Dokumentation: Die Hilfe von Reporter ohne Grenzen e.V. für Medienschaffende in Not geht weiter

"Für Afghanistan" - Kundgebung vor dem Roten Rathaus in Berlin am 28.8.2021. © Münzenberg Medien, Foto/BU: Stefan Pribnow, Aufnahme: Berlin, 28.8.2021, 15:18 Uhr

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Nachdem ein WELTEXPRESS-Reporter Ende Juli 2021 in Afghanistan ermordet wurde, fürchten wir um seine Frau und Kinder. Aus diesem Anlaß veröffentlichen wir gerne folgende Pressemitteilung von Reporter ohne Grenzen e.V. mit Sitz in Berlin vom 22.10.2021. Dokumentation:

„Liebe Freundinnen und Freunde der Pressefreiheit,

M.R. (zu ihrer Sicherheit nennen wir nicht ihren vollen Namen) ist eine junge Journalistin aus Afghanistan. Bis zur Machtübernahme der Taliban unterstützte sie von Kabul aus auch deutsche Medien. Jetzt ist M. auf der Flucht, aus Angst um ihr Leben, denn die Extremisten dulden keine weiblichen Medienschaffenden und Journalistinnen.

Zweimal fuhr sie mit einem zivilgesellschaftlich organisierten Transport an den Flughafen, zweimal scheiterte die geplante Ausreise nach Deutschland.

Schließlich klappte es, M. nach Pakistan zu bringen. Hier wartet sie nun darauf, nach Deutschland weiterreisen zu können. Anders als viele andere afghanische Medienschaffende hatte sie das Glück, dass ihr Name auf einer Liste stand, die Reporter ohne Grenzen rechtzeitig an das Auswärtige Amt übermitteln konnte. Andere dagegen, deren Namen und Daten erst nach einem bestimmten Stichtag weitergegeben werden konnten, sehen sich vor einer ungewissen Zukunft.

Täglich erreichen uns Dutzende weitere Hilferufe von afghanischen Journalistinnen und Journalisten, die um ihr Leben fürchten. Unser kleines Berliner Nothilfeteam, das eigens für die Bearbeitung der Anfragen durch Honorarkräfte aufgestockt wurde, setzt sich Tag und Nacht dafür ein, die gefährdetsten Medienschaffenden außer Landes zu bringen.

Diese Arbeit stellt einen enormen Kraftakt dar. Deswegen freuen wir uns über jede und jeden, für die wir dies möglich machen konnten und werten dies als persönlichen, kleinen Erfolg. Diese Freude wird aber immer durch das Wissen getrübt, dass Hunderte weitere noch auf Hilfe hoffen.

Und unsere Unterstützung endet nicht in dem Moment, wo Medienschaffende sicheren Boden erreicht haben. Unsere Arbeit für Journalistinnen und Journalisten in Not geht weiter. Zum Beispiel gilt es die Ankunft zu organisieren, bei Behördengängen zu unterstützen, im Idealfall eine Redaktion zu finden, bei der der Journalist oder die Journalistin andocken kann. Denn unser erklärtes Ziel ist es, dass Medienschaffende auch im Exil weiterhin ihrer Profession nachgehen können.Bitte unterstützen Sie unsere weltweite Arbeit für Medienschaffende in Not mit einer Spende oder indem Sie Mitglied werden. Wir werden uns weiterhin mit all unseren Kräften dafür einsetzen, afghanischen Journalistinnen und Journalisten auf allen uns möglichen Wegen zu helfen.

Mit freundlichen Grüßen

Katja Heinemann
Teamleitung Nothilfe und Stipendien“

Anmerkungen:

Siehe auch die Artikel Rettet die Familie von Mohammad Jalal Haqeeqat Zadran – Reporter ohne Grenzen fordern „humanitären Schutz für afghanische Journalisten“ und Evakuierungsflüge aus Kabul? – Das war’s! – WELTEXPRESS-Mitarbeiter in Afghanistan ermordet – Familie wartet auf Rettung – Versagt die Merkel-Regierung? von Stefan Pribnow

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