Die Eisernen zerlegen den 1. FC Kaiserslautern – Sebastian Polter kann es auch außerhalb der Box

© Foto: Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die 22. Stunde des Tages war angebrochen im Stadion Alte Försterei in Berlin Köpenick. Pünktlich, ohne Nachspielzeit pfiff der Unparteiische zur Halbzeitpause. Die Eisernen luden den Gästen aus der fernen Pfalz die schwere Hypothek eines 0 : 4 Rückstandes auf die eh schon geschundenen Seelen. Der Tabellenletzte der 2. Liga spielte auch wie einer. Es ging nichts.
Marius Müller, der Torwart des 1. FC Kaiserslautern war völlig frustriert „Es ist wohl das erste Mal in der Zweitliga-Geschichte, dass Du 0 zu 12 verlieren kannst, aber zum Glück haben wir nur ein 0: 5 gekriegt. Wir sind in der ersten Halbzeit frontal ins Feuerwehrauto rein-gefahren, haben uns gegen die Wand drücken lassen und uns dermaßen überrollen lassen…“

Bereits nach 11 Minuten lagen die Roten Teufel mit 0:2 hinten. Alles was sich die Gäste aus der Pfalz, begleitet von fast 1.000 Fans, vorgenommen hatten ging nach buchstäblich nach hinten los. Die Führung für die Eisernen resultierte aus einem abgefangenen Abwurf das Torwartes durch den weit aufgerückten linken Außenverteidiger Christian Pedersen. Er verteilte den Ball weiter an Sebastian Polter und der zog aus 20 m ab und es schlug ein. „ Ich habe noch nie in meiner Karriere ein Tor außerhalb der Box geschossen.“ Er wiederholte es in diesem Spiel, fiel das 1:0 durch einen Polter Fernschuss und eröffnete den Torreigen, so fiel auch das letzte Tor in der 77. Minute durch einen Schuss mit links, abgefeuert außerhalb des Strafraums. Sehenswert war auch die Vorbereitung durch Marcel Hartel, der den Ball mit seinem Hinterteil für Polter auflegte. Eigens dafür sollte neben dem Tor des Monats, die Rubrik Vorlage des Monats eingeführt werden.

Taktik

Es ging alles bei den Eisernen, sie zerlegten förmlich ihren Kontrahenten. So eine Überlegenheit in einem Punktspiel der 2. Bundesliga gab es in jüngster Zeit sehr selten. Der Trainerwechsel brachte gar nichts, eher im Gegenteil. Das Trainergespann Manfred Paula und Alexander Bugera versuchte es mit einer 4-2-3-1 Taktik. Der Spielaufbau der Unioner sollte früh gestört werden. Das funktionierte nicht einmal ansatzweise. Vor allem Gino Fechner, er bildete mit Kapitän Christoph Moritz eine Doppelsechs, war komplett überfordert. Er wurde bereits in der 1. Halbzeit ausgewechselt und durch den Ex-Unioner Benny Kessel ersetzt. Taktisch wurde auf ein 3-5-2 bei eigenem Ballbesitz umgestellt. Umgekehrt sollte eine 5-4-1 Staffelung in der Verteidigung das Allerschlimmste verhindern.

Fazit

Jens Keller setzte auf Offensive. Gegenüber dem Auftritt in Sandhausen veränderte er die Startformation gleich auf sechs Positionen. Vor der bewährten 4er Abwehrkette operierte ein Mittelfeld mit Felix Kroos, Marcel Hartel und Grischa Prömel. Von dieser Mittelfeldbesetzung verdiente sich vor allem Neuzugang Grischa Prömel Bestnoten. Erstmals nominiert in der Startelf, schaltete und waltete er souverän auf der zentralen 6er Position. Er gewann 78% seiner Zweikämpfe, das war der Bestwert in diesem Spiel. „Er war unfassbar stark“, so lobte ihn Jens Keller auf Nachfrage in der Pressekonferenz.
In der zweiten Halbzeit ging es für die Gäste um Schadensbegrenzung. Union blieb weiter hungrig, schaltete aber einen Gang runter. Die mitgereisten Fans der Gäste konnten einem leidtun. Wenigstens konnten sie in die Rufe der Waldseite „Scheiß DFB“ mit einstimmen. Dazu gab es ein Transparent mit der Botschaft der DFB sollte lieber die armen Regional-Liga Vereine unterstützen, als eine Nachwuchsmannschaft aus China.
Arg zerbeult und frustriert gingen die Lauterer in die Kabine, sie fanden nicht einmal den kurzen Weg zu ihren treuen Fans. Ihre schwarzen Auswärtstrikots passten zur augenblicklichen Stimmung. Lauterns Interims-Trainer Manfred Paula gratulierte seinem Kollegen zu einem überzeugenden Sieg. „Wir hatten einen Plan, der war nach 15 Minuten hinfällig. Wir sind mit zwei Gegentoren in Rückstand geraten, die wir mehr oder minder dem Gegner auf dem Silbertablett serviert haben. In unserer momentanen Situation, mit sieben sieglosen Spielen, sitzt den Spielern dann die nackte Angst im Nacken.“ Jens Keller war erwartungsgemäß hochzufrieden, trotzdem gibt es für so ein Spiel am Ende nur 3 Punkte.
Der 1. FC Kaiserslautern spielt bereits am kommenden Freitag auf dem Betzenberg – im Krisengipfel Tabellenletzter gegen Vorletzter – gegen Greuther Fürth. Einen Tag mehr Zeit zur Vorbereitung auf die nächste Aufgabe haben die Eisernen. Sie reisen am Samstag ins Erzgebirge und treffen im Ostderby auf Aue. In der Tabelle haben die Unioner den Anschluss an die Spitzenplätze wieder hergestellt.

Stimmen zum Spiel

Marius Müller (Torwart 1. FC Kaiserslautern): „Union hat heute ein Riesenspiel gemacht, wir umso schlechter. Wir wollten ein Pressing spielen wie RB Leipzig oder Dortmund, das ging nach hinten los. Mir tut es leid, dass wir heute nach Spielschluss nicht zu den Fans gegangen. Die Leute nehmen eine weite Reise auf sich und dann so etwas. Beim nächsten Mal werden wir wieder hingehen.“

Boris Notzon (Sportdirektor 1. FC Kaiserlautern): „Wir haben eine erste Halbzeit gespielt, die nicht Zweitliga-tauglich war. Wir haben viel zu große Räume gelassen und individuelle Fehler gemacht. Wir können uns bei Marius Müller bedanken, dass es nicht mehr Gegentore geworden sind. In der 2. Halbzeit haben wir dann etwas mehr Kompaktheit herstellen können.“

Sebastian Polter (Stürmer 1. FC Union Berlin): „Wir wollten heute als Team auf den Platz gehen, Emotionen zeigen und einer sollte für den anderen einstehen, das ist uns gelungen. Dass wir Tore schießen können haben wir bereits in anderen Spielen gezeigt. Wichtig ist, dass wir zu null gespielt haben. Wer künftig die Elfmeter schießt, schaun wir mal.“

Steven Skrzybski (Stürmer 1. FC Union Berlin): „Als Offensiv-Spieler ist man immer geil darauf Tore zu schießen, heute war es auch wichtig, hinten die Null zu halten. In Aue geht es wieder bei 0:0 los. Einen Bonus aus diesem Spiel können wir nicht ziehen. Was Sebastian Polter betrifft, ich wusste gar nicht, dass er mit links so gut schießen kann.“

Spieldaten

1. FC Union Berlin
Tor: Jakub Busk Abwehr: Christopher Trimmel; Toni Leistner; Fabian Schönheim (ab 80. Michael Parensen); Kristian Pedersen Mittelfeld: Felix Kroos; Grischa Prömel; Marcel Hartel;Angriff Simon Hedlund; Steven Skrzybski (ab. 64. Akaki Gogia); Sebastian Polter (ab 78. Philipp Hosiner) 4-3-3
Trainer: Jens Keller

1. FC Kaiserslautern
Tor: Marius Müller Abwehr: Phillipp Mwene; Giuliano Modica; Marcel Correia (ab 45. Stipe Vucur); Leon Guwara Mittelfeld: Christoph Moritz; M. Osei Kwando ; Gino Fechner (ab 34. Benny Kessel); Baris Atik (ab. 78. Torben Müsel); Daniel Halfar; Angriff M. Anderson 4-2-3-1 (ab 35. 3-5-2)
Trainer: Manfred Paula

Gelbe Karten: 1. FC Kaiserslautern 4, 1. FC Union Berlin 2

Besondere Vorkommnisse: 28. min Marius Müller hält einen von Sebastian Polter getretenen Strafstoß

Ergebnis: 5:0 (4:0) für den 1. FC Union Berlin

Tore:
1:0 (6. Min) Sebastian Polter
2:0 (11. Min) G. Modica Eigentor (Schuss Fabian Schönheim)
3:0 (25. Min) Sebastian Polter
4:0 (32. Min.) Marcel Correia Eigentor (Schuss Steven Skrzybski)
5:0 (77. Min) Sebastian Polter

2. Fußball-Bundesliga 8. Spieltag
Montag, 25.09.2017, 20:30 Uhr

Zuschauer: 20.592 Stadion „An Der Alten Försterei“ (ausverkaufter Heimbereich)
Schiedsrichter: Markus Schmidt; Sascha Thielert; Jan Clemens Neitzel-Petersen; Patrick Schult
Wetter: angenehmes Wetter (14 Grad C) Wetter unter Flutlicht

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