Autostadt-Frauen gastieren in Potsdam – Tabellenerster gegen Tabellenzweiter und das bedeutet Elitefußball vom Feinsten

Nie kennengelernt

Cheftrainer Ralf Kellermann verfügt zwar über einen sehr gut aufgestellten Kader, aber ob die wiedergenesene Alexandra Popp auf der Position von Nadine Keßler ein gleichwertiger Ersatz darstellen wird, werden wir erst morgen im spannenden Duell im Karl-Liebknecht-Stadion erfahren. Die Ex-Potsdamerin Viola Odebrecht äußerte in einem Interview mit dem Fußballportal dfb.de ihre Befürchtung, dass Turbine Potsdam mit Offensivspielerinnen wie Genoveva Anonma, Natasa Andonova, Lisa Evans und Julia Simic sehr stark besetzt sei. Auffällig ist, dass Odebrecht nicht den Namen der Norwegerin Ada Hegerberg erwähnte. Sie hat sie nie kennengelernt, sie hat nie gegen Hegerberg direkt bespielt.

Doppel-Dreierkette

Wir meinen sogar: Potsdam ist um viele Grade besser besetzt in der Offensive als das Jahr zuvor. Defensiv jedoch haben die Potsdamerinnen laut dem Kommentar von Odebrecht einige Schwächen, "da sind in der Dreierkette ab und an Lücken, die wir nutzen müssen." Hier scheint die die Wolfsburgerin und ehemaliger Schröder Liebling nicht auf dem Laufenden zu sein. Die letzten Spiele zeigten eine nach langer Verletzungspause wiedererstarkte Verteidigerin Johanna Elsig, deren enormen Wert das deutsche Bundesliga Publikum erst jetzt so richtig entdecken wird. Die großgewachsene Elsig beginnt langsam aber stetig  vor der Dreierkette mit Maren Mjelde, Stefanie Draws und Tabea Kemme mit Julia Simic und Pauline Bremer eine weitere Dreierkette in der Frauenbundesliga aufzubauen. Ja, Potsdam spielt mit einer doppelten Dreierkette.

Neuformiert

Wolfsburgs Spielfluss und schnelle Gegenstösse von Müller, Pohlers, Faißt und Co.können somit erheblich gestört werden. Mit zwei Punkten Vorsprung auf den VfL Wolfsburg steht der 1. FFC Turbine Potsdam derzeit an der Tabellenspitze. Sollte der VfL im Karli in Babelsberg gewinnen, würden die Autostädterinnen nach ihrem etwas holprigen Saisonstart zum ersten Mal mit einem knappen Punkt Vorsprung die Tabellenführung übernehmen. Sollte aber Turbine die Nase vorn haben und mit drei Punkten vom Felde gehen, fehlten den glamourösen Triple-Siegerinnen  aus dem niedersächsischen Aller Urstromtal, dem Zentrum zwischen Mittellandkanal, der Autobahnstrecke von Berlin nach Hannover, der Eisenbahnverbindung von Berlin ins  Ruhrgebiet und der Industriestadt Salzgitter sowie der Welfenstadt Braunschweig schon fünf Punkte gegenüber den mittlerweile neuformierten Potsdamerinnen vom sandigen Havelstrand.

Fehlende Leitwölfin

"Potsdam ist konditionell sehr gut aufgestellt, dafür sorgt Bernd Schröder jedes Jahr," meint Viola Odebrecht weiter im Interview. In der Tat die Turbinen präsentierten sich in den letzten Spielen körperlich in topfitter Manier. Der VfL Wolfsburg gefällt sich nicht unbedingt in der Rolle des Gejagten, sehr zaghaft wurden die beiden ersten Meisterschaftsspiele gegen den FC Bayern München zu Hause und dem FF USV Jena auswärts angegangen. Resultat  waren zwei magere Punkte. Die “Allergrößten” – the Greatest of All – zu sein, davon hatten sie Anfang letzter Saison nur im Stillen träumen können die Frauen um die führungsstarke „Leitwölfin“ –  der kampferprobten Südpfälzerin Nadine Keßler. Ihr Fehlen auf dem Platz wird der erfolgreiche Cheftrainer Ralf Kellermann so leicht nicht wergstecken können. Beide Teams sind bislang ungeschlagen.

Trainerfuchs

Auf die Frage des Interviewers wie denn die Chancen ständen, mit einem Sieg Turbine von Platz eins zu verdrängen? "Fünfzig zu fünfzig," antwortete die erfahrene Ex-Potsdamerin. Am Mittwoch in der Champions League schonte Schröder gleich fünf Spielerinnen, die sonst zu seiner Stammformation gehören. Die anderen wie Asano Nagasato oder Ingrid Wells haben aber "ihre Sache gut gemacht", so Schröder. Wie schlussendlich seine Formation lauten wird, behält der Trainerfuchs für sich. Er meinte nur augenzwinkernd: "Wir werden uns nicht verstecken."

Der 1. FFC Turbine Potsdam empfängt im Topspiel des 6. Spieltages der 1. Frauen-Bundesliga  den VfL Wolfsburg zu ungewohnt früher Zeit um 11.45 Uhr im Karl-Liebknecht-Stadion. Karten zu günstigen Preisen sind noch an der Tageskasse erhältlich. Trotz TV-Übertragung durch den Spartensender Eurosport sollten sich die Fans den Fußball Leckerbissen im Echt-Format persönlich, auf der Tribüne sitzend,  nicht entgehen lassen. Europas Frauenfußballaugen schauen morgen Mittag wie gebannt nach Potsdam Babelsberg. Wir hoffen alle, ob Fans, Spielerinnen oder Medienschaffende auf eine tolle Kulisse und ein spannendes faires Spiel.

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