Cantalici, Santa Anastasia, Pedroni und Marzadro oder Girogusto war in der Stadt und zwar mit Chefkoch Antonio Bonadonna

Chefkoch Antonio Bonadonna (rechts im Bild). © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wieder war ein gutes Stück Italien in der Stadt an der Spree. Allen voran in Berlin kam Antonio Bonadonna und kochte. Der Chefkocht schwingt üblicherweise im hervorragenden Ristorante einer alten Abtei das Zepter.

Die Abtei Sankt Anastasia auf Sizilien ist als Hotel Relais Sankt Anastasia ein Fünf-Sterne-Hotel, das mit einer meisterhaften Balance zwischen Mensch und Natur aufzuwarten weiß und auf einem Hügel inmitten von Weinbergen im Norden Siziliens liegt. Von dort mit dem Auto bis beispielsweise zur Kathedrale von Cefalù am Thyrrenischen Meer braucht man gerade einmal eine halbe Stunde für rund 15 Kilometer.

© 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow
© 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Wie Palermo und Monreale wurde auch Cefalù, eine Stadt am Meer in der Provinz Palermo, mit dem tollen Titel Weltkulturerbe bedacht. Allerdings ist die Weltkulturerbestätte längst nicht mehr ein einsamer Ort, auch wenn noch das eine oder andere Szenario daran erinnert. Ein Sandstrand lädt immer noch zum Baden ein und scheint beliebt bei Alt und Jung, Dick und Dünn. Vor allem die Altstadt der 14 bis 15 000 Einwohner zählende Stadt am Fuß der Rocca di Cefalù, einem 270 Meter hohen Burgberg voller Kalk und an den Ausläufern der Madonie, einer Gebirgskette in der Mitte an der Nordküste Siziliens, gelegen, ist sehenswert und bleibt beliebt. Mitten in der ab dem 12. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung gebauten Altstadt steht eine Normannenkirche. Diese Kathedralkirche von Cefalú ist nun ebenfalls ein Erbe der Weltkultur. An der Abtei Thelema, einer von Aleister Crowley gegründeten „Tu-was-du-willst“-Landkommune unweit der Hafenstadt Cefaù, wird dieser Kelch bestimmt vorübergehen, denn Welterbestätten der Kultur scheinen vor allem Kirchen zu sein.

Dinkel-Rahmspinat mit rotem Rosmarin-Kürbis. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow
Dinkel-Rahmspinat mit rotem Rosmarin-Kürbis. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Kirchen und Abteien, die gerne zu Hotels und Weingüter umgewandelt werden dürfen – vorausgesetzt Moneten landen auch bei der sizilianischen Mafia, der Cosa Nostra -, wie die Abtei Sankt Anastasia, in der Bonadonna arbeitet, sind und bleiben auch nach der Umfunktionierung sehens- und besuchenswerte Gebäude. Wie auch immer, der Meister mediterraner, italienischer und sizilianischer Küche brachte eine gute Portion von alledem mit nach Berlin und am Donnerstagabend, den 19. Januar 2017, im Rahmen des Projekts Girogusto auf die Teller der „Enoteca l´Angolino“ in der Knesebeckstraße 92.
Beim Aperitivo betonte Fabio Esposito vom Veranstalter, „dass Girogusto dem deutschen Publikum die Geschmäcker, Aromen und Düfte der verschiedenen italienischen Regionen und Hersteller der kulinarischen Tradition Italiens näher bringen und zeigen“ wolle, wie man das alles „in einem einzigen köstlichen Menü verbinden kann“.

„Grillo Abbazia Santa Anastasia von Artischocken auf Trüffelcreme mit rustikaler Sauce und knusprigen Artischocken-Chips. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow
„Grillo Abbazia Santa Anastasia von Artischocken auf Trüffelcreme mit rustikaler Sauce und knusprigen Artischocken-Chips. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Gesagt, getan. Kaum hatten wir Platz genommen, bekamen wir zum Entrée geröstetes Schwarzbrot mit Speck und Honig von schwarzen Bienen. Der als Dunkle Europäische Biene bekannte Brummer ist die einzige nördlich der Alpen ursprünglich einheimische Honigbiene und damit der Urtyp aller Honigbienen. Dass die Dunkle Europäische Biene auch auf Sizilien Pollen und Propolis sammelt, liegt an ihrer Winterhärte. Sizilien ist wirklich weit mehr als Sonne, Sand und See und kann in den Bergen kalt werden, sehr kalt sogar.

Der Speck und auch die Salami bei „Cappaccino“ vom Brokkoli mit pikanter Salamella stammten von der Firma Perdoni, die an der Weinstraße am Fuße der Apenninenkette von Reggio Emilia liegt und auf eine lange Familientradition bei der Herstellung und Verarbeitung landestypischer luftgetrockneter Wurstwaren wie Felino, Fiorettino, Strologhino, Milano, Napoli, Ungherese, Finocchiona, Soppressa all’aglio, Spianata piccante, Spianata Romana, Ventricine, Salamelle curve dolci und piccanti, Cacciatorinie und Coppy Emiliana verweisen kann. Das Süppchen zeigt sich scharf im Abgang und so trinken wir Wein.

„Cubietta“ Gran Magro mit Käsemousse und mit Zitrusfrüchten auf einem Salatbett samt Birnen-Kompott. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow
„Cubietta“ Gran Magro mit Käsemousse und mit Zitrusfrüchten auf einem Salatbett samt Birnen-Kompott. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Von Gang zu Gang wechselten wir zwischen Cantalici-Weinen aus der Toskana und sizilianischen Weinen von Santa Anastasia, die mit jedem Schluck immer besser zu werden schienen.

Vom doppelten Entrée hüpften wir fröhlich und frohlockend zu den Vorspeisen. Die „Cubietta“ Gran Magro mit Käsemousse und mit Zitrusfrüchten auf einem Salatbett samt Birnen-Kompott war eine fluffige Wonne mit Gran Magro Emiliano von Pedroni. Das „Grillo Abbazia Santa Anastasia von Artischocken auf Trüffelcreme mit rustikaler Sauce und knusprigen Artischocken-Chips hingegen war eine Wucht. Gut fünf Dutzend Gourmets und Gourmands knabberten und knusperten an den Köstlichkeiten in der rappelvollen und gemütlichen „Enoteca l´Angolino“.

Spaghetti Carbonara. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow
Spaghetti Carbonara. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Wieder Wein und dann Dinkel, genauer: Dinkel-Rahmspinat mit rotem Rosmarin-Kürbis. Die gute Suppe der Dinkel-Firma Cantalici war voll mit Öko-Dinkel. Besser gesagt: Italienischer Natur-Dinkel pur im preußischen Porzellan. Prächtig und passend dazu einen Chianti Classico Baruffo Cantalici.

Der nächste Gang bescherte Spaghetti Carbonara, an der ich mich hätte satt essen können. Die Sauce war echt italienisch und also ohne Sahne von deutschen Kühen. Klasse dieser Classico.

Kräuter-Wildschwein-Braten mit Kartoffelpüree und Steinpilzen. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow
Kräuter-Wildschwein-Braten mit Kartoffelpüree und Steinpilzen. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Satt essen können? Wir waren wohl alle satt, aber es ging mit weiteren Gängen wuchtig weiter und zwar in die Vollen. In Wein geschmorten Rinderbraten mit Chicorée und Olivenöl Extra Vergine, also direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren ohne Wärmeeinwirkung gepresstes Öl ohne sensorische Fehler, wurden gebracht und gegessen. Was man damit alles machen kann?! Erstaunlich auch der Sens(i)nversa Nero D’Avola Abbazin Sana Anastasia. Cin cin!

Ein köstlicher Kräuter-Wildschwein-Braten mit Kartoffelpüree und Steinpilzen beendete bei einem Gläschen Chianti Riserva Baruffo Cantalici die heiße Schlemmerei.

Zuccotta aus Riccotta-Käse mit Mandelkrokant und Orangensauce. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow
Zuccotta aus Riccotta-Käse mit Mandelkrokant und Orangensauce. © 2017, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Doch weit gefehlt. Das Dessert wurde serviert. Hüftgold vom Feinsten! Uns mundete Zuccotta aus Riccotta-Käse mit Mandelkrokant und Orangensauce sehr. Auch die Weine Passito Cinquegrazi Abbazia Santa Anastasia und Vin Santo Cantalici schmeckten.

Mit einen Verdauungsschnaps oder besser gesagt einem Digestivo von der Distilleria Marzadro, einer Brennerei, deren Geschichte 1949 in Brancolino di Nogaredo im trientinischen Lagertal begann, war mit dem leiblichen Wohl an diesem Donnerstagabend in Berlin fine.

Lang lebe das Projekt Girogusto und lang leben die präsentierten Köstlichkeiten von Cantalici, Santa Anastasia, Pedroni und Marzadro!

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