Aus der Not eine Tugend gemacht – Zur Volksausstellung „Reiner Maria Matysik – KOMM, NIMM MICH“

Ausstellungsansicht, Reiner Maria Matysik, KOMM, NIMM MICH. © Kunsthalle Wilhelmshaven, Foto: Ricardo Nunes

Wilhelmshaven, Berlin, Deutschland (Weltexpress). Unter der Überschrift „Ohne Publikum keine Ausstellung! – Take-Away-Show: Reiner Maria Matysik – KOMM, NIMM MICH“ wird auf der Heimatseite der Kunsthalle Wilhelmshaven im Weltnetz mitgeteilt, dass man seit 8. April 2020 „alle Werke der Ausstellung KOMM, NIMM MICH, die den Lebensraum Wattenmeer, die mächtige Kraft des Wassers, die Künstlichkeit der Trennung von Wasser und Land sowie den stetig ansteigenden Meeresspiegel thematisieren, … ab sofort unkompliziert entliehen werden“ könnten – „darunter große Skulpturen mikroskopisch kleiner Strahlentierchen; fragile Wachsobjekte; Glas-Wasser-Skulpturen, die den Tidenhub verbildlichen; eine zentnerschwere Aluminiumplastik in Wolkenform; Installationen und kleinere Kunststoffobjekte“.

Das klingt wirklich danach, als hätte Petra Stegmann, Leiterin der Kunsthalle Wilhelmshaven, nicht nur aus einer Not eine Tugend gemacht, sondern alles richtig, wenn die Anglizismen in der Kaiserstadt an der Küste des Germanischen Meeres nicht wären.

Wenn das Volk nicht in die Kunsthalle kommt, dann wird das schöpferisch Gestaltete, in diesem Fall die Werke des Professors für Dreidimensionales Gestalten … an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, und Echte eben per Post zum Publikum gebracht, statt nur als Postkarte oder Poster. Für das Originelle und die Originale, die das Volk anfragen darf und bekommen kann, ist die Leiterin zu loben in einer Zeit des „Copy and Paste“ genannten Abschreibens und Aufwärmens (oft ohne Quellenangaben).

Dass die Lohnarbeiter der Kunsthalle Wilhelmshaven an Tagen wie diesen Abstand halten werden, wenn jemand Kunst kostenlos kriegen will, das wird auch geschrieben. „Ein Leihvertrag wird per E-Mail geschlossen, die Exponate werden nach Absprache direkt vor der Kunsthalle platziert und können dort entgegengenommen oder auf Kosten des Leihnehmers postalisch zugesandt werden.“

Die zum „Lebensmittel“ deklarierte (Volks-)Kunst aus der Halle an der Jade beziehungsweise am Jadebusen, in dem „seit 1913 … ein breites Spektrum zeitgenössischer Kunst aus Malerei, Skulptur, Installation, Performance und Klangkunst“ präsentiert wird,“ seit 1968 in einem von Bauhaus und Brutalismus inspirierten Bau mit offenem Grundriss“, sei zudem versichert, wird versichert. Zitat: „Die Ausleihe erfolgt kostenlos mit Unterzeichnung eines Leihvertrags bis zu einer Rückrufaktion, wenn die Kunsthalle ihren regulären Ausstellungsbetrieb wieder aufnehmen kann. Die Objekte sind über die Kunsthalle versichert.“

Solange die Generalmobilmachung für einen totalitären Staat noch läuft, wie mancher Kritiker meint, läuft das vortreffliche Vorhaben. Stegmann erklärte heute gegenüber WELTEXPRESS, dass es eine Vorwarnzeit von ein, zwei Wochen vor der Öffnung des Ausstellungsbetriebes geben werde, sodass Entleiher sich darauf einstellen können, die Kunstwerke entweder zurückzusenden oder zurückzubringen. Außerdem hätten diese nach der Rückrufaktion fünf Werktage zum Zurückgeben Zeit. Und vielleicht haben diese und andere Leute im Land Zeit, sich und andere auf einer der Cocktailpartys, von Stegmann „Happy-Hour-Format“ genannt, sowie Kunst bei „experimentellen Getränken“ näher kennenzulernen.

Übrigens seien nach nur einem Tag bereits über ein Dutzend Leihverträge geschlossen worden. Auch „nach großen Objekten“ werde gefragt.

Das Verzeichnis der auszuleihenden Objekte ist online abrufbar:
www.dropbox.com/sh/63en0ts4dfxx55t/AAA9lBLOTnDQTDDRahNXzZHYa

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