Paris, Frankreich (Weltexpress). Nach 185 Jahren glamouröser Existenz und einer kürzlich erfolgten Renovierung ist Le Meurice eine schönere Grande Dame als je zuvor. Das älteste Luxushotel der Metropole an der Seine wirkt einladender denn je.
Da Paris im frühen 19. Jahrhundert die englischen Oberschicht gewachsen war, wurde für sie und ihre Gäste ein Luxushotel benötigt. 1835 war das Hôtel Meurice auf dem von Monsieur Bavoux erworbenen Grundstücks fertiggestellt, sodass erste Gäste an der Rue de Rivoli 228 im 1. Arrondissement von Paris empfangen werden konnten.
Das erste Hotel des Monsieur Charles-Augustin Meurice, der Postmeister der Route Paris-Calais (geboren 1738, gestorben 1820) war, stand allerdings ab 1817 in der parallel verlaufende Rue Saint-Honoré 233. Der Name Meurice zog also von der einen zur anderen Straße mit. Dort wurde das erste Palasthotel in Paris und eines der ersten echten Luxushotels der Welt ein voller Erfolg. Seitdem ist es allen späteren Konkurrenten stets einen Schritt voraus.
Die Lage dieser höchsten gesellschaftlichen Brennpunktes in der Rue de Rivoli zwischen dem Louvre, der Seine und dem Place de la Concorde ist unschlagbar. Fußläufig sind Park Jardin des Tuilerie, der 1564 von Katarina de Medici als Park für ihren Tuileries-Palast erbaut wurde, bequem zu erreichen. Während die Geschichte von Paris über die 185 Jahre des Bestehens von Le Meurice hinausging, erlebte die Grande Dame der Hotellerie dramatische Geschichten und Geschichte. Sie sah die zweite Revolution 1848, den Tuilerienpalast 1871 niederbrennen, die Kapitulation der Hitler-Deutschen am 25. August 1944. Letzteres geschah tatsächlich im Nobelhotel Le Meurice, das erst von den Deutschen übernommen wurde, um anschließend das Hauptquartier des Gewinners zu werden. Generalmajor Jacques-Philippe Leclerc de Hauteclocque, der am 23. August 1952 postum zum Marschall von Frankreich ernannt wurde, zog mit seinen Verbündeten dort ein – und irgendwann wieder aus.
Viele Royals sind jedoch geblieben und zwar als Stammgäste. Für eine wurde das erst zwanzig Jahre junge Hotel sogar 1855 renoviert. Es war Queen Victoria, die wie ihr Mann fließend Deutsch sprach. Doch als sie in am 20. Juni 1837 in London den Thron bestieg, endete die seit 1714 bestehende Personalunion zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Königreich Hannover aufgrund des Salischen Gesetzes, das Frauen von der Thronfolge ausschloss. Mit dem Tode Victorias beendete die Herrschaft des Hauses Hannover. Und viele Deutsche in England beziehungsweise im Vereinigten Königreich benannten sich um. 1917 erfolgte beispielsweise die Umbenennung der Deutschen vom Haus Haus Sachsen-Coburg und Gotha in Haus Windsor. Seitdem ist nicht mehr von den Sachsen (Deutschen) die Rede, sondern von den Windsors.
Nicht nur Königliche nächtigen im prestigeträchtigen Le Meurice, sondern auch Prominente aus Kunst und Kultur. Andy Warhol, Bob Dylan, Beyoncé, Rudyard Kipling und Coco Chanel waren alle begeistert von dieser Bleibe. Pablo Picasso erging es nicht anders. Der Meister und Maler der klassischen Moderne entschied sich, im Salon Pompadour zu heiraten. Ein großes Ölporträt an der Wand trägt immer noch die Narbe eines Champagnerkorkens, der versehentlich wie eine Kugel von Picassos fröhlichem Hochzeitstisch platzte.
Le Meurice war zudem über dreißig Jahre lang Salvador Dalis zweite Heimat. Seine exzentrische Jagd nach Ruhm ging Hand in Hand mit dem Prestige des Hotels und seinem großen Interesse an Kunst. Fast dreißig Jahre nach seinem Tod ist Dalís Geist immer noch im Design präsent, was vielleicht am besten durch Ara Starcks riesige handbemalte Deckenleinwand im Restaurant Le Dalí und Zoulikha Bouabdellahs „The Kiss“ in der Lobby veranschaulicht wird. Das Le Meurice ist – keine Frage – ein Hohes Haus der Welt- und Kulturgeschichte.
Bei einer umfassenden Renovierung 2019 wurden 29 Zimmer und Suiten in neuen Gestaltungen, die vom jungen Designstudio Lally & Berger im Stil von Louis XVI entworfen wurden, fertiggestellt. Diese Restaurierung ist Grund genug, ein Wochenende im Le Meurice zu verbringen. Die Top-Suite Nummer eins ist und bleibt die Belle Etoile Royal Suite auf dem Dach. Allein riesige Außenterrasse ist 300 Quadratmeter groß und umfasst Zimmer, Bepflanzungen und einen Pool. Insgesamt dürfen 920 Quadratmetern „bewohnt“ werden.
Auch die beiden Restaurants im Le Meurice sind mit dem renommierten Michelin-Koch Alain Ducasse ungewöhnlich großartig, ja, ausgezeichnet. Schon dessen Frühstück ist morgens eine fabelhafte Erfahrung mit persönlichem Service und kulinarischer hausgemachter Finesse im vielleicht elegantesten Restaurant von Paris, dessen Gestalter sich von einem Salon des Schlosses von Versailles inspirieren ließen.
Der Nachmittagstee kann im Konditorei-Café von Cédric Grolet, dem weltbesten Konditor 2018, genossen werden. Für Nicht-Hotelgäste ist Grolets Tea Time immer noch einen Versuch und Besuch wert.
Der Barkeeper-Meister William Oliveri von Le Bar 228 serviert nach Belieben einen der fünfzig gelagerten Whiskys und Malts von hervorragender Güte in einem Interieur voll klassischem dunklem Holz und originalen Wandgemälden.
Die einzige kleine „Störung“ für ruhige Genießer ist ein Vergnügungspark mit Karussells, der im Sommer direkt auf der anderen Seite der Allee im Jardin des Tuilerie erklingt.
Das Personal und der Service von Le Meurice gehören zu den tadellosesten, die wir je erlebt haben. Fast unmerklich wird für uns gesorgt, als würden wir auf einem fliegenden Teppich durch das Palasthotel gleiten. „Echter Luxus ist unsichtbar“, heißt es. Wohl wahr. Dies alles und noch ein wenig mehr trägt zum wohlverdienten Ruhm des Le Meurice, dem „Palast der Paläste“ in der großen, weiten Hotelwelt, bei.
Fotoreportage
Mehr Bilder zum Beitrag in der „Fotoreportage: das Nobelhotel Le Meurice in Paris“ von Peter Hanneberg.
Le Meurice
Adresse: 228 Rue de Rivoli, 75001 Paris, Frankreich
Kontakt: Telephone: +33 1 44 58 10 10
Heimatseite im Weltnetz: lemeurice.com
Anmerkungen:
Die Recherche wurde vom Le Meurice unterstützt. Die Erstveröffentlichung erfolgte in WELTEXPRESS Englisch am 15.9.2020 unter der Überschrift „Le Meurice – The Grand Dame of Paris„. Übersetzer: Stefan Pribnow