Berlin sieht Rot! – Derbysieger: 1. FC Union Berlin – Die Eisernen schmieden am Klassenerhalt

Dieser Bär ist Unioner. © Foto: Hans-Peter Becker, Aufnahme: Berlin, 7.5.2018

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Das war eiserner Wille, den die Unioner in der mit 22.012 Zuschauern ausverkauften Alten Försterei zeigten. Wollen, Können und Dürfen – das alles und mehr in über 100 Minuten.

Die richtige Taktik und der verdiente Elfer

Mit dem 3-4-3-System scheint Union-Trainer Urs Fischer die ideale Formation zum Einfahren von Siegen gefunden zu haben. So spielten die Berliner schon beim Pokalsieg in Freiburg (3:1). Der Erfolgstreffer durch einen von Sebastian Polter in der 87. Minute verwandelten Elfmeter fiel spät, aber nicht zu spät.

Schon vorher entpuppten sich die Köpenicker gegen die blau-weiße Hertha als die zielstrebige Mannschaft. Bereits nach gut drei Minuten traf Christopher Lenz den Innenpfosten und drei Minuten später musste sich Herthas-Keeper Rune Jarstein ziemlich lang machen, um einen Kopfball von Marcus Ingvartsen in seinen Armen zu begraben.

Herthas Manager Michael Preetz schimpfte zwar wegen des Elfers, „der Schuss ging kilometerweit übers Tor“, doch der Strafstoß schien durchaus berechtigt, denn Herthas Dedryck Boyata reagierte zu spät und säbelte dadurch Christian Gentner im Strafraum um.

Schiedsrichter Deniz Aytekin hat sich die Entscheidung nicht einfach, nicht leichtgemacht. Er sah sich die Szene noch einmal auf dem Bildschirm an und zeigte dann erneut auf den Punkt.

Der coole Sebastian Polter

Erst in der 80. Minute für Sebastian Andersson eingewechselt hämmerte der Stürmer die Kugel ins Netz. 1:0 und drei Punkte für die Eisernen.

„Unions Sieg war nicht unverdient. Das Elfmetertor war nicht der Punkt. Wir haben einfach nicht gut genug gespielt. Union war besser“, kommentierte ein fairer Hertha-Trainer Ante Covic. Union zeigte einfach mehr Leidenschaft und bestimmte das Spiel. Der Elfer schien schlicht folgerichtig.

Unions Kapitän Christopher Trimmel atmete erst einmal durch, als er sagte: „Ich muss der Mannschaft ein Lob aussprechen. Wir haben das heute sehr gut gemacht. Wir haben uns den Elfer erkämpft. Wir gingen von Beginn an sehr konzentriert an unsere Aufgabe und holten uns drei sehr wichtige Punkte.“

Unions Trainer Urs Fischer stieß in das gleich Horn wie der Kapitän: „Wir haben in der ersten Hälfte überzeugend gespielt. Nach dem Wechsel war es dann entscheidend, dass wir eine starke Bank haben und im richtigen Moment, die richtigen Spieler bringen konnten.“

Freudenfeuer und Raketenschüsse

Allerdings lief das wunderbare Derby keineswegs wie ein Freundenfest ab. Vor dem Stadion sorgten Hundertschaften der Polizei dafür, dass sich die harten Fans-Blocks beider Teams auf keinen Fall begegneten. Wollten eigentlich nicht alle, ob in den Farben Rot und Weiß sowie Blau und Weiß schönen Fußball bei guter Stimmung sehen? Offensichtlich nicht. Die Chaoten liefen nicht über den Rasen sondern standen auf den Tribünen.

Erst zündelten die Gäste mit Bengalos, zielten sogar mit Feuerwerks-Raketen auf Tribünen und die Trainerbank, dann zogen Union-Fans mit einer „Lichtershow“ nach.

Schiedsrichter Aytekin musste ein paarmal unterbrechen. Am Ende gab es durchaus nachvollziehbar zehn Minuten als Nachspielzeit oben drauf, in denen allerdings nichts Bedeutendes mehr auf dem Platz passierte.

Gescheiterter Platzsturm

Erst nach dem Abpfiff versuchten ein paar maskierte Union-Ultras, den Platz zu stürmen. Da zeigte die Union-Mannschaft erneut Charakter und trieb die Fans wieder auf die Tribüne. Jetzt wird gegen die „Feuerwerker“ ermittelt. Ein Freudenfest, dass nun zwei Mannschaften aus der Hauptstadt in der Bundesliga spielen, sieht jedenfalls anders aus.

Union mit Aussicht

Als nächste Gegner wartet nun Mainz 05 auf die Köpenicker. Mit den Mainzern haben gerade die Roten Bullen aus Leipzig durch einen 8:0-Sieg die Karnevals-Saison ein paar Tage vorzeitig eröffnet. Die Unioner reisen dennoch nicht mit Bruder Leichtsinn an den Rhein. „Durch die Niederlage wird für uns das Spiel in Mainz doppelt schwer“, vermutet Christopher Trimmel.

Anmerkungen:

Siehe zum Derby in Berlin auch die Artikel Rot, Berlin ist rot! – Sieg im Derby: Der 1. FC Union Berlin besiegt im Hexenkessel Alte Försterei Hertha BSC von Ralf-Rüdiger Okudera und Ist Berlin rot? – Zum Derby empfängt Union Berlin im Stadion Alte Försterei die Hertha aus dem Westend von Manfred Hönel.

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