Der Ökowinzer vom Tuniberg – Das Weingut Sonnenbrunnen und die Strauße von Jörg Scheel

Die Strauße des Weingutes Sonnenbrunnen in Opfingen am Tuniberg.
Jörg Scheel, Winzer und Herr der Strauße Sonnenbrunnen in Opfingen am Tuniberg. © 2012, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Opfingen, Freiburg im Breisgau, Deutschland (Weltexpress). Eine Straußwirtschaft, auch Strauße genannt, ist im Grunde genommen eine Gastwirtschaft, die von Winzern in deutschen Landen saisonal betrieben wird, um den eigenen Wein direkt vermarkten zu können.

Die Strauße im Allgemeinen

Die Strauße des Weingutes Sonnenbrunnen in Opfingen am Tuniberg.
Die Weinbar der Strauße Sonnenbrunnen. © 2012, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Besonders in der Pfalz, in Rheinhessen und im Rheingau sagt man Strauße. Regional unterschiedlich wird sie in Baden als Kranzwirtschaft und in Württemberg Besenwirtschaft, Besenschänke oder kurz Besen benannt. In Österreich und der Schweiz kennt die Kostgänger der Winzer noch die Buschenwirtschaft, in manchen schweizer Tälern wird auch Besenbeiz oder auch Buschenschenke gesagt. Am Bodensee gehen Besseresser in die Rädle oder Rädlewirtschaft, in Franken in die Hecken- oder Maienwirtschaft. Wie auch immer die Wirtschaft der Winzer bezeichnet wird, wichtig für sie alle ist, dass die Leute nicht zum Händler gehen, sondern direkt ins Weingut wie das in Opfingen am Tuniberg.

Das Weingut Sonnenbrunnen in Opfingen bei Freiburg im Breisgau nennt seinen Ausschank Strauße und sowohl das Weingut als auch die Strauße am Tuniberg sind einen Besuch wert, wie man sieht.

Das Weingut Sonnenbrunnen

Die Strauße des Weingutes Sonnenbrunnen in Opfingen am Tuniberg.
In der Strauße findet man viel zur Geschickte und Gegenwart des Weines am Tuniberg. © 2012, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

liegt in einer der sonnigsten Gegenden in Deutschland, in der ökologische Weine produziert werden. Die Rebfläche des Ökowinzers Jörg Scheel aus Opfingen beträgt rund fünf Hektar und liegt in den Bereichen Tuniberg und Markgräfler Land. Scheel baut mit seinen Leuten Müller-Thurgau und Gutedel, Nobling, Riesling, Chardonnay, Muskateller, Grauer und Weißer Burgunder, Gewürztraminer, Spätburgunder und Regent an. Die Spitzenweine des Weingutes Sonnenbrunnen werden in Barriques, in neuen Holzfässern aus französischer Eiche, zu Weinen mit getoasteten Aromen veredelt.

Das Weingut Sonnenbrunnen ist Mitglied im Bundesverband Ökologischer Weinbau Ecovin, was laut Scheel bedeute, „dass unser Betrieb regelmäßig daraufhin kontrolliert wird, ob wir die strengen Regeln des ökologischen Weinbaus im Rebberg und auch beim Ausbau der Weine im eigenen Keller einhalten“. Seit 1984 arbeitet Jörg Scheel, der in Freiburg Sozialpädagogik studierte, in dem alten Bauernhof inmitten von Opfingen an seiner ganzheitlichen Idee.

Der Ökowinzer Jörg Scheel und die Wiese im Weinberg

Die Strauße des Weingutes Sonnenbrunnen in Opfingen am Tuniberg.
Der Winer Jörg Scheel in seiner Strauße in Opfingen am Tuniberg. © 2012, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Die sei in der Zeit der Studentenproteste gewachsen, als er in einem aufgegebenen und renovierungsbedürftigen Gasthof wohnte und sich mit seinen Wohngenossen aus der Wohngemeinschaft entschloss, denn Bauern im Weinberg zu helfen. „Ohne Lohn“, betont Scheel und fügt an: „Aus der Sponti-Aktion eine Berufung“. „Ohne einen einzigen Rebstock und ohne ein einziges Fass“, erzählt Jörg Scheel, sei er in den ökologischen Weinbau eingestiegen. Er sei in Freiburg und umzu der erste und lange der einzige Winzer gewesen, „der ökologisch wirtschaftete“ auf teils eigenem, teils gepachteten Land. Später habe er auch Trauben gekauft. Scheel verzichtet auf künstlichen Dünger und synthetische Pflanzenschutzmittel. „Alles Leben im Ökosystem Weinberg wird einbezogen und geschützt“, erklärt er und erläutert das Gleichgewicht im Weinberg. Dabei spricht er von einer bleibenden Wiese im Weinberg. Dafür habe er verschiedenste Blumen eingesetzt wie Kleearten, Mohn, Malven, Wiesenknopf. Seine Wiesen im Weinberg bieten allerlei Insekten eine Lebenswelt. Dafür hätte er zeitweise sogar drei Meter Gassenbreite bereitgestellt, während er „heute zwischen 2,40 und 2,60 Metern“ gebe. Die Reben, die im badischen Drathrahmen wachsen, würden dennoch genug Luft und Sonne bekommen.

Dass aller Anfang schwer ist, das musste auch Jörg Scheel erfahren, der die ersten Jahre in der Gastronomie Geld dazuverdiente, aber auch auf einem konventionellen Weingut in die Winzerlehre ging und einen Gesellenbrief als Winzer bekam.

Die Hausbrennerei

Die Strauße des Weingutes Sonnenbrunnen in Opfingen am Tuniberg.
Famoser Flammkuchen in der Sonnenbrunnen-Strauße. © 2012, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Neben dem Weingut samt Strauße wird auch eine Hausbrennerei betrieben, in der Jörg Scheel edle Brände aus eigener Weinhefe und Trester (Grappa, Marc) sowie Kirsch, Obstler, Williams und Mirabelle destilliert. Die Brennrechte sind im Allgemeinen auf das Grundstück bezogen.

Warum also nicht die bei der Kelterung von Trauben anfallenden festen Rückstände verwerten?!

Die Strauße Sonnenbrunnnen im Besonderen

Die Strauße des Weingutes Sonnenbrunnen in Opfingen am Tuniberg.
Zwei Salate werden in der Strauße des Weingutes Sonenbrunnen serviert. © 2012, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Die Sonnenbrunnenstrauße, die Scheel seit 1994/95 betreibt, bietet im Frühjahr und Herbst nicht nur ökologische Weine, sondern auch ökologische Speisen. Die Spezialitäten aus Küche und Keller werden in Räumlichkeiten des 200 Jahre alten Weingutes serviert, die auch mit Kunst- und Kulturgütern ein Erlebnis sind. Bei Jörg Scheel in der Strauße finden zudem Ausstellungen und Konzerte statt.

Besonders beliebt seien Spargel mit Kartoffeln, die alle von Ökobauern kämen. Scheel beziehe Waren von der Dachswanger Mühle. Famos sind nicht nur die Salate, die Grünen wie die mit Wurst und Käse, sondern vor allem die Flammkuchen. Verschiedene Sorten – mit Ziegenkäse, Lachs, Schafskäse, Sardellen und so weiter – hat die Sonnenbrunnenstrauße im Angebot.

Wir essen langsam und genießen Speis und Trank oder besser gesagt „Slow-Wein“, wie ich ihn nennen. Da muss selbst Jörg Scheel lachen.

Fotoreportage

Mehr Bilder zum Beitrag in der Fotoreportage: Die Straußwirtschaft des Ökowinzers Jörg Scheel aus Opfingen am Tuniberg von Stefan Pribnow im Weltexpress.

Weingut Sonnenbrunnen

Unterdorf 30, 79112 Freiburg Opfingen

Telefon: 07664/59273, E-Mail: info@weingut-sonnenbrunnen.de, Web: weingut-sonnenbrunnen.de

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