Altbewährtes und Neues auf einem hohen künstlerischen Niveau – Zur nächsten Saison der Oper Leipzig

Ein Blick auf das Opernhaus der Oper Leipzig am Augustusplatz. © Kirsten Nijhof

Leipzig, Deutschland (Weltexpress). Die Oper Leipzig stellte am Donnerstag, 14. März, ihre Pläne für die nächste Saison vor. Insgesamt 16 Neuproduktionen stehen auf dem Spielplan: Fünf Opernpremieren, vier Premieren des Leipziger Balletts und sieben Premieren der Musikalischen Komödie in der Interimsspielstätte im Westbad, ein Chorprojekt sowie 33 weitere Werke werden im Repertoire zu sehen sein.

Unter der Intendanz von Ulf Schirmer präsentiert sich die Oper Leipzig mittlerweile als ein Haus, das weit über die Grenzen der Stadt hinaus künstlerische Aufmerksamkeit erregt. Mit dem Gewandhausorchester als musikalischem Partner hat auch der Dirigent Schirmer eines der weltbesten Orchester zur Verfügung. Da gibt es keine A- oder B-Besetzung zwischen den beiden Musiktempeln am Augustusplatz. So wundert es doch etwas, dass Ulf Schirmer, ebenfalls im sinfonischen Repertoire gelobt und gefeiert, nicht auch im Gewandhaus auftritt; haben seine Orchesterdirigate schon vor Jahrzehnten ganz Wien begeistert. Doch eine im Juni im Opernhaus geplante Aufführung von Beethovens «Missa Solemnis» – unter der Leitung des Hausherrn – sollte man sich unbedingt vormerken.

Richard Wagner und Richard Strauss werden auch in Zukunft die zentralen Säulen des Opern-Spielplans sein. Eine Neuproduktion von Richard Wagners »Tristan und Isolde« wird am 5. Oktober 2019 unter der musikalischen Leitung von Ulf Schirmer Premiere haben. Das ist ein weiterer Schritt auf dem Weg hin zu dem erklärten Ziel, bis zum Jahr 2022 alle Werke des in Leipzig geborenen Komponisten fest im Repertoire des Hauses zu verankern. Für die »Tristan«-Inszenierung verantwortlich, der Intendant des Schauspiels Leipzig, Enrico Lübbe.

Die letzte Neuproduktion der Spielzeit wird am 28. Juni 2020 »Capriccio« von Richard Strauss sein, das den Leipziger Strauss-Kanon um ein weiteres Werk ergänzt, in Szene gesetzt von Regisseur Jan Schmidt-Garre. Diese Oper ist sicherlich das am wenigsten bekannte Werk von Richard Strauss, doch für manchen Opernliebhaber vielleicht doch das genialste. Ein geistreiches Libretto sowie die Altersweisheit haben den Komponisten mitten im zweiten Weltkrieg beflügelt eine Art musikalisches Testament zu komponieren. Die bekanntesten Werke von Richard Strauss werden an einem Themenwochenende vom 10. bis 12. Juli 2020 gebündelt, die mit den Wiederaufnahmen von »Arabella« und »Die Frau ohne Schatten« in der Spielzeit 2019/20 verbunden sind.

Rolando Villazón, der als Nemorino selbst oft erfolgreich auf der Bühne stand, inszeniert Gaetano Donizettis »Der Liebestrank« nun an der Oper Leipzig. Mit viel Witz und Herz, aber auch feinem Gespür für den Tiefsinn des Werkes erzählt er das heitere Liebesabenteuer als turbulenten Western-Movie. Am 14. September 2019 hebt sich der Vorhang für diese erste Premiere der Spielzeit.

Welchen Handlungsspielraum hat der Einzelne im Kampf gegen ein diktatorisches Regime? Dieser Frage gehen Komponist Viktor Ullmann, der 1944 im Konzentrationslager Auschwitz sein Leben verlor, und sein Textdichter Albert Steffen mit ihrer Oper »Der Sturz des Antichrist« auf den Grund, die am 21. März 2020 Premiere feiert. Die selten gespielte Oper wurde 1935 ursprünglich für die Wiener Staatsoper komponiert, wo sie allerdings nicht mehr aufgeführt werden konnte. Für die Inszenierung konnte Balázs Kovalik, Leiter der Opernklasse der Theaterakademie August Everding, München, gewonnen werden, der am Leipziger Haus schon sehr erfolgreich inszeniert hat. Thematisch schließt sich das szenische Chorprojekt »Über.Leben!« anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung von Ausschwitz-Birkenau am 14., 15. und 16. Februar 2020 an. In Kooperation mit der Schaubühne Lindenfels setzt sich der Chor der Oper Leipzig zur Musik von Poulenc, Schostakowitsch, Schönberg u.a. mit dem täglichen Grauen und Hoffen, dem Leben und Überleben von Lagerinsassen auseinander. Initiator des Projekts ist Chordirektor Thomas Eitler-de Lint, Regie führt Patrick Bialdyga.

Wolfgang Amadeus Mozarts »Die Zauberflöte«, ein Werk, das für Jung und Alt als Einführung in eine höhere Ethik genannt werden darf, ist ebenfalls als Premiere eingeplant. Die junge tschechische Regisseurin Barbora Horáková inszeniert, der Vorhang hebt sich am 2. Mai 2020 zum ersten Mal.

Besetzungsmäßig baut diese anspruchsvolle Programmgestaltung zum Großteil auf Ensemblemitglieder der Oper, was beweist, dass Repertoiretheater durchaus auch in der heutigen Zeit möglich ist. Junge Sänger benötigen zudem die Erfahrungen in einem Ensemble, um sich in diesem schweren Beruf etablieren zu können, denn das notwendige geistige Knowhow wird nicht immer während des Studiums vermittelt.

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