Die König Friedrich Wilhelm III. von Preußen angetraute Königin Luise (1776 – 1810) ist zweifellos die berühmteste Frau der preußischen Geschichte und eine der herausragenden Gestalten der Hohenzollern-Dynastie. Insbesondere wegen ihrer Volkstümlichkeit und natürlichen Lebensart wurde Luise zu einer „Königin der Herzen“. Anläßlich ihres 200. Todestages im Jahre 2010 ehrt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) das Andenken dieser historischen Persönlichkeit neben mehreren Veranstaltungen auch mit drei großen Ausstellungen an den einstigen Wohnorten und Wirkungsstätten Luises. Im Berliner Schloss Charlottenburg zieht die noch bis zum 30. Mai laufende Schau „Luise. Leben und Mythos der Königin“ wahre Besucherströme an. Eine weitere Ausstellung wird es auf Schloss Paretz nördlich von Potsdam geben. Luise hat offenbar noch heute ihre Fans.
Die nunmehr auf der Berliner Pfaueninsel von SPSG-Generaldirektor Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh eröffnete zweite Ausstellung findet an einem der Lieblingsaufenthaltsorte der Königin und ihrer Familie statt. Sie liebte das stille Leben in der freien Natur. Das von der Havel umspülte idyllische Eiland mit dem Ende des 18. Jahrhunderts erbauten romantischen zweitürmigen weißen Schlösschen, der alten Meierei und dem von Peter Josef Lenné gestalteten weitlläufigen Park, in dem Pfauen herumstolzieren, bot erholsame Abwechslung zum Hofleben in der Berliner Residenz. Heute ist die Pfaueninsel „Fauna-Flora-Habitat-Gebiet“ der EU und gehört zum Unesco-Weltkulturerbe der Berlin-Potsdamer Schlösserlandschaft.
„Erstmalig präsentieren wir in einem innovativen Ausstellungsprojekt eine Verknüpfung von internationaler Gegenwartskunst mit dem gewachsenen Gesamtkunstwerk Pfaueninsel“, betonte Prof. Dr. Dorgerloh, der im übrigen mehrere aus dem aktuellen Sprachgebrauch geschöpfte Beinamen für Königin Luise verwendete: Miss Preußen 2010, die Lady Di des 19. Jahrhunderts oder gar „It Girl“, weil Luise „eine lebenslustige junge Frau war, die gern tanzte und sich über die Hofetikette hinwegsetzte, etwa so wie ein leichtfertiges ’It Girl’, das sich auf Partys vergügt.“ Soweit das heutige Marketingverständnis von Luise als eine moderne junge Frau.
Wie nähern sich nun die zeitgenössischen Künstler dem Thema? Auf ihrem Inselrundgang können die Besucher insgesamt 18 künstlerische Hervorbringungen entdecken. Gleichsam im Dialog mit den architektonischen Objekten und der von Lenné gestalteten Landschaft der Pfaueninsel entwarfen die sechs international renommierte Künstler originelle Installationen und Stationen, die den Besucher auf seiner Wanderung durch die „Weltlandschaft“ Pfaueninsel begleiten. Dabei werden Fragen zu dem jeweiligen Ort, zur Person der Königin Luise und ihrer Rolle als Frau, Gattin, Mutter, Herrscherin und Heilige reflektiert. Der 2003 von Olafur Eliasson am nord-östlichen Ufer der Insel geschaffene „blind pavillon“ mit seinem wechselvollen Spiel von Innen- und Außenwelt passt sich stimmig in das Konzept ein.
Die Kanadierin Sylvie Bussières zeigt den am Schloss Vorbeigehenden mit „en passant“ große Schachfiguren, die das Spiel der Könige als Mischung aus Macht, Strategie und Spiel aufgreifen. Der Spanier Joan Fontcuberta hat in der großen Volière ein verrücktes „Institute of Cryptornithology“ mit Darstellungen merkwürdiger Vögel und fliegenden Tieren inszeniert. Vor dem Kavalierhaus lädt eine von dem Münchener Christian Engelmann gebaute unscheinbare grüne Parkbank zur Rast, auf der man aber lediglich „max. 1 Minute“ sitzen kann. Der ebenfalls aus München kommende Michael Lukas, zugleich Kurator der Ausstellung, legte auf einer Liegewiese ein „Parkett“ – ein Zitat des hochwertigen Parkettbodens im Schloss. Der Osnabrücker Bildhauer Robert Stieve verweist mit 100 überdimensionalen aus Beton gegossenen „Eicheln“ nahe dem Beelitzer Jagdschirm auf das jährlich wiederkehrende Reifen der Früchte des uralten Eichenbestandes auf der Insel. Und Martin Weimar aus Bayern widmet sich in seiner im Luise-Tempel aufgestellten „Hortensien-Armee“ der Lieblingsblume Königin Luises. Nach ihrem frühen Tod mit nur 34 Jahren fand man viele der Plätze zu ihrem Andenken mit Hortensien bestellt – natürlich auch auf der Pfaueninsel.
An mehreren Stellen der Insel laden verschieden geformte Sitzbänke in leuchtendem Orange zur Rast und zum Sinnieren ein. Wer möchte, kann über das eigene Handy Toncollagen abrufen, die unter der Regie von Christian Schult entstanden sind und Themen wie „Spiele und Feste“, „Luise und der Krieg“, „Die königliche Menagerie“ und „Ferne Welten“ behandeln.
Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 31. Oktober 2010. Der Eintritt in Verbindung mit dem Inselticket für 5 Euro (ermäßigt 4 Euro) inkl. Fähre sowie Eintritt Parkgebäude und Meierei ist frei. Der Schlossbesuch mit Führung kostet aber extra (3 Euro, ermäßigt 2,50 Euro). Die am Nikolskoerweg in D-14109 Berlin liegende Pfaueninsel ist öffentlich so erreichbar – von Berlin: S 7 bis Wannsee; Bus 218 bis Fähranleger; von Potsdam: Tram 93 bis Glienicker Brücke, Bus 316 bis Nikolskoer Weg, Bus 218 bis Fähranleger. Für Pkw gibt es am Nikolskoerweg Parkplätze.
Infos:
Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Besucherzentrum, An der Orangerie 1, D-14469 Potsdam; Tel. 0331 / 9694 – 200; Fax 0331 / 9694 – 107; E-Mail: info@spsg.de; www.spsg.de