Erstes Bundesliga-Unentschieden in der „Alten Försterei“ – die Kunst der ruhenden Bälle und ein Spielabbruch drohte

Union Berlin. Foto: © Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Zufrieden war Trainer Urs Fischer mit dem Punktgewinn am 24. Spieltag, obwohl seine Mannschaft eine 2:0 Führung eingebüßt hatte. Das Ergebnis gab den Spielverlauf etwas realistischer wieder, ein Sieg für die Eisernen wäre sehr glücklich gewesen. Der VfL Wolfsburg war nach einer längerem Phase des Abtastens besser im Spiel. Sie waren gut auf die Eisernen eingestellt. Es dauerte bis zur 22. Minute, bis der Sinn eines Fußballspiels erstmals sichtbar wurde. Nach einem Eckball bekamen die Eisernen den Ball nicht weg, zwei Mal scheiterte der Versuch.

In der 33. Minute wurde das Spiel kurz unterbrochen, auf der Waldseite wurde ein Transparent gezeigt, eine Meinungsäußerung der Fans zum DFB und dem Wirken von Dietmar Hopp. Es waren noch Schmähungen und Unmutsäußerungen der allgemeinen Art. Für Unions Sportdirektor noch eine halbwegs akzeptable Meinungsäußerung. Ihre Mannschaft, der 1. FC Union hatte bis dahin – außer leidenschaftlicher Verteidigung – rein gar nichts zustande gebracht. In der 41. Minute gab es einen Freistoß, Trimmel brachte eine Freistoßflanke in den Strafraum und der Ball war drin. Sebastian Andersson stand völlig frei und köpfte ein. Anthony Brooks und sein Torwart Koen Casteels sahen da nicht gut aus. Der Treffer für die Eisernen fiel aus dem berühmten nichts. Anschließend eskalierte die Auseinandersetzung der Waldseite, die Ultras hatten weitere Plakate mitgebracht. Wie geht das eigentlich ? Jetzt wurden die Schmähungen persönlich, Hopp im Fadenkreuz und als Hurensohn verunglimpft. Schiedsrichter Sebastian Dankert schickte zunächst beide Mannschaften in die Kabinen. Nach dem die Plakate wieder eingerollt waren, wurde die verbleibende Spielzeit der ersten Halbzeit nachgeholt und mit entsprechender Verspätung begann die zweite Halbzeit.

Die Wölfe bestimmten weiter das Geschehen und verstanden in der 56. Minute die Fußball-Welt nicht mehr. Die Eisernen erhöhten auf 2:0, wieder aus dem Nichts. Wieder war es ein Trimmel Freistoß der als Flanke in den Strafraum segelte und per Kopf war Marvin Friedrich zur Stelle. Was für eine Effizienz, erst zwei Mal aufs Tor gezielt und getroffen, 100 Prozent Ausbeute. Der Anschluss fiel nur vier Minuten später nach einem Eckball. Der Torschütze war Yannick Gerhardt. So langsam, nach einer Stunde wurde es ein Fußballspiel. Wolfsburg drückte weiter und wurde belohnt. In der 81. Minute fiel ein Tor aus dem Spiel heraus. Die Wolfsburger erzielten den verdienten Ausgleich, der Fußball-Gott wollte Gerechtigkeit walten lassen. Es blieb dabei, gute Chancen hatten lediglich die Wolfsburger. Für die Eisernen sprangen nur vier erfolglose Torschüsse heraus.

Der 1. FC Union sandte zu den Vorgängen eine Presseerklärung aus:

Vor dem Hintergrund der in den letzten Tagen deutlich gewordenen Solidarisierung vieler aktiver Fanszenen in Deutschland und den teilweise drastischen Reaktionen darauf plädiert Union-Präsident Dirk Zingler für eine differenzierte Sicht auf die Vorgänge:

„Die Diffamierung von Menschen verurteile ich aufs Schärfste, so etwas ist nicht tolerierbar. Die Verrohung des Umgangs miteinander in unserer Gesellschaft, die sich auch rund um Fußballspiele widerspiegelt, ist äußerst besorgniserregend. Vor der Herausforderung, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, stehen wir alle. Jeder Einzelne ist aufgefordert, ihr entgegenzuwirken“, positioniert sich Dirk Zingler grundsätzlich und wirbt darüber hinaus im konkreten Kontext des Fußballs für eine differenzierte Sicht.

„Die in diesen Tagen vielfach und heute auch in unserem Stadion gewählte Ausdrucksform des Fanprotests ist in ihrer Symbolik nicht geeignet, für Fananliegen zu werben. Sie erreicht zwar höchste mediale Aufmerksamkeit, erzeugt aber eine breite Ablehnung berechtigter Anliegen von Fans. Alle an dieser Protestform Beteiligten wären gut beraten, innezuhalten und geeignete Ausdrucksformen für ihre Positionen zu finden. Das Recht zur freien Meinungsäußerung ist ein hohes Gut in unserer Gesellschaft, das auch vermeintliche Geschmacklosigkeiten einschließt. Es darf selbstverständlich dazu genutzt werden, kritikwürdige Zustände im Fußball anzusprechen. Aber die Unantastbarkeit der Würde des Menschen ist die Grundlage unseres Zusammenlebens, diese gilt es zu schützen. Die Verantwortung dafür tragen wir alle gemeinsam.“

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