Den vielen Reden folgen die Taten – Neujahrsempfang der Steuben-Schurz-Gesellschaft in Frankfurt am Main

Schließlich ist ein Jahresanfang auch der Abschluß eines alten Jahres und so liegt es nahe, vor einem Weitermachen auch das Zurückliegende zu reflektieren, zu bewerten und daraus Schlüsse zu ziehen. Dies hatte auch deshalb gute Gründe, weil diesmal der benachbarte Main-Taunus-Kreis mit dabei war, der den neuen Preis der Gesellschaft für die erfolgreichste, sprich: aktivste deutsch-amerikanische Städte- oder Kreispartnerschaft erhalten hat, der am Ende des Abends an Landrat Gall überreicht wurde. In der Auslobung des Preises erfuhren die Zuhörer auch die Kriterien der Preisvergabe wie Häufigkeit und Gestaltung der Kontakte, gemeinsame Projekte und Zukunftsüberlegungen.

Aber zuvor gab es in den Reden der Präsidentin, des Festredners, des als Grußwort firmierenden, aber längeren inhaltlichen Beitrags des US Generalkonsuls Edwar M. Alford und der Dankesrede des Landrats so viel über die Steuben-Schurz-Gesellschaft zu hören, daß wir hier zusammenfassen: Die heutige SSG wurde 1948 mit dem Zweck gegründet, die deutsch-amerikanischen Beziehungen im Rahmen der internationalen Verständigung mit kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen zu fördern. Sie fußte auf der 1919 gegründeten Steuben- und der 1930 gegründeten Carl Schurz-Gesellschaft. Beide Deutsche haben es in Amerika zu besonderem Ansehen gebracht, was international wahrgenommen wird, wenn im September jedes Jahres in New York die Steubenparade stattfindet.

Friedrich Wilhelm von Steuben (1730-1794) war mit Unterstützung George Washingtons nach Amerika gegangen und baute dort als Generalinspekteur des Heeres die amerikanische Armee im Unabhängigkeitskampf gegen Großbritannien aus. Er wurde Ehrenbürger von New York, seine Statue steht in Washington gegenüber dem Weißen Haus. Carl Schurz (1826-1906) war ein aufrechter 1848er, der republikanische und demokratische Bestrebungen in den Vereinigten Staaten eher zu verwirklichen sah als im zerfaserten und erneut reaktionären Deutschland, das es als staatliche Einheit noch nicht gab. Zusammen mit Abraham Lincoln kämpfte er siegreich gegen die Sklaverei, wurde als erster Deutschgebürtiger Mitglied im Senat der Vereinigten Staaten, Innenminister und ein überaus geachtetes Mitglied der amerikanischen Gesellschaft. Seine Grabrede hielt der den Deutschen verbundene Mark Twain.

Es sind also gute demokratische Tugenden, auf denen die Steuben-Schurz-Gesellschaft, Hauptsitz in Frankfurt am Main, aufbaut und deshalb auch ein umfangreiches Jahresprogramm 2011 bietet, auf das die Präsidentin zu sprechen kam und auch auf die Vergabe eines Luftbrückenstipendium und neuerdings eines Medienpreises. Es gibt auch einen gut frequentierten Praktikantenaustausch zwischen Studenten aus den USA und Deutschland. Der Festredner, Staatsminister Michael Boddenberg, hatte sich zum Motto genommen: „Deutsch-amerikanische Freundschaft lebt von gemeinsamer Wertebasis“ und führte unter diesem Tenor aus: „Unsere gemeinsame Wertebasis gibt uns die Verpflichtung auf, diese Werte auch mit Leben zu füllen. Grundlage dafür ist die Freiheit. Immer wieder neu brauchen wir Menschen, die aus Überzeugung und mit Leidenschaft den deutsch-amerikanischen Beziehungen neue Impulse verleihen – in der Wirtschaft- und Handelspolitik, beim kulturellen Austausch, aber auch bei der Suche nach Antworten für die Fragen nach der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaften. Die Steuben-Schurz-Gesellschaft leistet dabei durch ihre Arbeit, etwa bei der Vergabe von Stipendien, einen wichtigen Beitrag.“

Gerne nahm Minister Boddenberg die Bezeichnung von Frankfurt als der „amerikanischsten“ deutschen Stadt auf, was sich fortsetzt im besonderen Freundschaftsverhältnis zwischen Hessen und den USA und der Partnerschaft mit dem Bundesstaat Wisconsin. In Hessen seien die US-Soldaten jahrzehntelang zu Hause gewesen und die Verlegung des Führungs- und Kommandozentrums der US-Armee nach Wiesbaden sei Ausdruck der bis heute bestehenden engen Beziehungen. Durch den Finanzplatz Frankfurt und den Rhein-Main-Flughafen seien die transatlantischen Kontakte stabilisiert worden, zudem die beiden Volkswirtschaften vernetzt, was die Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich gezeigt habe.

US Generalkonsul Edward M. Alford fing zwar auf Deutsch an, setzte aber auf Englisch fort, wie stark im Bewußtsein der Amerikaner heute mit Deutschland verbunden sei: many Wirtschaftswunder. Er appellierte an die gemeinsame internationale Verantwortung, beispielsweise in Afghanistan, wo heute die Aufgaben zu bewältigen seien, die sich im zerbombten Deutschland nach 1945 als Aufbauhilfe gestellt hätten. Auch Pakistan sei ein Krisengebiet. Das sei das eine. Das andere, daß sich das Freundschaftsverhältnis USA und Deutschland dahin entwickele, an die Wurzeln jeder Gesellschaft zu gehen: an die Familien, um über den Weg von Partnerschaften neue Bande zu knüpfen.

Das war der rechte Übergang zur Auszeichnung des Preises für die aktivste deutsch-amerikanische Städte-/Kreispartnerschaft an den Main Taunus-Kreis/ Loundon County Virginia. Den Scheck überreichte die Präsidenten Gräfin zu Solms Landrat Berthold Gall, der dann auch noch eine längere Dankesrede hielt. Ziemlich viele Reden, die alle versprachen, daß Taten folgen, was glaubwürdig ist, weil einige der Reden aus den Taten hervorgegangen waren.

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www.steuben-schurz.org

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