Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Stimmen mehren sich, die sich gegen weitere Sanktionen gegen Russland wenden. Mehr Politiker denn je und vor allem Verantwortliche deutscher Unternehmen warnen mit deutlichen Worten davor, dass die G7-Staaten gegen Moskau die Sanktionsspirale im Ukraine-Konflikt weiter eskalieren. „Ich glaube, wir haben genügend Warnzeichen auf dem Tisch, was die Sanktionen anrichten“, sagte der Vorsitzende des besonders wichtigen Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes, in einem Interview der Deutschen Presseagentur (dpa).
Alle wissen, auch die Wirtschaftsweisen, dass die wirtschaftliche Entwicklung zwischen der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland bereits extrem schlecht sei. Cordes klagt darüber, dass „der deutsche Maschinenbau ”¦ in Russland geradezu“ einbreche.
In Sputnik wird darüber berichtet, dass die vor über einem Jahr vom Westen verhängten Sanktionen „bei den deutschen Exporten tiefe Spuren hinterlassen“ habe. So seien die Ausfuhren nach Russland in den ersten drei Monaten 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 34 Prozent auf knapp fünf Milliarden Euro zurückgegangen. „Bei den deutschen Ukraine-Exporten lag das Minus bei 30 Prozent.“
Cordes, der früher Chef der Metro war, warb dafür, die Beziehungen, die Gespräche auf keinen Fall abreißen zu lassen. „Uns wird immer vorgeworfen, ihr habt nur wirtschaftliche Interessen mit Russland im Kopf. Da kann ich nur antworten: Exakt, genau das habe ich im Kopf, aber nicht wegen des schnöden Mammons.“ Es gebe keine bessere Friedenssicherung als engste wirtschaftliche Verflechtungen. „Wer gegenseitig wirtschaftlich voneinander abhängt, wird sich nicht bekriegen, in welcher Form auch immer.“
Die G7-Industriestaaten hatten beim Gipfel in Elmau dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit schärferen Sanktionen gedroht, falls er aus Sicht des Westens zu einer weiteren Eskalation des Konfliks in der Ukraine – die korrupten Oligarchen, Nationalisten und Faschisten in Kiew lassen gegen die „Freien Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk genannten Veranstaltungen Krieg führen – beiträgt.
Größter Nutznießer sei nach Einschätzung der deutschen Wirtschaft der „Volksrepublik China“ genannte Staat. „China stößt mit aller Macht in die Lücke, rüstet gewaltig auf bei Infrastrukturprojekten in Russland“, erklärte Cordes der dpa. Die Chinesen seien auch im Bankensektor schwer unterwegs. „Dass sie russischen Banken, die aufgrund der Sanktionen von der Refinanzierung abgeschnitten sind, mit 25 Milliarden US-Dollar unter die Arme greifen wollen, spricht für sich.“
Cordes unterstrich, Sanktionen brächten nur etwas, wenn alle mitmachten. „Das ist aber ganz offensichtlich nicht der Fall. Es machen nur Europa und die Amerikaner mit, aber letztere sind kaum betroffen, weil sie weniger Geschäft mit Russland machen.“
Als Fehler bezeichnete der frühere Daimler-Topmanager, dass Putin in Elmau nicht dabei gewesen sei. „Eine Krise erfordert, dass man miteinander redet und nicht übereinander. Insofern ist das eine verpasste Chance.“