Am Schluß der Affenahnengalerie kommt der Mensch! – Serie: Eine sensationelle und eine bequeme „Safari zum Urmenschen“ im Senckenbergmuseum in Frankfurt am Main (Teil 2/2)

Dr. Bernd Herkner, Museumsleiter

Genau wird in den Seitenvitrinen nun erklärt, wie am Hirn und Schädel sowie am aufrechten Gang: Wirbelsäule, Beinstellung und Becken als Indikator Veränderungen eintreten, die den Menschen zum Menschen machen. Völlig verständlich, daß er in dem Moment, wo er auf zwei Beinen geht, die Hände frei hat und damit anfängt, Werkzeuge zu bearbeiten, was wiederum Denktätigkeiten in Gang setzt. Das ist ein komplexer Vorgang, den wir etwas primitiv ausgedrückt haben, aber tatsächlich läuft die Entwicklung genau so. Lucy kommt ins Spiel, die in der äthiopischen Ebene gefunden wurde, 3, 2 Millionen Jahre alt. Wir ziehen noch einmal Resümee: Vor etwas 15 bis 6 Millionen Jahren vollzog sich die Trennung vom Menschenaffen, zwischen 3 und 2 Millionen Jahren waren dies die später ausgestorbenen Australopithecinen, die noch Zeitgenossen der bisher definierten frühestens Menschenformen der homo rudolfenis, homo habilis und homo erectus waren. „Derzeit ist der homo rudolfensis mit etwa 2,6 bis 1,8 Millionen Jahren der älteste Mensch“, äußerte gerade der Verfasser der unteren Weltgeschichte, Jockenhövel, verwies aber darauf, wie sehr die Zeitzonen durch neueste Funde – ganz aktuell ’Ardi` mit 4,4 Millionen Jahren ein Ardipithecus ramidus – ins Rutschen geraten sind.

So etwas kann man nachlesen, aber anschauen muß man sich die nachgebildeten Höhlen und die Höhlenzeichnungen der frühen Menschen, ihre Musikinstrumente, man weiß heute, daß die Musik vor der Sprache da war und innerhalb der Sprache zuerst die Poesie. Weiter studieren wie, wie sich körperlich Mangelsituationen auswirken, geistige auch. Im Wechsel bringt diese Ausstellung nun Information und einfach pure Schönheit. Schauen Sie sich die kleinen Fruchtbarkeitsgöttinnen an, deren Nachbildung der „Venus von Willendorf“ aus dem Wiener Naturhistorischen Museum einfach besonders eindrucksvoll ist. Diese Front der so gleichen wie verschiedenen handschmeichlerischen Frauen will man gleich in die eigene Hand nehmen. Aber, wir sind im Museum. Mal schauen, ob in dem Laden, den es nun überall zu großen Ausstellungen gibt, nicht so eine Venus herumliegt? Übrigens: in diese Ausstellung kann man auch gut mehrmals gehen!

Ausstellung: Bis 18. April 2010

Internet: www.urmensch.senckenberg.de

Katalog: Safari zum Urmenschen, E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung 2009

Sehr sinnvoll ist darüber hinaus den gerade erschienenen ersten Band der neuen globalen Weltgeschichte der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft zu studieren, der das in der Ausstellung Geschaute noch einmal in den weltgeschichtlichen Kontext stellt: WBG Weltgeschichte, Band I, Jockenhövel, Grundlagen der globalen Welt. Vom Beginn bis 1200 v.Chr.

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