„Auch Zoos und Tierparks wissen um die Wichtigkeit der Hufpflege und lassen ihre Pfleger professionell weiterbilden“ – Karin Ruder im WELTEXPRESS-Exklusivinterview

Karin Ruder mit Veilchen (Przewalski Stute, 15 Jahre). Bei diesen Pferden ist Klarheit geboten, um von ihnen respektiert zu werden. © 2019, Foto/BU: Karin Ruder

Ettlingen, Deutschland (Weltexpress). Karin Ruder, seit 45 Jahren Zootierpflegerin im Karlsruher Zoo, Hufheilpraktikerin seit 25 Jahren und Reittherapeutin, war Gründungsmitglied des Bundesverbandes für therapeutisches Reiten und tiergestützte Therapie.

Das Interview

Paschel: Liebe Karin, am Wochenende vom 7. bis 8. März 2020 fand im Tierpark Mundenhof mit Unterstützung und Organisation von Tiergehegeleiter Matthias Hiltmann ein zweitägiges Hufseminar für Tierpfleger und Pferdebesitzer statt.

Wozu dient ein Hufkurs in einem Tiergehege?

Hufheilpraktiker Oliver Honrath aus Lennestadt begrüßt die Teilnehmer beim Hufkurs im Tierpark Mundenhof, © 7.3. 2020, Foto/BU: Karin Ruder

Ruder: Lieber Bernd, zuerst möchte ich mich bedanken, dass Weltexpress mir die Möglichkeit gibt, daran zu erinnern, dass nicht nur im Pferdesport die Pflege der Hufe relevant ist, sondern auch andere Huftiere existieren, oft in unseren Breitengraden nur noch im Zoo oder Tiergehegen, zum Beispiel Esel, Wildpferde wie Przewalski, Zebras u. a.

Ich arbeite schon lange als Tierpflegerin und Hufheilpraktikerin in Ettlingen und  zusammen mit dem sehr qualifizierten und erfahrenen Hufheilpraktiker Oliver Honrath aus Lennestadt ging es nicht nur um den Aufbau von Hufen sondern auch um deren Funktionen, die eigentlich bei allen Hufen der verschiedenen Huftiere ähnlich sind.

Paschel: Ich habe mal eine dumme Frage: „Die Pferde sind ja die einzigen Huftiere, die beschlagen werden oder kennst du andere Huftiere, die ebenfalls beschlagen werden?

Ruder: Früher wurden auch schon mal Esel beschlagen. Aber nur ganz selten und nicht für lange Zeit. Heute kennt das keiner mehr. Ansonsten werden ausschließlich Pferde beschlagen.

Paschel: Haben eigentlich Elefanten auch Hufe?

Ruder: Elefanten haben  Zehennägel aus harten Horn und eine Sohle aus weichem Horn die auch regelmäßig geschnitten und gefeilt werden müssen

Paschel: Ich frage deshalb, da ich oft höre, dass ich meinen Friesenmix beschlagen müsse, weil er  als Kaltblüter ziemlich schwer sei und sich die Hufe zu schnell ablaufen würden, was natürlich nicht stimmt. Im Gegenteil laufe ich oft absichtlich  mit ihm auf Asphalt, damit der Huf trainiert wird. Aus meiner Kenntnis legen eigentlich alle Barhufpfleger wert darauf, dass die Pferde artgerecht gehalten werden, da die Boxenhaltung und mangelnde Bewegung Gift für die Hufe und Gesundheit der Lauftiere sind.

Ruder: Bei den reinen Barhufpflegern ist das wohl so, aber es gibt mittlerweile auch viele Hufschmiede, die zwar auch Barhufe bearbeiten, aber von dem Dogma nicht loskommen, dass das Eisen ein Hufschutz sei.

Paschel: Und dabei die Boxenhaltung nicht in Frage stellen.

Ruder: Ja, das stimmt und deshalb war ein weiterer großer Themenbereich die gesunden Haltungsbedingungen. Hierbei standen im Vordergrund die Auswirkungen auf das Sozialverhalten, das richtige Futter und ausreichend Bewegung auf abriebfesten Böden. Auch wurden Fehler bei den Haltungsbedingungen und Anregungen für gesunde Haltungsbedingungen dargestellt, die große Auswirkungen auf die Hufe haben.

Paschel: Zu kleine Gehege für das Weitwanderwild kann ich mir vorstellen.

Ruder: Es geht nicht nur um Platz, sondern auch darum, die Pferde in den Gehegen oder Offenställen zur Bewegung zu animieren. Pferden denen langweilig ist oder die satt sind, stehen nur rum und sparen so Energie. Wenn sie aber von einem Futterplatz zum nächsten und dann weiter zum Wasser und dabei noch baulich bedingt Umwege laufen müssen, bewegen sich die Pferde automatisch deutlich mehr. Und das kommt dann wiederrum den Hufe zu Gute.

Paschel: Nur wenige Mitarbeiter im Zoo oder Tiergehege sind wahrscheinlich als Hufpfleger ausgebildet. Ich kann mir vorstellen, dass trotzdem, wie es bei den Reitern möglich ist aber leider selten geschieht, einige Pflegemaßnahmen auch von Laien vorgenommen werden können.

Ruder: Ja, das geschah am zweiten Tag des Seminars mit der Praxis als Highlight. Neben Werkzeugkunde stand das Ausschneiden von Tothufen durch die Teilnehmer auf dem Programm. Dabei wurde das in der Theorie und einer ausführlichen praktischen Einleitung in die Hufbearbeitung erlernte direkt in die Praxis umgesetzt. Wir nahmen uns dabei viel Zeit, die Fragen zu beantworten und die Probleme der Hufe und deren Bearbeitung zu klären.

Die Arbeit am Tothuf ist in der Ausbildung von Hufpflegern eine wichtige Übung nach dem Motto „Learning by Doing“, Mundenhof © 8.3. 2020 Karin Ruder, BU: Bernd Paschel

Paschel: Reicht das denn aus um zu verstehen, was im Innern eines Hufes geschieht?

Ruder: Natürlich nicht. Es wurde als Letztes zwar ein Huf so aufgeschnitten, dass ein Teil der inneren Strukturen sichtbar wurde und direkt am bearbeiteten Huf die Lage und die Ausmaße der Strukturen gezeigt und überprüft werden konnte, aber um die Details wirklich zu verstehen, sind da noch weitere theoretische und praktische Arbeiten anzuraten.

Viele der zufriedenen Teilnehmer am Ende eines wunderschönen Sonntagnachmittags wünschten sich eine Fortsetzung des Seminars zur Vertiefung der Inhalte. – ein Hufseminar für Fortgeschrittene oder Wiederholer.

Abschlussbild der stolzen Teilnehmer mit bearbeitetem Tothuf , © 8.3. 2020 Foto/BU: Karin Ruder

Weiterführende Informationen:

www.daspferdekompetenzzentrum.de

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