Fred Vargas „Der verbotene Ort“ im Aufbau Verlag auf Platz 1 bleibt auf Platz 1 als bester Krimi – KrimiWelt-Die Bestenliste von Welt, Arte und NordwestRadio für Juli 2009

Wir auf jeden Fall haben uns von der Altmeisterin des Genres total hineinziehen lassen in das, erst völlig undurchsichtige, Netz von Beziehungen, das im Fortgang der Geschichte immer verworren wird und erst am Schluß merkt man, daß es gar keine andere Lösung gegeben hat, obwohl – wir wollen ja nicht naseweis sein – aber für uns war diese Person – oder sind es mehrere?- schon vorher mehr als verdächtig. Ein Früchtchen ist die Kollegin Rhoda Gradwyn, die so gut, aber auch so gemein recherchiert, daß daraus richtig gute, aber auch gemeine Artikel werden. Weshalb sie plötzlich mit 47 eine das Gesicht entstellende Narbe durch einen Schönheitschirurgen aus der Welt schaffen will, scheint rätselhaft, zumal direkt nach der Operation sie aus der Welt geschafft wird, was jeden ökonomisch und an die Kosten des Gesundheitswesen Denkenden sowieso ärgert, warum dies nicht vor der Operation geschah. Das Ganze spielt in London und auf dem Land und ist so britisch, wie Sie nur wollen.

Zu Platz 7 sagt die Jury: „Mit Michael Robothams ’Dein Wille geschehe’ empfehlen wir einen der interessanten Thrillerautoren der mittleren Generation. Robotham, gebürtiger Australier, hat sich in vielen Medien und Schreibweisen getummelt, bis er Thrillerautor wurde. In diesem Roman konfrontiert er den an Parkinson erkrankten Psychologen Joe O’Loughlin mit einem gnadenlosen Manipulator – ein bösartig intelligenter Beitrag zum Thema Folter der Seele und Gehirnwäsche.“

Auch Garry Disher kommt aus Australien. Seine „Beweiskette“ -neu auf Platz 9 – , erschienen bei metro im Unionsverlag, hat einen dieser Grantler als Polizeiaufklärer, wie sie vor allem gerne die Österreicher pflegen. Aber dieser Inspektor Hal Challis ist total australisch, ein Pessimist von Natur und stark mit der Natur des australischen Nationalcharakters beschäftigt. Das kennt man schon aus den vorherigen drei Hal-Challis-Krimis. Was passiert diesmal auf der Halbinsel Mornington bei Melbourne? Vor allem passiert es, während der Inspektor am anderen Ende Australiens seinen kranken Vater pflegt. Hier bekommen Sie alles, was auch täglich in den Zeitungen steht: einen Pädophilenring soll es geben, was angesichts der verschwundenen zehnjährigen Katie Blasko mehr ist als nur eine Meldung oder ein Verdacht. Sie können sicher sein, daß der Inspektor den Fall löst, für dessen literarische Spurensuche Garry Disher 2007 den wichtigsten australischen Krimipreis bekam, den er übrigens 2000 und 2002 für seine damaligen Krimis auch in Deutschland erhielt.

Lfd.

Nr.

Rang

Vor-monat

Titel

1

1

(1)

Fred Vargas: Der verbotene Ort

Aus dem Französischen von Waltraud Schwarze

Aufbau, geb., 426 S., 19,95 €

Paris/London/Kiseljevo: Der großartigste aller Vargas-Romane beginnt mit 17 Schuhen. Darin abgeschnittene Füße, die in den Londoner Friedhof Highgate wollen. Die Überreste eines in hunderte Stückchen zermatschten Mannes führen Kommissar Adamsberg an einen Geburtsort europäischer Gewalt.

2

2

(2)

Leif GW Persson: Sühne

Aus dem Schwedischen von Lotta Rüegger und Holger Wolandt

btb, geb., 448 S.,19,95 €

Stockholm: Typisch schwedisch die Leiche: im Suff erschlagen. Da verfolgt Kommissar Evert Bäckström lieber den Mann aus Somalia, der sie gefunden hat. Bäckström säuft, ist Rassist und überhaupt der Beste. (Frauen lieben seine Supersalami!) Kriminologe Professor Persson lässt die Bullen-Sau raus.

3

3

(3)

Don Winslow: Pacific Private

Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch

Suhrkamp, TB, 396 S., 9,95 €

San Diego: Die Surfer der Dawn Patrol warten auf die Jahrhundertwelle. Auch Ex-Cop Boone Daniels will sie reiten. Zuvor muss er Tammy finden. Die Stripperin ist Zeugin. Doch wofür? Das ist ein Geheimnis, das um eines Kindes willen geschützt werden muss. Ein Krimi wie ein Tsunami. Im Westküstensound.

4

4

(5)

Roger Smith: Kap der Finsternis

Aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger und Peter Torberg

Tropen, geb., 360 S., 21,90 €

Kapstadt: Überfall, Entführung, Erpressung, Mord. Immer rasender dreht sich das Karussell der Gewalt. Die Welt fliegt ihnen um die Ohren: dem Ex-Knacki und Nachtwächter, dem flüchtigen Ami und seiner Familie, dem frömmelnden Killerbullen. Harte Schnitte. Scharfer Blick auf Südafrikas Metropole des Verbrechens.

5

5

(-)

P.D. James: Ein makelloser Tod

Aus dem Englischen von Walter Ahlers und Elke Link

Droemer, geb., 560 S., 19,95 €

London/Cheverell Manor: Rhoda Gradwyn, investigative Promi-Journalistin, will sich die Narbe entfernen lassen, die seit der Kindheit ihr Gesicht verunstaltet, und verliert nach der gelungenen OP erwürgt ihr Leben. P.D. James ist mit 87 gut in Form: Sie spinnt ein feines Netz – und Commander Dalgliesh löst es wieder auf.

6

6

(4*)

Monika Geier: Die Herzen aller Mädchen

Ariadne im Argument-Verlag, TB, 352 S., 11,00 €

Irgendwo in der Pfalz/Darmstadt: Ein Drogist besitzt ein antikes Ovid-Pergament. Ein Toter diktiert einen Roman. Kommissarin Boll verliebt sich in einen Schwindler. Eine Mutter öffnet ein Bombenpaket. Monika Geier treibt ein gerissenes Spiel mit den Krimiklischees der letzten 30 Jahre. Hochgenuss.

7

6

(4)

Nick Stone: Der Totenmeister

Aus dem Englischen von Heike Steffen

Goldmann, TB, 636 S., 9,95 €

Miami 1981: Miami erstickt an Kubanern und Koks. MTF, die Polizei, und SNBC, die mit Voodoo trickreich gesteuerte Bande Solomon Boukmans, nehmen sich nichts. Dazwischen versuchen die Detectives Max Mingus und Joe Liston den Spagat zwischen Übel und Übler. Gewaltiges Epos.

8

7

(-)

Michael Robotham: Dein Wille geschehe

Aus dem Englischen von Kristian Lutze

Goldmann, geb., 576 S., 19,95 €

Bath/Bristol: Als Psychologe kann sich Joe O’Loughlin fast alles vorstellen. Doch dann stößt er auf Frauen, die sich umbringen, im Glauben, ihre entführten Kinder zu retten. Als er begreift, was sich hinter diesem Geschehen verbirgt, ist es fast zu spät: Frau und Tochter sind verschwunden. Superthrill.

9

8

(8)

Stefan Slupetzky: Lemmings Zorn

Rowohlt, TB, 304 S., 8,95 €

Wien: Dem Lemming und seiner Klara wird ein Kind geboren. Eine Weihnachtsgeschichte. Doch der Engel, der bei der Notgeburt half, wird ermordet. Slupetzky grandios: In diesem Kriminalfall versteckt er eine wütende Klage. Gegen den fortdauernden Mord am Lebenden durch Lärm.

10

9

(-)

Garry Disher: Beweiskette

Aus dem Englischen von Peter Torberg

metro im Unionsverlag, geb., 460 S., 22,90 €

Waterloo/Mawson’s Bluff: Zwei Beweisketten, zwei Orte. Hal Challis betreut den sterbenden Vater und spürt dem Verschwinden seines Schwagers nach. Kollegin Ellen Destry hat es derweil mit Kinderschändern zu tun. In den eigenen Reihen? Der australische Nationalcharakter und seine Abarten – erforscht von Garry Disher.

Die „Bestenliste“ wird im Hörfunk immer am letzten Wochenende des Monats: Samstag 8.05 – 9.00 Uhr; Sonntag 15.05 – 16.00 Uhr in der „Literaturzeit“ des NordwestRadio vorgestellt. Das Beste vom Besten: Immerhin erscheinen übers Jahr verteilt über 800 Kriminalromane auf Deutsch. An jedem letzten Samstag im Monat geben 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Sie halten nach dem literarisch interessanten, thematisch ausgefallenen, besonderen Kriminalroman Ausschau. Die besten Zehn werden mit Bibliographie und Kurzbeschreibung hier veröffentlicht.

Die Jury setzt sich zusammen aus:
Tobias Gohlis, Hamburg, Kolumnist DIE ZEIT, Moderator und Jury-Sprecher der KrimiWelt Volker Albers, Hamburg, Hamburger Abendblatt, Herausgeber „Schwarze Hefte“
Andreas Ammer, Berg, „Druckfrisch“, Dlf, BR
Sven Boedecker, Zürich, Sonntagszeitung
Kathrin Fischer, Frankfurt/Main, Hessischer Rundfunk
Fritz Göttler, München, Süddeutsche Zeitung
Michaela Grom, Heidelberg, SWR
Lore Kleinert, Bremen, Radio Bremen
Thomas Klingenmaier, Stuttgart, Stuttgarter Zeitung
Ekkehard Knörer, Berlin, Perlentaucher, Crime Corner
Kolja Mensing, Berlin, Tagesspiegel
Ulrich Noller, Köln, Deutsche Welle, WDR
Jan Christian Schmidt, Berlin, Kaliber 38
Jochen Schmidt, Düsseldorf, elder critic
Margarete v. Schwarzkopf, Köln, NDR
Ingeborg Sperl, Wien, Der Standard
Sylvia Staude, Frankfurt/M., Frankfurter Rundschau
Hendrik Werner, Bremen, DIE WELT
Thomas Wörtche, Berlin, Kolumnist Freitag, Plärrer

Alle weiteren plazierten Krimis entnehmen Sie bitte den Krimi-Besprechungen in den vormonatlichen Artikeln, die Sie unter Kultur.Bücher oder unter dem Autorennamen im Archiv finden. Dreimal darf ein Buch einen Platz bekommen, dann scheidet es aus und hat nur noch die Chance, in der Jahresbestenliste wieder aufzutauchen, die diesmal Ende Januar herauskommt.

Internet:
krimibestenliste@togohlis.de
www.arte.tv/krimiwelt

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