Frau am Steuer – Serie: Unterwegs auf der 63. Internationalen Automobilmesse (IAA) im September 2009 (Teil 3/6)

Bundeskanzlerin Merkel im neuen Opel Astra. Mit dabei sind Opel-Betriebsratschef Franz, Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth, GM-Europachef Forster, Opel-Geschäftsführer Demand und VDA-Präsident Wissmann.

Die Nebengespräche über die Vereinbarung von den neuen Mitbesitzern, der bisher auf Automobilzulieferungen spezialisierten Magna und der russischen Sberbank sind alles Gerüchte, solange man nicht mehr darüber weiß, daß auch in Deutschland etwa 4 000 der 25 000 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, was natürlich weniger ist, als wenn alles den Bach runterginge, aber die Existenz von 4 000 Menschen mit ihren Familien betrifft. Der neue Opel Astra kostet nach Liste ab 15 900 Euro, allerdings saß die Kanzlerin in einem hochwertigeren Modell, wie sie sogleich bemerkte und anmerkte. Opel baut aber nicht nur auf den Astra, also die Sterne, sondern führt auch den Ampera vor, ein Elektroauto, das man im Jahr 2011 für serienreif hält. Das sind völlig neue Autobauten, denn die 180 Kilo schwere Batterie wird zur Grundlage des ganzen Autos. Wie schon in ihrer Rede zur Eröffnung ließ sich Angela Merkel auch beim Rundgang – Bosch, BMW, Porsche, Mercedes”¦Audi – immer die Modelle zeigen, die Energiesparen und Umweltsauberkeit im Autofahren umsetzen.

Angela Merkel will vor allem wissen, wie lange man auf die Serienproduktion eines Autos dieser Firmen mit Elektroantrieb warten müsse. Was auffällt und von den männlichen Autojournalisten genüßlich zitiert wird,- genauso wie sie keine Autokarosserie gestreichelt hat, was Autokanzler Schröder liebte – ist die pragmatische Art, mit der die Bundeskanzlerin ihr Autointeresse vorführt, was durchaus mehr Frauen im Umgang mit den Vierrädern pflegen. So will sie genau wissen, wie es sich beim Elektroauto mit dem „Tanken“ der Zukunft verhält, wie die Stecker aussehen, die möglichst ein Standardmodell sein sollen und wo Strom abgezapft werden kann. Schon in ihrer Rede war der Beifall am größten, als sie zum Stecker bemerkte: „Wenn wir die Hoheit über die Normierung verlieren, gehen uns auch wichtige Märkte verloren“. Das ist das eine, das andere die Unverschämtheit gegenüber den Verbrauchern, wie es der Handysalat beim Aufladen zeigt.

Auch wenn beim Rundgang eindeutig das Auto der Zukunft mit einem Elektromotor im Mittelpunkt stand, wurde immer wieder auch von den Autobauern betont, daß sie die herkömmlichen und Hybrid-Antriebe ebenfalls mit voller Kraft in Richtung weniger CO2- Ausstoß verbesserten. „Öko“ war in aller Munde und die Autofirmen erzählten ganz offen, daß sie gar nicht anders könnten, als sich so weiterzuentwickeln, weil nicht allein die Einsicht sie dazu gebracht hätte, sondern der Markt, sprich Käufer, die mehr als früher umweltbewußt seien, also die CO2-Emissionen nachzählten, aber auch weniger für Sprit ausgeben wollten, weshalb es gelungen sei, auch schnelle Autos mit weniger Energie fahren zu können.

Es waren die hohen Vorstandsherren der Kanzlerin dienlich, bei BMW Norbert Reithofer, der den sparsamen „Efficient Dynamics“ fahren ließ, VW-Boß Martin Winterkorn bediente den Prototypen eines Ein-Liter-Zweisitzers für die Staatschefin und Daimler-Chef Dieter Zetsche war stolz, gleich drei Zukunftswagen vorzuführen: einen Brennstoffzellen, einen Elektro- und einen Hybridwagen.

Die Messe ist allerdings nicht nur für die Autohersteller da. Einen erheblichen Aufwand betreiben die Zulieferer, die, was Elektroautos angeht, vor besonderen Herausforderungen stehen. Denn man weiß zwar, wo die Reise hingeht, aber nicht, wie sie verlaufen soll und wo sie endet, sprich: Keiner weiß heute, über welchen Strom am kostengünstigsten verfügt wird, und wie die Entwicklung quantitativ verlaufen wird. Wenn Barack Obama für die USA für das Jahr 2015 schon eine Million Elektroautos vorsieht und die Bundeskanzlerin von einer Million für Deutschland für 2020 spricht, dann wird es höchste Zeit, daß die Zulieferer ihr Investitionsvolumen bestimmen, das die Voraussetzung für Elektroautos ist und was Mittelpunkt einer eigenen Konferenz auf der Messe war. „Neue Richtungen für den Automobilzulieferer“.

Das sind dann wirklich so pragmatische Fragen, wie, wo die Steckdosen öffentlich sind – nachdem die Steckerfrage geklärt ist -, an denen ’getankt` wird und wie man den getankten Strom bezahlt. Sinnvoll zusammen mit der Stromrechnung zu Hause? Daß die Zulieferindustrie noch wichtiger geworden sei, als früher, ist auch die Meinung des Opelchefs Carl-Peter-Forster, der ein Motiv für das Engagement von Magna gerade darin sieht, daß für das Autobauen die Elektrotechnik am Wichtigsten geworden sei. So gehen die Zulieferer ganz klar davon aus, daß in ihren Bereichen die harten Zeiten erst noch kommen und nur die überleben werden, die rechtzeitig elektronische Antriebe oder herkömmliche Motoren mit effizienter Energieleistung anbieten.

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