Zuerst einmal schreiben wir im WELTEXPRESS Debalzewo, wie die meisten Menschen in den Volksrepubliken Donezk und Lugansk den Ort nennen und also auf die russische Weise, verschweigen jedoch nicht die ukrainische Art Debalzewe zu sagen und zu schreiben. Zwar ist Debalzewo noch vom Feind aus der Ukrainie besetzt, doch wollen die Volksrepubliken die Stadt befreien, die zu ihrem Territorium gehört, genauer: zum Staatsgebiet der Volksrepublik Donezk. Die Staatsgebiete der beiden Volksrepubliken umfassen die einstigen Oblaste Donezk und Lugansk und nicht das jeweilige militärisch gehaltene Gebiet nach Kriegstageslaune der Staatsgewalt.
Zurück zur Frage, ob Debalzewo, in der Volksrepublik Donezk, die nach dem Staatsstreich im Februar 2014 von der Ukraine angegriffen wurde, gelegen, zurückerobert werden kann und die vor Ort für Kiew kämpfenden Soldaten eingekesselt sind. Weder mit Tannenberg noch mit Stalingrad sollte Debalzewo verglichen werden, obwohl das vor allem in Kiew geschieht.
Da der Krieg ein Stellvertreterkrieg ist und weder ohne die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) noch ohne die Russische Föderation (Russland) in dieser Form möglich ist, dürfte die Wahrscheinlichkeit hoch sein, dass Debalzewo von der Volksrepublik Donezk zurückerobert wird.
Das ist zudem wichtig, denn wer den Verkehrsknotenpunk Debalzewo hält, der kontrolliert nicht nur einen der größten Eisenbahn-Knotenpunkte der Ukraine, den Straßenverkehr der Region sondern auch die Dörfer der Gegend. Die Fahrtstrecke zwischen Donezk und Lugansk würde sich auf Straße und Schiene sehr verkürzen, die Truppen der Volksrepublik noch mobiler werden lassen und wenn die Truppen der Volksrepubliken Debalzewo befreien könnten, dann wären Kräfte und noch ein Weg frei nach Kramatorsk, wo sich derzeit das Hauptquartier der ukrainischen Truppen befindet, und auch für die Rückeroberung von Mariupol sowie den Eisenbahnknotenpunkt Wolnowacha.
Kein Wunder, dass Kiew Debalzewo zum Stalingrad erklärte, in dem die 6. Armee des faschistischen Deutschland mit über 230 000 Soldaten, darunter auch Soldaten der mit Hitler-Deutschland Verbündeten, von der Roten Armee im November 1942 erst eingekesselt und im Januar/Februar 1943 völlig vernichtet wurde. 150 000 Soldaten starben bei den Kämpfen und über 100 000 gerieten in Gefangenschaft, aus der nur 6 000 in ihre Heimatländer Deutschland, Rumänien, Italien, Kroatien und Ungarn zurückkehren.
Aus der anfangs schwachen Einfassung von Debalzewo soll eine starke und haltbare Einkesselung geworden sein, behaupten die Militärs der Volksrepubliken. „Die Truppen in und um Debalzewo werden mit Munition versorgt, es gibt Verbindung und Zusammenwirken, eine Verstärkung ist im Anmarsch“, behauptet Militärs in Kiew und Kramatorsk. Letzteres klingt nach Entsatzoffensive, zumal die eingeschlossenen Truppen sich offensichtlich nicht aus eigener Kraft befreien können. Sie warten scheinbar auf ein „Wintergewitter“ wie einst die Soldaten der Wehrmacht in Stalingrad. Damals schlug das fehl, wie wir heute wissen. Das lag nicht nur am Gevatter Frost oder am Führer. Das lag an der Roten Armee.
Von einem Kessel sprechen auch Ukrainer. "Der für seine gelegentlich unverblümten Äußerungen über soziale Netzwerke bekannte ukrainische Bataillonskommandeur Semjon Semjontschenko postete am Dienstag, die eigenen Truppen dort seien definitiv abgeschnitten. Beide Ausfallstraßen aus Debalzewe nach Nordwesten würden von Truppen der Aufständischen kontrolliert, ob dies den »Märchenerzählern und Sofakommentatoren in Kiew« gefalle oder nicht." (Quelle: Reinhard Lauterbach in seinem Beitrag Gegenangriff gescheitert in junge Welt am 10.02.2015)
Große Abschnitte der Hauptkampflinien in diesem Krieg, der in den letzten Wochen und Tagen an Härte zugenommen hat, verschieben sich scheinbar täglich und wer weiß, ob der Kessel von Debalzewo morgen noch einer ist.