Endlose Kriegführung und Heilige Allianz – Die Staatsspitze macht sich zum „Büttel der feindlichen Entente-Propaganda“ gegen Deutschland und die heute lebenden Deutschen

Soldaten der Bundeswehr bauen Brücken für Panzer. Quelle: Pixabay, Foto: CaptainMeo

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Spitze unseres Landes ist in einer Weise „geschichtsvergessen“, dass es „staatsgefährdend“ genannt werden muss. Das zeigt sich zu Beginn des Jahres 2020 an zwei Beispielen: das regierungsamtliche Unterdrücken jeder Auseinandersetzung mit dem „Diktat von Versailles“ von vor einhundert Jahren, mit dem der Weg Deutschlands und anderer Staaten der sogenannten „Mittelmächte“ in das Elend des Krieges gegen Polen und den von Frankreich und Großbritannien vorgezeichneten „Zweiten Weltkrieg“ geplant worden ist. Dieser Krieg führte zu dem Krieg des Deutschen Reiches gegen die Sowjetunion und dem Sieg dieses Landes im Zweiten Weltkrieg. Vor diesem Hintergrund mutet es gespenstig und pervers an, wenn geradezu als „Neuauflage der Unternehmens Barbarossa“ die NATO um die Gedenkfeierlichkeiten zum 9. Mai 2020 in Moskau ein gigantisches Großmanöver vorbereiten lässt. Damit schickt man nicht, wie 1941, andere gegen Russland vor. Die Welt soll offensichtlich sehen, was die Vereinigten Staaten beabsichtigen.

2020, das ist nicht ein Jahr wie jedes andere

2020 wird das Jahr sein, das an die ungeheuerlichen Konsequenzen erinnern wird, die aus dem verhängnisvollen Vorgehen der Siegermächte des Ersten Weltkrieges gegen eine Staatengruppe von Deutschland über Österreich-Ungarn bis hin zum Osmanischen Reich entstanden sind. Die Unterschriften unter das in Versailles oktroyierte Dokument waren noch nicht trocken, als in der britischen Delegation offen darüber gesprochen wurde, mit Versailles das Tor für den nächsten Krieg weit aufgestoßen zu haben. Lenin sprach wenige Jahre später von einem schändlichen Vorgehen der Westmächte gegen die sogenannten „Mittelmächte“. Die bewusste Förderung von Herrn Hitler durch in- und ausländische Kräfte mit dem Ziel einer revolutionären „Machtergreifung“ in Deutschland machte deutlich, wie zügig man die Lunte für den nächsten Krieg in Europa und der Welt zu legen bereit gewesen ist. In neuerer Zeit erleben wir die perfiden Konstruktionen, über vom Westen geschaffene Terrororganisationen wie Taliban und Islamischer Staat, die eigenen Gesellschaften mit einem Dauerkrieg zu überziehen. Das Modell wurde zielgerichtet über „Versailles“ und die europäische Wirklichkeit in der Zwischenkriegszeit mittels einer aggressiven polnischen Republik, eines politischen Kulturkampfes zwischen Faschismus und Kommunismus und einer schon in „Versailles“ geplanten Revisionspolitik Deutschlands erprobt. Krieg und nicht der Friede ist die Messlatte der westlichen Politik seit dem Beginn des Ersten Weltkrieges und „Versailles“. Die deutsche Staatsspitze hat jede offizielle Erinnerung an „Versailles“ von vor einhundert Jahren 1919 unterlassen. Das ist eine Geschichtsvergessenheit der übelsten Sorte. Durch diese Haltung macht man sich einhundert Jahre später und ohne jede Not zum „Büttel der feindlichen Entente-Propaganda“ gegen Deutschland und die heute lebenden Deutschen.

2020 wird vom 9. Mai auf dem Roten Platz in Moskau und den endlosen Gedenkmärschen des „ewigen Regimentes“ bestimmt werden

Die Folgen des deutschen Krieges gegen Polen und die umgehende Ausdehnung dieses Krieges durch Frankreich und Großbritannien auf ein unter damaligen Umständen globales Niveau, haben die damalige Sowjetunion in einer unvorstellbaren Weise getroffen. Das „ewige Regiment“ macht heute noch oder wieder deutlich, dass es keine Familie in der damaligen Sowjetunion gegeben hatte, die vom Krieg verschont geblieben war. Die damalige Sowjetunion erlitt Verwüstungen, die mehr als ein Jahrhundert zuvor und nach den napoleonischen Kriegen auf dem „Wiener Kongress“ 1814/1815 den russischen Zaren Alexander I und den österreichischen Kanzler Metternich zu einem bis heute grandiosen und zukunftsweisenden Vorschlag veranlasst hatten. Noch einmal würde Europa Verwüstungen, wie sie die Kriege Napoleons hervorgerufen hatten, nicht überstehen. Daher sollte mit der „Heiligen Allianz“ ein System kollektiver Sicherheit in Europa geschaffen werden. Dieser Gedanke zieht sich seither wie ein „roter Faden“ durch die Politik von St. Petersburg und Moskau. Diese zukunftsweisende Politik scheiterte an dem unbedingten „Recht“ auf endlose Kriegführung auf dem europäischen Kontinent durch Großbritannien, einem „Recht“, das mit dem Untergang des „britischen Empires“ von den Vereinigten Staaten von Amerika für sich in Anspruch genommen wird. Wie unbedingt die Vereinigten Staaten von ihrer tatsächlichen Macht Gebrauch machen, zeigt sich in der faktischen Vernichtung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, der in konsequenter Weiterentwicklung der Vorstellungen von Alexander I und Metternich geschaffen worden war. War 1815 noch der Gedanke an das Überleben Europas im Vordergrund, ging es 1945 und seither um das Überleben der gesamten Menschheit, wie das Ringen um ein Weltklima deutlich macht, das ein Überleben der Menschheit sicherstellen soll. Wohin das heute führen soll, werden wir alle 2020 dann erleben, wenn ein amerikanischer Abzug aus Afghanistan ansteht. Mit tausendfachen Massenmorden durch die Kräfte, derer man sich bei dem amerikanischen Einmarsch bediente, begann das Verhängnis. Über 150.000 Afghanen, mehr als 2.500 getötete amerikanische Soldaten und über 1.000 Verbündete kamen ums Leben. Die finanzielle Dimension alleine für die USA ist astronomisch: die Kosten für alle staatlichen Einrichtungen alleine der USA dürfte sich auf rund drei Trillionen US-Dollar belaufen. So führt man Staaten in den Bankrott. Jetzt stehen die USA vor der Frage, ob der Abzug aus Afghanistan an den Abzug der sowjetischen Streitkräfte über die Brücke in Termez oder die Flucht vom Dach der US-Botschaft in Saigon erinnern wird?

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland hat die Konsequenzen aus der Geschichte in einer Konsequenz deutlich gemacht, die alle künftigen Generationen in Deutschland verpflichten kann und auch müsste

Es ging um nicht mehr und nicht weniger, Deutschland friedensfähig im Innern und nach außen zu gestalten. Die Treue zum Recht und dabei vor allem zum Naturrecht und die fortdauernde Verpflichtung, zum Frieden in der Welt beizutragen, sollte die gesamte deutsche Politik bestimmen. Dies vor allem nach der deutschen Wiedervereinigung, bei der der sogenannte „Schlüssel“ in Moskau lag und den Deutschen aus „Moskau“ zu treuen Händen und einer geradezu „ewigen Verpflichtung“ nach dem Ende des Weltkrieges herausgegeben wurde. Jeder Deutsche muss heute fassungslos davor stehen, in welchem Maße innerstaatlich und in der Verpflichtung, zum Weltfrieden beitragen zu können und zu müssen, der rechtsstaatlichen Ordnung und der Charta der Vereinten Nationen durch deutsche Politik „Hohn“ gesprochen wird.

Anmerkung:

Vorstehender Artikel von Willy Wimmer wurde unter dem Titel „2020: werden die sich öffnenden Archive das Dröhnen der Paradepanzer übertönen?“ in „World Economy“ am 3.1.2020 erstveröffentlicht.

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Willy Wimmer
Staatssekretär des Bundesministers der Verteidigung a.D. Von 1994 bis 2000 war Willy Wimmer Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).