Eroberer und Einwanderer in Neukaledonien wollen Kolonie von Frankreich bleiben – Kanaken sind mit 40 Prozent Minderheit auf ihren Inseln in der Südsee

Dieser Fels in Neukaledonien gehört weiterhin zu Frankreich. Quelle: Pixabay

Nouméa, Neukaledonien (Weltexpress). Wie erwartet sprach sich die Mehrheit der Menschen in Neukaledonien dafür aus, dass die Inseln weiter als Kolonie zu Frankreich gehören. Rund 56,4 Prozent sollen laut „Tagesschau“ (4.11.2018) für den Verbleib in Übersee-Frankreich gestimmt haben, etwas 43,6 Prozent dagegen. Das entspricht dem Bevölkerungsanteil der Ureinwohner der Inseln.

An dem Referendum durften etwa 175.000 Neukaledonier teilnehmen. Die Beteiligung lag nach vorläufigen Angaben bei 80 Prozent.

Die Abstimmung hätte bereits 1998 stattfinden sollen, aber sie wurde von Paris immer wieder verzögert, bis in den letzten Jahren durch Umvolkung und andere Maßnahmen für die Veranstalter der Wahlfarce klar war, dass die Mehrheit sich für Frankreich entscheiden würde. Die Kanaken, wie die Ureinwohner heißen, sind längst in der Minderheit. Sie votierten zwar überwiegend für die Freiheit, aber wie soll diese auf dem Wege von Referenden erreicht werden, an denen die Eroberer und Einwanderer teilnehmen?

In „Spiegel-Online“ (4.11.2018) heißt es: „Das Ergebnis bedeutet vor allem für die Bevölkerungsgruppe der Kanaken – Neukaledoniens Ureinwohner – eine große Enttäuschung. Von ihnen hoffen viele seit Langem auf einen eigenen Staat.

Das Votum ist aber nicht endgültig. Bis 2024 sind nach früheren Abmachungen mit Paris noch zwei weitere Volksabstimmungen möglich. Aktuell sind noch knapp 40 Prozent der Bevölkerung Kanaken. Auf Deutsch bedeutet Kanake Mensch.“

Doch wie die Kanaken so schnell von einer Minderheit im eigenen Land wieder zu einer Mehrheit werden sollen, das weiß niemand.

Genauer gesagt ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Mehr dazu auch in dem Beitrag Wollen die Kanaken unabhängig werden oder Kolonie bleiben? – Referendum in Neukaledonien über die Unabhängigkeit von Frankreich von Paul Puma.

„Ich bin als Staatschef stolz darauf, dass sich die Mehrheit der Kaledonier für Frankreich entschieden hat“, soll Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in seiner Rede an die Nation gesagt haben. Von Kolonialismus, Eroberung, Umvolkung und Unterdrückung war in seiner Ansprache nicht die Rede.

Macrons Frankreich hat geopolitische und polit-ökonomische Interesse. Französische Kriegsschiffe nutzen Neukaledonien und französische Kapitalisten beuten die Inseln aus. Neukaledonien besitze laut „Tagesschau“ rund „ein Viertel der weltweiten Nickelvorkommen – ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung elektronischer Geräte“.

Weiter wird in „Tagesschau“ mitgeteilt: „Neukaledonien gehört nicht zum Gebiet der Europäischen Union. Bezahlt wird nicht mit dem Euro, sondern mit dem Pazifik-Franc. Bei Europawahlen dürfen die Neukaledonier aber mitstimmen. Zudem gibt es von der EU auch Geld.“ In der Tat nutzt die französische Bourgeoisie Neukaledonien aus und auch die EU in Bezug auf Neukaledonien.

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