Die Mineralölfirmen verweisen auf den Rohölmarkt: „Das Jahr 2011 war vor allem durch einen Anstieg der Rohölpreise geprägt“, sagte Michael Schmidt, Vorstandsvorsitzender von BP Deutschland mit der Marke Aral bei der Jahrespressekonferenz. Im Frühjahr 2011 lag der Barrelpreis (159 Liter) bei 127 US-Dollar, das war „Jahreshöchstwert“, so Schmidt. Der Jahresdurchschnittspreis für Rohöl lag 2011 bei 111 US-Dollar, das entsprach einem Preisanstieg von stolzen 40 Prozent gegenüber 2010.
Angeheizt wurde der Preisanstieg „durch die anhaltenden politische Unruhen in den arabischen Ländern, durch Reaktionen auf die Sanktionen gegen das libysche Regime sowie durch eine starke Nachfrage aus den Schwellenländern“, erläuterte Schmidt weiter. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung mit zweistelligen Kfz-Zuwachsraten in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) kurbelt auch deren Kraftstoffbedarf an. Zudem drehen Spekulanten an den großen Börsen weltweit und die Förderländer selbst an der Preisschraube. Und nicht zuletzt ist der deutsche Staat gut beteiligt. Laut BP/Aral liegen die Abgaben pro Liter bei rund 76 Cent, hinzu kommen gut 15 Cent Ökosteuer (Stand: 13. Mai 2012).
In Deutschland sinkt der Kraftstoffverbrauch. Das liegt an den immer sparsamer werdenden Fahrzeugen, zudem wird weniger gefahren, wenn die Spritpreise steigen. Laut VDA (Verband der Automobilindustrie) ging der Durchschnittsverbrauch in Deutschland in den letzten fünf Jahren um 16 Prozent zurück, dazu trägt bei, dass inzwischen 60 Prozent aller neu zugelassenen Pkw einen Normverbrauch von unter sechs Liter aufweisen.
Dieser Trend wird europaweit seit einigen Jahren beobachtet. Die BP-Tankstellenmarke Aral, mit 2.391 Straßentankstellen und 107 Autobahnstationen der Marktführer unter den Tankstellenmarken (Marktanteil: 23 Prozent), verzeichnete im vergangenen Jahr bei Ottokraftstoffen einen Absatzrückgang von 7,6 Prozent; beim Diesel waren es nur 1,8 Prozent, da die steigende Zahl von Dieselfahrzeugen den Verbrauchsrückgang ausglich. Insgesamt verkauften die Aral-Tankstellen im vergangenen Jahr rund acht Millionen Tonnen Kraftstoff.
Insgesamt ist und bleibt Deutschland ein wichtiger Standort für den britischen Mineralölkonzern BP, bekräftigte Michael Schmidt. Der Energiekonzern, dessen Name ursprünglich für „British Petroleum“ stand und sich heute als „Beyond Petroleum“ („Jenseits von Erdöl“) verstanden wissen möchte, unterhält hierzulande 30 Prozent seiner Raffineriekapazitäten und zehn Prozent aller Tankstellen der gesamten BP-Gruppe. Schmidt: „Trotz widriger Marktbedingungen haben wir insgesamt rund 149 Millionen Euro investiert.“
Der BP-Deutschland-Chef zeigt sich zufrieden mit dem Jahresabschluss, denn auch die Aufregung um die Einführung von E10 (Super mit zehn Prozent Biospritbeimischung) hat sich gelegt. Inzwischen zapft bei Aral etwa jeder fünfte Kunde mit Benziner E10, und es werden immer mehr, weil E10 etwas günstiger im Preis ist. „Mir ist kein einziger Fall bekannt, bei dem nachgewiesen wurde, dass es durch E10 zu einem Motorschaden gekommen ist“, betonte Schmidt.
Auch dem ADAC ist kein solcher Fall bekannt geworden. „Unsere Mitglieder sind unsere Seismographen“, sagte ADAC-Sprecher Christian Buric auf Anfrage des kraftfahrt-berichters. „Sie melden sich bei einem Verdacht sofort bei uns, wir gehen dem Fall nach und dokumentieren ihn in unserer Datenbank“. Der ADAC-Mann rät den Autofahrern aber, wirklich nur dann E10 zu tanken, wenn der Wagen vom Hersteller dafür freigegeben ist – wenn nicht, solle man die Finger davon lassen. Informationen erhält man vom Autohersteller oder über die DAT-Datenbank (www.dat.de/e10liste/e10vertraeglichkeit). Wem das Mißgeschick doch einmal passiert, der sollte so schnell wie möglich E5 (mit fünf Prozent Biosprit) zutanken, rät Christian Buric.
Schwieriger ist der Markt bei den gasförmigen Kraftstoffen. Aral reagierte auf die gestiegene Nachfrage und hat die Anzahl von Autogas-/LPG-Tankstellen in den vergangenen zwei Jahren auf 200 Stationen verdoppelt – die Zahl der LPG-Autos hat sich in den zurückliegenden fünf Jahren jedoch auf rund 456.000 Einheiten verzehnfacht. Insgesamt gibt es für sie in Deutschland rund 6.500 Autogasstationen. Bei Erdgas (CNG) ist Aral sogar Marktführer bei der Bereitstellung des relativ CO2-armen Alternativkraftstoffs. Die 75.000 CNG-Autobesitzer in Deutschland erhalten Erdgas an rund 180 der Blau-Weißen-Tankstellen, insgesamt weist das Erdgastankstellennetz 900 Stationen auf (siehe auch „Autogas und Erdgas statt Benzin und Diesel“ in kb 2917 vom 14.5.2012).
Zum Schluss noch ein Beleg, wie sich die Zeiten geändert haben: Der Platzhirsch im Tankstellengeschäft ist nämlich auch der größte Anbieter in Deutschlands für Kaffee zum Mitnehmen: Pro Tag registrieren die Aral-Tankstellen über 80.000 Kaffeekunden – ein schönes Neben-Hauptgeschäft.
kb