Flinten-Uschi und der Helikopter-Notstand

Hubschrauber Tiger der Bundeswehr.
Hubschrauber Tiger der Bundeswehr. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wäre die Nachricht gestern nicht im ZDF oder ARD gesendet worden, ich hätte es glatt für einen billigen Witz gehalten. Bundeswehrpiloten werden seit neuem nicht mehr auf dem hochgerüsteten Tiger, sondern auf Hubschraubern des ADAC ausgebildet. Grund sind die enormen, technischen Ausfälle bei den Fluggeräten. Da kann man nur hoffen, dass die fliegende Truppe auch die Gebühren für ihre ADAC-Mitgliedschaft bezahlt haben. Sonst wird das nix mit dem Abheben.

Das Verteidigungsministerium habe am vergangenen Dienstag per Vertrag für rund 21 Millionen Euro 6.500 Flugstunden beim Automobilclub eingekauft, berichtet der Spiegel. Himmel Herrgott, möchte man ausrufen. Seit Uschi von der Leyen das Verteidigungsministerin die Verantwortung für ihre Soldaten übernommen hat, hat sie die Arme mit durchschlagendem Erfolg in einen uniformierten Kirmesverein verwandelt. Nicht nur, dass es inzwischen in den Kasernen mehr Kinderhorte als Unterkünfte gibt, nein, das gesamte Waffenarsenal unserer Verteidigungsarme taugt nur noch für Sandkastenspiele. Nun ja, wenigstens können die Sandkästen mit den Kindern der Soldatinnen vielseitiger genutzt werden.

Derzeit verfügt die Bundesmarine über nicht ein einziges funktionsfähige U-Boot. Sie liegen auf Trockendocks, während die Matrosen im Inneren so tun, als seien sie in der Nordsee auf Patrouillenfahrt. Immerhin können sie während ihres Dienstes nicht absaufen, was ja auch schon eine vernünftige Perspektive ist. Blicken wir zurück. Vor knapp zwei Jahren war die gesamte Truppe mit dem Standardgewehr G 36 von Heckler & Koch ausgerüstet, mit dem der Soldat garantiert danebenschoss, sollte er tatsächlich einmal ein Ziel anvisiert haben. Mehr als 1,6 Millionen Gewehre mussten ausgemustert werden. Ob die Soldaten inzwischen Neue haben, weiß man nicht, man forscht noch.

Ganz nach dem Motto: Nie wieder Krieg, beschwerte sich beispielsweise ein Hauptfeldwebel persönlich bei der Ministerin. Er fragt, warum fast 6.000 Geländewagen vom Typ Wolf ausgemustert werden, ohne dass Ersatz bereitsteht. Er klagt weiter über die Mängel an „praktischer, sinnvoller, zeitgerechter persönlicher Ausrüstung“. Die Folge: Die Soldaten beschafften sich die wichtigsten Utensilien privat im Army Shop, für „im Schnitt 500 Euro im Jahr“. Nun ja, Hauptsache, der IS oder eine andere Terrororganisation wurde von deutschen und amerikanischen Waffenlieferanten optimal ausgerüstet, damit er im Zweifelsfall mit deutschen Soldaten fertig wird.

Stattdessen völlig antiquierte Ausbildungsmethoden. Ein Leutnant, der seine Truppe solange Liegestütze und Kniebeugen machen lässt, bis einige ohnmächtig zusammenklappen, scheint ein guter Ersatz für einsatzfähige Gerätschaften zu sein. Seit neuestem plagt die Truppe dazu noch ein „Compliance Management System“, eine Erfindung unserer Ministerin. Nichts braucht eine Truppe mit klaren Befehlsstrukturen weniger als das. Schon jetzt seien Kommunikationswege, die vor jeder Entscheidung einzuhalten sind, viel zu lang und kosten zu viel Zeit.

In Werbeprospekten, die Interessierten in den Karrierecentern der Streitkräfte in die Hand gedrückt werden, ist von einer „Bundeswehr in Führung“ die Rede. Die Truppe sei aktiv, attraktiv und anders, ein „Sicherheitsunternehmen, Reederei, Fluglinie, Logistikkonzern und medizinischer Dienstleister, alles auf Topniveau und weltweit vernetzt“. Mit dem Status quo würden Soldaten in den Einsatz geschickt, „die nur bedingt oder gar nicht ausgebildet seien und deren Ausrüstung und ihr Gerät nicht wirklich kennen.

Man könnte zynischer Weise antworten: Was solls! Wenn die Gewehre ohnehin danebenschießen, Helikopter nicht fliegen, U-Boote gar nicht auslaufen können und Panzer öfter in der Reparatur stehen als ein Fiat Uno, dann ist es eh Wurscht, ob die Soldaten in irgendeinem Biergarten ein Maß Bier stemmen oder auf dem Übungsgelände mit einem Besenstiel den fiktiven Gegner im Schützengraben meucheln.

So berichtete die Presse, dass der Ausbildungsstand der Soldaten an den Handwaffen und die Waffenbeherrschung beim Schuss nicht den Anforderungen im Einsatzland entspräche. Übersetzt heißt das: Ein Soldat weiß nicht, wie eine Panzerfaust aussieht und wenn doch, was hinten und vorne ist. Weiter heißt es: Die Soldaten beherrschen ihre Waffen meist nicht. „Die Schießausbildung im Rahmen der vorbereitenden Ausbildung für den Auslandseinsatz sollte intensiviert werden.“

Tja, jetzt will Ursula von der Leyen die Bundeswehr mit mehr Sold und einer 41-Stunden-Woche attraktiver machen. Glaubt sie allen Ernstes, dass sich ein Soldat, egal, ob in der Luft, zu Wasser oder im Gebüsch, mit einem höheren Sold lieber abschießen lässt? Ich sage, das ist zum Scheitern verurteilt, solange Probleme wie Ausrüstungsmängel und Frust grassieren. Es wäre besser, einen Fremdköper wie Ursula aus der Truppe zu entfernen, als eine flügellahme Arme an unzureichenden Waffen auszubilden.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde im Scharfblick am 24. Dezember 2017 erstveröffentlicht. Alle Rechte beim Autor.

Vorheriger ArtikelIm Basketball besiegt Berlin nach dem Pausentee Jena deutlich – Albatrosse bleiben Tabellenzweiter
Nächster ArtikelHurra, Hörfilme – 16 Nominierungen zum Deutschen Hörfilmpreis 2018