten, die die Gäste – begleitet von etwa 1.500 Anhängern – vermeiden wollten. „Bei Union zu spielen, bedeutet eines der schwersten Auswärtsspiele überhaupt“, so Braunschweigs Trainer. Er reagierte, nahm in der 65. Minute einen Doppelwechsel im offensiven Mittelfeld vor. Keller nahm darauf hin seinen Kapitän in der 71. Minute vom Feld. Felix Kroos bot bis dahin eine durchwachsene Partie. Egal, an dem Führungstreffer war er beteiligt und das zählt. Für ihn kam Stefan Fürstner.
Es war ja noch nicht vorbei. Das Spiel blieb intensiv, es fehlte meist die Präzision. Ein Sonderlob verdiente sich Simon Hedlund, der wohl sein bisher bestes Spiel in Berlin machte. Es war sein dritter Startelf-Einsatz. In der 88. Minute bekam er zu Recht seinen besonderen Abgang. Er wurde taktisch ausgewechselt, die restlichen Minuten bestritt Fabian Schönheim für ihn. Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 2:0 für die Eisernen. Dennis Daube hatte in der 82. Minute für den 2. Treffer gesorgt. Ausgangspunkt war aber Simon Hedlund, seinen Flachschuss hatte der Keeper zunächst pariert. Der Ball landete bei Philipp Hosiner, der will per Hacke Hedlund anspielen. Das misslingt etwas, daraus wird ein passives Abspiel auf Dennis Daube und der vollendete. Es war Billard nach halb zehn.
Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Christian Dingert ertönte um 22:07 Uhr. Offiziell 20.312 Zuschauer gingen tiefgefroren nach Hause. Das Stadion „An der alten Försterei“ war nicht ganz ausverkauft, die Anreiseprobleme, dazu die Temperaturen, sorgten dafür, dass einige Anhänger doch den Fernseher vorzogen.
Mit dem Sieg über den nun gestürzten Spitzenreiter bleiben die Eisernen „oben dran“. Nach Spiel lief Unions Präsident Dirk Zingler mit einem Freudenlächeln durch die Mixed Zone. Die Finanzen stimmen und der sportliche Erfolg hält Schritt. Es ist was drin in dieser Saison, Platz 1 und 2 dürften an Stuttgart und Hannover vergeben sein. Der Relegationsplatz 3 ist ein realistisches Ziel.
Stimmen zum Spiel
Felix Kroos Kapitän Union Berlin: „Es war schwer heute auf diesem Platz Fußball zu spielen, das haben beide Mannschaften erkannt und es mit langen Bällen versucht. So wir das angenommen haben, ein großes Kompliment. Jetzt müssen wir nachlegen, sonst ist das alles nichts wert. Wenn wir so weitermachen, werden wir noch einige Punkte holen.“
Toni Leistner Union Berlin (4. gelbe Karte kassiert): „Wir machen das defensiv im Moment ganz ordentlich. Heute war es schwer, auf diesem Platz Fußball zu spielen. Bis auf den Schuss von Kumbela haben wir nicht viel zugelassen. Simon Hedlund zeigt jetzt was er kann, wofür er geholt wurde. Er hat heute ein grandioses Spiel gemacht.“
Dennis Daube Union Berlin (Torschütze zum 2:0): „Ein sehr anstrengendes Spiel, Braunschweig stand sehr tief, es war schwer Räume zu finden, der Platz war nicht so gut bespielbar. Simon Hedlund hat ein tolles Spiel gemacht, von der ersten Minute an waren wir voll da. Mal sehen, was in Heidenheim geht.“
Daten zum Spiel
1. FC Union Berlin
Tor: Jakob Busk, Abwehr: Christopher Trimmel, Roberto Puncec, Toni Leistner, Kristian Pedersen, Mittelfeld: Dennis Daube, Damir Kreilach, Felix Kroos (ab 71. Stephan Fürstner), Angriff: Steven Skrzybski, Simon Hedlund (ab 88. Fabian Schönheim), Collin Quaner (ab 79. Philipp Hosiner), System: 4-3-3
Eintracht Braunschweig
Tor: Jasmin Fejzic, Abwehr: Igor Saulo Decarli, Marcel Correia, Phil Ofosu-Ayeh, Mittelfeld: Maximilian Sauer (ab 65. Patrick Schönfeld), Mirko Boland (ab 86. Gustav Valsvik), Quirin Moll (ab 65. Nik Omladic), Ken Reichel, Angriff: Onel Hernandez, Domi Kumbela, Christoffer Nyman, System: 3 -4-3 (5-3-2)
Zuschauer: 20.312 Stadion Alte Försterei
Schiedsrichter: Christian Dingert; Rafael Foltyn; Jonas Weickenmeier; Marcel Schütz
kaltes (-4 Grad C), trockenes Wetter
Danke für diesen Beitrag. Unaufgeregt aufregend. Ihre Zeilen und mein emotional geprägtes geistige Auge der Erinnerung spielen die Partie in den verschiedenen Akten nach und sind deckungsgleich.
Ihre Berichterstattung hebt sich wohlwollend von den anderen ab.
Weiter so, und niemals vergessen E.U.