Ein Mann sieht Rot – Bruce Willis, Morgan Freemann und Helen Mirren sind „R.E.D.“ in Robert Schwentkes Comicverfilmung

Was russische Gegenagenten und mordlustige Kollegen nicht vermochten, hat das Alter geschafft. Frank Moses ist tot. Scheintot im altersbedingten Ruhestand. Stirb langsam. Gibt es noch Action in einer Welt, in der Bruce Willis einer der Senioren ist, die sich bei Telefonagenturen beschweren, nur um jemanden zum Reden zu haben? Antwort geben die Maschinengewehrsalven, die kurz nach dem Vorspann Moses Weihnachtsdekoration den Garaus machen. Korrupte CIA-Agenten wollen Frank und die von ihm angehimmelten Telefonistin Sarah (Mary-Louise Parker) eliminieren. Hilfe findet der alternde Spezialagent bei seinem im Altersheim lebenden Partner Joe (Morgan Freeman), dem paranoiden Marvin (John Malkovich) und der Scharfschützin Victoria (Helen Mirren). Mit Hilfe des russischen „R.E.D.“ Ivan (Brian Cox) muss das rüstige Quartett in das CIA-Hauptquartier einbrechen. De skrupellosen Hintermänner wie üblich in den obersten Reihen.

„Ultra top secret“ prangt in fetten roten Lettern auf einer Akte, der Moses – Achtung, Spoiler! – ultra top geheime Informationen entnimmt. Alles ist in seinem Actionfilm genau das, wonach es aussieht. Geheimquartiere sind deutlich erkennbar, wichtige Hinweise als solche ausgewiesen. Endlich Schluss mit ständigem Verfahren, lästigem Unterlagensuchen und irritierenden Ausschilderungen. Selbstredend ist auch jeder der Charaktere exakt der (Stereo)Typus, nach dem er aussieht. „Du bist wirklich CIA!“, bemerkt Sarah, die in Moses alle Eigenschaften vorfindet, welche CIA-Agenten in drittklassigen Actionthrillern haben. Schwentke will diese Plakativität natürlich als geistreiche Ironie und dazu ungeheuer humorvoll verstanden wissen. Leider fiel ihm außer dem einen Witz kein zweiter ein, weshalb er den einzigen Gag stets aufs Neue wiederholt, wenn es lustig zugehen soll. Letzteres ist in Cully Hamers und Warren Ellis gleichnamiger Comicvorlage kaum der Fall, doch die gebe „nicht genug her für einen zweistündigen Film“, glaubt Schwentke. Zwar ist die Comicvorlage „R. E. D.“ kein Meisterwerk, dafür jedoch ein solide erzählter, gradliniger Thriller, dessen Hauptcharakter Moses weit komplexer und düstere ist als Willis ´ Figur.

Seinen Unterhaltungswert verdankt „R. E. D.“ ausschließlich den hervorragenden Darstellern. Schwentkes Mangel an Talent gleicht der selbstironische Humor des reifen Ensemble aus. Wie Hellen Mirren in einer Szene sagt: „For a small devoted group there ´s nothing that can not be accomplished.“

Titel: R.E.D. – Älter, härter, besser

Land/ Jahr: USA 2010

Genre: Actionkomödie

Kinostart: 2010

Regie: Robert Schwentke

Drehbuch: Jon Hoeber, Erich Hoeber

Darsteller: Bruce Willis, Mary-Louise Parker, Morgan Freeman, John Malkovich, Helen Mirren, Karl Urban, Ernest Borgnine, Richard Dreyfuss, Brian Cox, James Remar

Kamera: Florian Ballhaus

Musik: Christophe Beck

Schnitt: Thom Noble

Laufzeit: 110 Minuten

Verleih: Concorde

www.concorde-film.de

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